Willkommen zum großen MetalCrew-Jahresrückblick des Jahres 2022!
Nachdem es leider aufgrund von terminlichen und gesundheitlichen Schwierigkeiten dieses Jahr unmöglich war, einen Video-Rückblick wie in den vergangenen Ausgaben aufzunehmen, entschädigen wir euch hiermit mit einer Schrift-Fassung, in der wir das Jahr revue passieren lassen und uns über Tops und Flops Gedanken machen. Wir hoffen, ihr habt auch mit diesem Format Freude und versprechen für das kommende Jahr wieder einen richtigen Rückblick per Video!
Welches war das beste Album des Jahres?
Ich nehme mir die Freiheit, diese Frage direkt mit einer Top 5 zu beantworten. Insgesamt gab es 2022 kein richtiges Überflieger-Album, aber doch ein paar Vertreter, die absolut überzeugen konnten. Dass ich Platz eins an Megadeth vergeben musste, tut mir beinahe ein Bisschen leid, da ich eigentlich nicht vorhatte, der Band nach dem Umgang mit David Ellefson diese Chance zu geben, aber unter dem Strich war der neue Streich von Megadave wohl musikalisch schlichtweg das Beste, was 2022 erschienen ist. In die Top 5 geschafft haben es dafür auch Cloven Hoof, deren neue Scheibe ich beim Erscheinen eher schlecht bewertet habe, die aber im Laufe des Jahres in meiner Achtung gestiegen ist!
TOP 5-Alben 2022:
1. Megadeth - The Sick, The Dying And The Dead
2. Razor - Cycle Of Contempt
3. Blind Guardian - The God Machine
4. Cloven Hoof - Time Assassin
5. Destruction - Diabolical
Welche war die größte Enttäuschung des Jahres?
Auch hier gab es diesmal einige Kandidaten anstelle eines einzigen, der an dieser Stelle eindeutig zu nennen wäre. Amon Amarth haben es wieder nicht geschafft, an alte Glanzzeiten anzuschließen, aber ob man das als Enttäuschung werten möchte, sei mal dahingestellt, zumal die Wikinger mit "The Great Heathen Army" ja zumindest einen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Schlimmer waren da für mich schon Kreator mit ihrer vollkommen nichtssagenden "Hate Über Alles"-Scheibe. Klar hatte sich auch hier mit dem letzten Output, "Gods Of Violence", ähnlich wie ja auch bei Destruction, schon ein gewisser Abwärtstrend angedeutet, aber ein bisschen mehr als das, was man von den Essenern dieses Jahr zu hören bekam, hätte ich doch erwartet. À propos Abwärtstrend; ein solcher plagt auch weiterhin Grave Digger! Chris Boltendahls kurzes Intermezzo mit Hellryder hat sich hier leider nicht positiv ausgewirkt, "Symbol Of Eternity" ist als weitere Schlaftablette ins Jahr 2022 eingegangen.
Welches war das beste Konzert, das du 2022 besucht hast?
Obwohl ich, abgesehen von Crew-eigenen Veranstaltungen, dieses Jahr nur auf zwei größeren Konzerten war, fällt mir die Antwort hierauf ziemlich schwer. Klar waren Anvil im Backstage unglaublich sympathisch und es war ein echtes Erlebnis, die kanadischen Haudegen einmal live zu erleben. Vom Gesamtpackage her müsste ich jedoch die Kings Of The Underground-Tour wählen. Ambush, Evil Invaders und Enforcer - was will der Fan der jungen Generation des traditionellen Metal mehr? Schade nur, dass Cobra Spell zum Zeitpunkt des Konzerts in München schon weit fortgeschritten in der inneren Selbstzersetzung waren; ein paar Wochen vorher und da hätte man vermutlich noch ganz Anderes erwarten können!
Welcher war der beste Song des Jahres?
Da ist meine Antwort eindeutig. Es gab viele gute Nummern, aber am meisten gefesselt hat mich "Blood Of The Elves" von Blind Guardian. Überhaupt eine Wahnsinns-Story, denn ein Album wie "The God Machine" hätte ich den Krefeldern im Leben nicht mehr zugetraut! Hier sägen die Riffs stellenweise beinahe wie zu den besten Zeiten der Band - klasse!
Welcher war der schwächste Song des Jahres?
