Traditional Thursday #142: Slayer - Blood Red

  • Was soll man an einem Tage wie dem heutigen für einen Song des Tages verfassen? Die europäische Staatenordnung, die uns allen über Jahrzehnte hinweg Freiheit und Sicherheit garantiert hat, ist infrage gestellt. Vielmehr noch, sie ist frontal angegriffen worden von einem Autokraten, der seine imperialistischen Phantasien durchzusetzen sucht und dabei, wie der heutige Tag auch dem Letzten klar gemacht haben muss, auch vor der Souverainität anderer Staaten nicht zurückschreckt. Bis zuletzt hatten Viele, den Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen, gebangt und gehofft, dass es sich bei alledem vielleicht doch nur um letztlich inhaltslose Provokationen handeln könne, doch damit ist es nun vorbei. Einen "schwarzen Tag für Europa" haben es viele Münder heute schon genannt, auch einen "schwarzen Tag für die Welt", aber die korrekte Bezeichnung muss wohl doch lauten, ein "schwarzer Tag für die Ukraine". Denn während andernorts über Wirtschaftssanktionen beraten wird und als eine der ersten Amtshandlungen Fußballspiele in Russland abgesagt werden, findet sich doch niemand, der dem betroffenen Staat oder Volk wirklich substantiell helfen könnte.

    Das ist es, worin für mich die größte Tragik an diesem Tage liegt: Wie muss es sich für die Ukrainer anfühlen, eine einseitige Invasion durch einen anderen Staat zu erleiden und keinen Verbündeten zu haben, keinen Alliierten, der ihnen zur Hilfe eilt? Selbstverständlich verstehe ich auf der anderen Seite auch, dass sich niemand eine Eskalation der Situation wünscht, aber die Faktenlage ist nun einmal diejenige, dass Russland und sein Machthaber einen Krieg auf europäischem Boden begonnen haben; ist eine Eskalation denn da noch zu vermeiden?

    Die Tage der Ukraine als unabhängiger Staat dürften wohl gezählt sein. Die Zeiten danach werden andere sein; Estland, Lettland, Litauen, Polen und Rumänien aktivieren Artikel 4 des NATO-Vertrags, in Moldawien soll der Notstand ausgerufen werden, Die Zeit interviewt einen Politologen, der eine russische Invasion nach Schweden oder Finnland für ein realistisches Szenario hält. Es ist ein Trauerspiel. Doch eine Sache wird immer klar sein, die bei vielen anderen Kriegen von den Beteiligten vernebelt wurde, und das ist die Frage, wer bei dieser Auseinandersetzung der Aggressor ist. Das verdanken wir nicht zuletzt den amerikanischen Geheimdiensten, welche die Kriegsvorbereitungen einer größtmöglichen Öffentlichkeit bekannt gemacht und jeglichen Versuchen russischer Propaganda, sich selbst als das Opfer darzustellen, den Nährboden entzogen haben. Und dieser Gedanke war es letztlich, der mich, nachdem ich lange Zeit ratlos war, welchen Song ich an einem solchen Tage wie heute vorstellen sollte, dazu bewogen hat, diejenige Wahl zu treffen, die sich nun im Titel dieses Eintrages wiederfindet:

    You cannot hide the face of death
    Oppression rules by bloodshed
    No disguise can deface evil
    The massacre of innocent people

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    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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