Traditional Thursday #135: Holy Moses - Lost In The Maze

  • Holy Moses waren in unseren Songs des Tages bisher erst ein einziges Mal zu Gast und zwar im Zuge unseres "Die besten deutschen Thrash Metal-Alben"-Specials. Tatsächlich verdient diese Band aber durchaus nochmal eine gesonderte Behandlung, ist doch ihre Bedeutung in den Achtzigern heute kaum noch jemandem bewusst. Dass sich überhaupt eine Frontfrau wie Sabina Classen (damals verheiratet mit Gitarrist Andy Classen, unter dessen Einwirken sie zunächst unfreiwillig für die Band rekrutiert worden war) in der Thrash Metal-Szene profilieren konnte, war für damalige Verhältnisse an sich schon eine kleine Sensation; in welcher Art und Weise Holy Moses sich aber einen Namen machten, war wirklich außergewöhnlich.

    Schon das Debüt-Album "Queen Of Siam" von 1986 legte ein Pfund vor, das in Sachen Kratzbürstigkeit und Bosheit jeder anderen Thrash-Kapelle der Bundesrepublik das Wasser reichen konnte, doch es war der Zweitling "Finished With The Dogs", mittlerweile eingespielt von André Chapelier am Bass und dem legendären Uli Kusch hinter der Schießbude, welcher Holy Moses in die absolute Speerspitze der europäischen Thrash-Szene katapultierte - und der Gruppe ganz nebenbei als erster deutscher Thrash-Band einen Vertrag mit einem Major-Label eintrug. Denn noch ein Jahr, bevor Kreator ihren Amerika-Deal mit Epic Records abschlossen, wurden Holy Moses bereits von WEA unter Vertrag genommen. Wohl nicht zuletzt diese positiven Zukunftsaussichten waren es, die die Band auch für andere Musiker attraktiv machten, und es ihr ermöglichten, sich mit Thomas Becker (Bass), der zuvor mit Darkness gethrasht hatte, einen neuen Mann ins Boot zu holen. Warum den Aachenern der kommerzielle Durchbruch trotzdem nicht glückte? Nun, dazu beigetragen dürfte haben, dass sich die Gruppe beharrlich weigerte, einen Mainstream-freundlichen Kurs einzuschlagen. Sicher, auf dem 1989er Album "The New Machine Of Liechtenstein" (mit dem vielleicht kultigsten Albumtitel aller Zeiten) fuhr das Quartett im Vergleich zu "Finished With The Dogs" das Geprügel ganz deutlich zurück, die Komplexität hoch (nicht umsonst klingen einige der Riffs auf dem Album verdächtig nach "Master Of Puppets"-Ära Metallica) und sogar Sabina ließ sich zu einer Gesangsperformance hinreißen, die für ihre Verhältnisse sicherlich nur als melodisch gelten konnte; doch unter dem Strich war die Scheibe wahrscheinlich nicht eingängig (respektive seicht) genug für den Mainstream, hatte dagegen stellenweise eine kühle, beinahe unheimliche Ausstrahlung und das Konzept des Albums, welches davon handelte, wie in der (damaligen) Gegenwart selbst ein kleines Land wie Liechtenstein das Potential erlangen könnte, die ganze Welt zugrunde zu richten, bot wohl einfach wenig Raum für leicht zugängliche Hit-Singles.

    So ließen Holy Moses also ihre Chance auf größeren Ruhm fahren; der Deal mit WEA war nach nur einem Album Geschichte, Uli blieb noch für ein weiteres Album an Bord, bevor er die Aachener Thrasher in Richtung Gamma Ray verließ, von wo es ihn zu Helloween und schließlich Masterplan verschlug. Zur gleichen Zeit nahm auch Thomas seinen Hut. Zurück bleibt mit "The New Machine Of Liechtenstein" ein Album, das seinerzeit vielleicht ein Wenig verkannt wurde, da es weder den Weg in ultimative Brutalität des Vorgängers fortsetzte, noch merkbar in Richtung Mainstream tendierte, heute aber für den Fan eher hintergründiger Perlen, die sich vielleicht erst beim zweiten Hören erschließen, gefundenes Fressen darstellt. Insbesondere der letzte Song "Lost In The Maze" ist ein Paradebeispiel für die bedrückende Aura dieser Scheibe und sicherlich einer der besseren Outputs aus der bereits immer experimenteller werdenden Thrash-Szene, die während dieser Zeit ja schon langsam aber unaufhaltsam in Richtung ihres vorläufigen Endes in den Neunzigern zusteuerte.

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