Hier hielt das Jahr wieder einige heiße Kandidaten bereit. "Hate Über Alles" hatte ein paar schwächere Nummern zu verzeichnen, aber am meisten gruselt es mich nach wie vor vor "Become Immortal". Wie Mille und Co. tatsächlich eine derart zahnlose Schunkel-Nummer herausbringen konnten, bleibt mir ein Buch mit sieben Siegeln. Daneben haben sich Amon Amarth mit ihrem Saufsong "Heidrun" kräftig blamiert. Wie schon erwähnt, bin ich eigentlich nicht völlig unzufrieden mit "The Great Heathen Army", aber bei diesem Track ist die umgehende Betätigung der Skip-Taste die einzige richtige Handelnsweise. Oh, und obwohl ich mit der Band allgemein wenig zu tun habe, muss ich natürlich erwähnen, dass auch "Dicke Titten" vom neuen Rammstein-Album nicht mehr als eine schlechte Entschuldigung für einen Song ist, die besser nie entstanden, geschweige denn aufgenommen worden wäre.
Welches war das schönste Albumcover des Jahres?
Interessante Kategorie dieses Jahr. Ehrlich muss ich sagen, dass mir das Cover von Blind Guardians "The God Machine", das mich ja auch musikalisch überzeugen konnte, sehr gut gefallen hat. Ich weiß, dass viele Fans von Hansi Kürsch und seinen Männern einigermaßen entsetzt über das Artwork waren, aber ich kann mich dem tatsächlich nicht anschließen. Sicher, der Stil ist ein wenig anders als von Blind Guardian gewohnt, aber diese laufende Person mit dem Speer in einer gänzlich weiß und rot gestalteten Landschaft hat etwas Endzeitartiges, das die Stimmung des gesamten Longplayers sehr gut einfängt. Und, mal ehrlich: Wer das Cover zu "A Night At The Opera" ertragen hat, der wird doch an "The Gof Machine" nicht verzweifeln? Ein anderer Kandidat, den ich noch erwähnen möchte, wäre aber noch Warpath. Die haben dieses Jahr still und heimlich einen Longplayer mit dem Titel "Disharmonic Revelations" veröffentlicht, der musikalisch natürlich die altbekannte Kost der Nordlichter auftischt (neuerdings allerdings mit zwei Gitarren im Line-up) und dazu über eine schicke, simplizistisch in Schwarz und Weiß gehaltene Aufmachung verfügt. Auch sehr hübsch!
Wer war der Idiot des Jahres?
Ich bin mir zwar fast sicher, dass ich gerade irgendjemanden vergesse, aber meine erste Nominierung wären hier Judas Priest und zwar für ihre Schnapsidee, die Jubiläumstour mit nur einem Gitarristen absolvieren zu wollen. Wie kann nur die Band, die die Zwillingsgitarren erfunden hat, ihr eigenes Erfolgsrezept auf diese Art und Weise verraten? Gut, relativ schnell hat man dann Andy Sneap (der ja scheinbar zuvor nicht informiert worden war?) wieder ins Boot geholt, aber ich glaube tatsächlich, dass hinter dieser Aktion nicht nur plötzliche Einsicht steckte; zumindest könnte ich mir vorstellen, dass darin Kalkül zu sehen ist und eine bewusste Botschaft an K.K. Downing à la "Wir würden lieber mit nur einer Gitarre spielen, als dich zurückzuholen". Ist natürlich nur Spekulation meinerseits, aber es würde ins Bild passen, zumal sich die Priester und ihr ex-Gitarrist ja Anfang des Jahres noch wesentlich ferner standen als das heute der Fall zu sein scheint. Allerdings kann ich diese Kategorie natürlich auch nicht abschließen, ohne auf Sonia Anubis, Bandchefin von Cobra Spell, zu sprechen zu kommen. Mitten während der laufenden Tour unter offensichtlich wenig freundschaftlichen Umständen drei von vier Bandmitgliedern zu feuern, lässt bezüglich der persönlichen Qualitäten eines Bandleaders schon Rückschlüsse zu. Ungleich schlimmer liegt die Sache jedoch, wenn beim folgenden Umbau der Band immer klarer wird, dass es hier eigentlich gar nicht um die Musik geht, sondern nur um ein beliebiges Vehikel einer Gitarristin, die offenbar mit aller Gewalt und völlig unabhängig von der Art und Weise berühmt werden möchte. Dass Cobra Spell inzwischen eine weitere All-Female-Band geworden sind, ist vollkommen legitim, aber wer zuletzt einmal die sozialen Medien von Sonia Anubis durchgesehen hat, der kommt schnell zu der Erkenntnis, dass die Gruppe für sie inzwischen offenkundig kaum mehr ist als ein Mittel zur Vermarktung ihres Onlyfans-Kanals (kein Witz, das ist wirklich so!). Ich habe ja erst kürzlich in einem unserer Kotzer der Woche darüber gesprochen, mit welchen Problemen Musikerinnen in der Metalszene nach wie vor zu kämpfen haben, und natürlich ist eine Präsenz von mehr Frauen auf den Bühnen der harten Musik begrüßenswert. Damit, sich als modernes It-Girl zu inszenieren, dem es völlig gleich ist, ob es seine Aufmerksamkeit für die Musik oder durch Sex erhält, tut man der Emanzipation in der Szene aber auch keinen Gefallen.
