Traditional Thursday #101: Adrian - The White Death

  • Nachdem soeben unser zehnwöchiges Manowar-Special im Traditional Thursday zu Ende gegangen ist, ist es wohl an der Zeit, sich wieder einmal etwas obskureren Vertretern des guten alten Achtziger-Jahre-Metals zuzuwenden; und welche Band könnte in diesem Sinne besser passen als Adrian, die vielleicht das Sinnbild einer Kapelle darstellen, die heute wirklich kein Mensch mehr kennt. Das Quintett formierte sich Mitte der Achtziger in Jelmstorf in der Lüneburger Heide und brachte es in seiner Karriere auf genau einen einzigen Output, das 1987 veröffentlichte Album "One Step Into The Uncertain". Nun muss man konzedieren, dass das Auffälligste an dieser Scheibe nicht eigentlich die Musik ist, sondern vielmehr das Cover, das mancher wohl als peinlich, jeder aber als zum Brüllen komisch bezeichnen würde. Persönlich habe ich immer ein Herz für solche Auswüchse von Achtziger-Jahre-Ästhetik, die ja letzten Endes auch zum Sympathie-Faktor manch unbekannter Band aus der Hochzeit des Metal beitragen. Nicht zuletzt die optische Aufmachung mag aber dafür ursächlich gewesen sein, dass Adrian selbst in den Achtzigern, als die Band-Dichte noch deutlich geringer war, als das heute der Fall ist, kein Label für ihre Scheibe finden konnten und schließlich gezwungen waren, diese selbst zu vermarkten. Wie kaum verwundern dürfte, ging die Platte entsprechend anno '87, als sich traditioneller Heavy Metal eh längst in einer handfesten Krise befand, völlig unter und Adrian lösten sich ein Jahr später auf.

    Was nun die musikalische Qualität von "One Step Into The Uncertain" anbelangt, so ist diese eher schwankend, weshalb ich keine uneingeschränkte Kaufempfehlung für die Scheibe aussprechen kann (wenn man denn überhaupt seine Hände an ein Exemplar bekommen kann, was mittlerweile eher ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte). Dennoch ist mit "The White Death" zumindest ein Song auf der Scheiblette enthalten, den man durchaus gerne in seine Playlist packt und der auf einer Achtziger-Party sicherlich auch angemessen aufgenommen würde. Stilistisch bewegen sich Adrian zwischen Heavy und recht ursprünglichem Power Metal, als Vergleich könnte man die (ganz in der Nachbarschaft von Adrian angesiedelten) sehr frühen Helloween in ihrer Demo-Phase und vielleicht noch zu Zeiten von "Walls Of Jericho" anführen, wobei freilich Adrian-Sänger und -Rhythmus-Klampfer Oliver Wende deutlich anders klingt als Kai Hansen und seine respektiven Nachfolger. Nun wäre es sicher verfehlt, zu behaupten, dass "The White Death" gegen ein Werk wie die erste Scheibe der Kürbisköpfe irgendeinen Stich machen würde, auf der Haben-Seite des Songs stehen aber dennoch ein knackiger, präsenter Bass-Sound (der leider etwas auf Kosten der Gitarren geht), ein Keyboarder, der sich dankenswerterweise weitgehend im Hintergrund hält, und ein überraschend solides kleines Solo; und während Adrian bei anderen Songs mit plötzlichen Tempowechseln den Hörer eher verwirren, so ist die Art und Weise, wie aus dem insgesamt speedigen "The White Death" zum Refrain plötzlich das Tempo herausgenommen wird, sicherlich unkonventionell, aber durchaus recht anregend und wirkt möglicher Langeweile entgegen. Alles in allem hat man hier also einen gutklassigen Song, der dem Traditional Metaller mit Hang zum Untergrund durchaus ans Herz wachsen kann.

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