Traditional Thursday #140: Exodus - Fabulous Disaster

  • Es kommt selten vor, aber bisweilen passiert es doch, dass man als Verfasser eines Songs des Tages vor der Computer-Tastatur sitzt und einfach nicht so recht weiß, was man heute schreiben soll. Und so sehr man auch in seinem Gedächtnis wühlt, will einem das perfekte Stück für die Woche einfach nicht in den Sinn kommen. Band A hat man kürzlich erst behandelt, Band B will man sich für ein andermal aufbewahren, für Band C ist man gerade nicht in der richtigen Stimmung... So fängt man dann also ohne größeren Plan einfach an, zu schreiben, und landet am Ende meist bei einem der altbekannten Klassiker. Das muss aber an und für sich nichts Schlechtes bedeuten, denn auf diese Weise hat man die Möglichkeit, wenn nicht auf Band-, dann doch zumindest auf Song-Ebene eine Wahl zu treffen, die einem etwas missachteten Stück ein wenig Aufmerksamkeit einbringt - von entsprechenden Nummern gibt es bei einschlägigen Bands ja genügend.

    Ein solcher Fall wären Exodus, die von mir bekanntlich zur absoluten Spitzengruppe der Thrash Metal-Kapellen gezählt werden, obwohl ich mitunter den Eindruck gewinne, dass die bekanntesten Songs der Amerikaner nicht unbedingt ihre stärksten sind. Dies zeigt sich deutlich im Falle der "Tempo Of The Damned"-Scheibe, von der "Blacklist" zwar allenthalben zu hören ist, qualitativ aber doch (bei aller Klasse, die man der Nummer keineswegs absprechen sollte und kann) von "War Is My Shepherd" oder "The Scar-Spangled Banner" deutlich in den Schatten gestellt wird. Auf der "Fabulous Disaster"-LP wiederum ist es der Evergreen "The Toxic Waltz", der in der öffentlichen Wahrnehmung alle anderen Nummern überstrahlt - und das ist ja letzten Endes sogar nachvollziehbar; im Gegensatz zu den ersten zwei Exodus-Alben griff auf "Fabulous Disaster" ein gewisser Anthrax-Einfluss um sich, der dazu führte, dass die Band öfter mal eher locker und betont lässig vor sich hin rockte, was im Vergleich zu den Vorgängern einen leichten, aber merklichen Mangel an Konstanz zur Folge hatte. Auf der anderen Seite hat "The Toxic Waltz" als Einzelsong insbesondere live Qualitäten, die kein Mensch, der einmal ein Konzert der Bay Area-Veteranen besucht hat, verleugnen könnte. Warum aber bei alledem gerade der Titelsong des benannten Albums so oft übersehen wird, ist mir doch einigermaßen unbegreiflich. Hier handelt es sich um einen Banger erster Güteklasse, der ohne Abstriche auf "Bonded By Blood"-Niveau agiert und sich durch den vielleicht besten Thrash Metal-Refrain aller Zeiten auszeichnet. Auch die Umsetzung ist, wie immer bei Exodus, vorzüglich und umso bedauerlicher ist es, dass die Nummer bei der Diskussion um die besten Songs der Band so oft in der zweiten Reihe, mitunter noch hinter "The Last Act Of Defiance", ihr Dasein fristen muss. In diesem Sinne sei jenem tollen Track in unserem Format einmal genüge getan. Bang your head against the stage!

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    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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