Welcher war der beste Newcomer des Jahres?
Diese Kategorie war für mich tatsächlich am schwierigsten zu beantworten. Es gab 2022 einfach keine wirklich neue Band, die mich so richtig aus den Socken gehauen hätte. Ich habe mich deshalb dafür entschieden, die Schweden von Armory zu nominieren, die dieses Jahr ihr Album "Mercurion" herausgebracht haben. Sicher, als richtige Newcomer können die Jungs aus Göteborg eigentlich nicht gelten, immerhin gibt es die Band schon seit zehn Jahren und zwei Alben haben sie auch schon veröffentlicht; dennoch sind sie insofern neu aufgetreten, als "Mercurion" die beiden vorigen Machwerke vollkommen in den Schatten stellt. War die Gruppe bisher nur für unauffällig-mittelmäßigen Heavy Metal bekannt, so konnte sie mit diesem Album endgültig ihre Ambitionen auf mehr unterstreichen und darf insofern zumindest im weiteren Sinne als "Newcomer" geführt werden. Es wird spannend sein, zu sehen, ob die Nordmänner diese Form in der Zukunft festigen können!
Welches war das Comeback des Jahres?
Das ist einfach. Da mir die neue Scheibe von Toxik nicht besonders zugesagt hat, bleibt unter den nennenswerten Acts im eher klassischen Metal-Sektor eigentlich nur Razors "Cycle Of Contempt"-Album übrig und wer meine diesjährigen Top 5 gelesen hat, der hat schon gesehen, dass ich das Scheibchen aller Kritik zum Trotze sehr gefeiert habe. Dave Carlo und seine Truppe liefern hier einfach genau das ab, was man von ihnen kennt, nämlich geradlinigen Thrash Metal ohne jedweden Kompromisse in Richtung Melodie oder Midtempo. Das ist weder innovativ noch en vogue, aber es ist dem Vermächtnis der Band auch 25 Jahre nach dem letzten vorigen Album einfach unbestreitbar treu und dass man dabei mit Nummern wie "Crossed" oder "Setup" auch noch echte Hits an Bord hat, veredelt die ganze Angelegenheit noch zusätzlich.
Welche Band sollte 2023 mal wieder ein Album veröffentlichen?
Da gibt es natürlich wie immer einige, aber ich nominiere (mal wieder) Dark Angel. Das Comeback der Thrash Metal-Regenten aus Kalifornien, von dem seit Jahren immer wieder die Rede ist, ist mittlerweile seit Ewigkeiten überfällig. Jetzt ist aber ja Gene Hoglan bei Testament ausgestiegen, allem Anschein nach, um mehr Zeit für die Arbeit mit Dark Angel zu haben, und das gibt mir Hoffnung, dass es 2023 endlich so weit ist und wir mit der Rückkehr einer Legende rechnen können!
Worauf freust du dich im Jahre 2023?
Hmm, die neue Metallica-Scheibe? Nun, da ist natürlich die Frage, ob man von Vorfreude sprechen kann, denn ich erwarte das Kommen dieser Scheibe ja durchaus mit gemischten Gefühlen, auch wenn die erste Single schon mal nicht schlecht war. Ansonsten freue ich mich natürlich auf Holy Moses - sowohl live als auch auf Platte! Sabina Classen hat ja angekündigt, nach einem letzten Album endlich in Metaller-Rente gehen zu wollen, und deswegen gönne ich der in meinen Augen besten Sängerin des gesamten harten Musiksektors natürlich von Herzen, dass ihre Abschiedsplatte eine gute und die letzte Tour ein voller Erfolg werden möge. Auf ein letztes Mal im Jahre 2023!