Iron Angel - Emerald Eyes

  • Review: Iron Angel - Emerald Eyes:

    Gut zwei Jahre ist es nun schon wieder her, dass die Hamburger Speed Metaller von Iron Angel mit ihrem Comeback-Album "Hellbound" auf sich aufmerksam machen konnten. Seither ist einiges passiert; so wurde Gitarrist Mitsch Meyer durch Nino Helfrich ersetzt, was den Altersdurchschnitt in der wiederbelebten Achtziger-Institution noch einmal gesenkt haben dürfte. Viel wichtiger ist aber natürlich die Frage, ob die Veränderung denn auch musikalisch greifbar ist und wie sich überhaupt der neue Output "Emerald Eyes" im Vergleich mit seinem direkten Vorgänger schlagen kann. Immerhin wurde doch die Messlatte mit "Hellbound" auf ein recht beachtliches Niveau gefahren, doch schon die Vorab-Singles deuteten an, dass Iron Angel auch anno 2020 nicht vom Gaspedal zu gehen gedenken.

    Da wäre zum Beispiel die Nummer "Sacred Slaughter", ausgekoppelt schon vor einiger Zeit inklusive Lyrics-Video und Opener des Albums. Hier geht es, wie man es von einem Eröffnungssong wünscht, gleich mal ordentlich in die Vollen; Drummer Mäx Behr scheucht seine Kollegen im Hochgeschwindigkeits-Sektor durch die ersten Riffs des Albums, die sich in bester Oldschool-Speed Metal-Manier präsentieren und voll überzeugen können.

    Nur eine Nuance schwächer kommt danach "Descend" um die Ecke. Hier gehen die Hanseaten nicht ganz so kompromisslos zur Sache wie auf dem ersten Track und warten stattdessein der Gitarren-Fraktion mit einigen kleineren Klang-Experimenten auf. Das mag für Iron Angel-Verhältnisse im ersten Moment fast etwas ungewohnt klingen, aber spätestens beim schönen Refrain ist dann doch wieder alles im grünen Bereich.

    Das coole "Sands Of Time" wiederum war die allererste Single des Albums gewesen und die einzige, die ein vollwertiges Musikvideo im eigentlichen Sinn erhalten hat. Von den drei Vorab-Veröffentlichungen war diese wohl die stärkste, die Nummer geht stark nach vorne und verfügt durchaus über ein gewisses Ohrwurm-Potential - alles in allem starkes Speed Metal-Futter und sicherlich eines der Highlights der Scheibe!

    Doch damit nicht genug: Das folgende "Demons" kann dieses Niveau ohne weiteres halten und überzeugt ebenfalls ohne Vorbehalte. Der Song geht gut zur Sache, stark gespielte Strophen leiten über in einen mächtigen Refrain - so wünscht man es sich von einer traditionellen Speed Metal-Kapelle! Auch Dirk Schröders Gesang kann überzeugen, wenngleich er natürlich nicht mehr klingen kann wie noch in den glorreichen Achtzigern.

    Mit "What We're Living For" wird es dann etwas ruhiger - zumindest stellenweise. Die Riffs wüten hier zunächst noch in der gewohnten Manier, für den Refrain wird dann aber der Fuß ein Wenig vom Gas genommen und eine eher epische, sehr live-taugliche Schiene gefahren. Der Übergang zwischen diesen beiden Modi kann freilich nicht zu hundert Prozent überzeugen und auch die Abfolge der Riffs braucht den einen oder anderen Hördurchlauf, bis sich der Hörer zurechtfinden kann.

    Der nachfolgende Titeltrack präsentiert sich in gewisser Hinsicht ähnlich, auch hier hat man den Wechsel zwischen Highspeed auf der einen Seite, den vielleicht langsamsten Parts des gesamten Albums auf der anderen. Allgemein hat man hier zur Mitte des Albums hin eine etwas gemäßigte Phase und wäre es nicht um die Smaragd-Augen der Dame auf dem hübschen "Winds Of War"-Gedächtnis-Albencover, man würde sich fragen, wie es "Emerald Eyes" zum namensgebenden Song dieser Scheibe gebracht hat.

    Im Vergleich zu den letzten beiden Nummern zeigt sich dann "Fiery Winds Of Death" nochmal deutlich verbessert. Hier liefert das Quintett einmal mehr urtypischen Metal, der diesmal komplett im gemäßigten Tempo-Segment dargeboten wird, aber durchaus genug Ecken und Kanten hat, um nicht austauschbar oder beliebig zu wirken. Schön zur Geltung kommt hier wie auf dem gesamten Album die gelungene Produktion, die einen Kompromiss zwischen Tradition und Moderne findet, zur Geltung.

    Qualitativ ähnlich kommt auch "Sacrificed", das wieder stärker nach vorne geht als der vorige Song und dabei noch über ein mitreißendes Element besitzt, das sicher auch in der Live-Situation gut zur Anwendung kommen könnte. Sicher, wer nach großen Innovationen sucht oder technische Kabinettstückchen erwartet, wird hier kaum fündig werden, doch den Liebhaber traditionellen Metals kann der Track überzeugen.

    "Bridges Are Burning" war der Name der letzten Auskopplung, die man vor dem Release von "Emerald Eyes" zu hören bekam, und konnte das Niveau der beiden ersten Singles beinahe halten. Der Song lebt von seinem starken Refrain, der voll zu überzeugen weiß und sich in den Hörgängen festsetzt, auch wenn in den Strophen teilweise ein kleines Mehr an Aggressivität vielleicht nicht zum Nachteil gewesen wäre.

    Zum Abschluss drehen die Nordlichter dann noch einmal mächtig auf und liefern mit "Heaven In Red" die astreine Bedienung in Sachen Speed, die sicherlich zu den stärksten Songs des Albums gerechnet werden darf. Die CD-Version des Albums enthält zudem noch die Nummer "Dark Sorcery", die aber scheinbar nicht auf jeder Pressung vertreten ist und daher als Bonus-Song in unsere Wertung an dieser Stelle nicht eingehen mag.

    Fazit:
    Iron Angel sind zurück und können mit "Emerald Eyes" ein weiteres Stück hochwertigen, Achtziger-lastigen Speed Metals vorlegen. Die vorab angekündigte musikalische Weiterentwicklung ist zwar auf dem Album eher nur in homöopathischen Dosen auszumachen, doch ist das durchaus als Kompliment zu verstehen, wird doch das neue Machwerk der Band-Tradition einmal mehr voll gerecht und nimmt wohl qualitativ wohl genau den Platz zwischen "Hellbound" und dem Alltime-Klassiker "Hellish Crossfire" ein. An mancher Stelle mag man jetzt zwar Klage hören, der Band fehle ein schöpferischer Funke, doch gilt in diesem Fall wohl das altbewährte Motto "What you see ist what you get". Iron Angel sind nun einmal eine Band der Achtziger mit entsprechend traditioneller Ausrichtung und man sollte nicht vergessen, dass Vieles, was im Speed Metal heute als gegeben vorausgesetzt wird, von den Hamburgern in Deutschland überhaupt erst (mit-)etabliert wurde. Misst man die Gruppe aber an diesem Hintergrund, so konnte sie mit "Emerald Eyes" überzeugen.

    Anspieltipp:

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