Cloven Hoof - Time Assassin

  • Review: Cloven Hoof - Time Assassin:

    Beinahe unbemerkt von der Welt haben die Engländer von Cloven Hoof vergangenen Freitag ihr neues Album "Time Assassin" auf den Markt geworfen. Damit beweisen die NWoBHM-Veteranen ein ganz beachtliches Maß an Aktivität, handelt es sich doch nach "Age Of Steel" (2020) schon um das zweite während der Pandemie vorgestellte Machwerk der Briten. "Time Assassin" soll das Ende der "Dominator"-Storyline darstellen, welche mit dem gleichnamigen Album noch in den Achtzigern begonnen wurde und im schon erwähnten "Age Of Steel" eine Fortsetzung gefunden hatte. Leider muss man im Zuge der Veröffentlichung von "Time Assassin" beinahe den Eindruck gewinnen, die Band habe selbst nicht zu hundert Prozent hinter dem gestanden, was sie hier eigentlich fabrizierte. Während der Vorgänger vor zwei Jahren gemessen am Bekanntheitsgrad der Gruppe noch recht ordentlich beworben wurde, gab es bei Album Nummer acht der Truppe überhaupt keinerlei Vorgeschmack in Form einer Single oder eines Videos und dass eine alte Metal-Kapelle der Achtziger ihr Album ausschließlich in digitaler Form auf den Markt bringt und auf eine physische Veröffentlichung gänzlich verzichtet, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.

    Dabei beginnt die Scheibe eigentlich durchaus respektabel. "Guardians Of The Universe" stellt einen flotten, energetischen Opener dar, bei dem Sänger George Call seine Klasse ausspielen kann. Er hat sich längst ein festes Standing in der Szene ersungen und beweist erneut, dass er der würdige Nachfolger des großen Russ North ist. Auch die Komposition ist gelungen und spielt geschickt mit Tempowechseln in der Bridge. Das einzige Manko, das dem Hörer sofort ins Auge (respektive ins Ohr) fällt, ist die fragwürdige Produktion der ganzen Angelegenheit. Die Drums klingen klinisch, die Gitarren ebenfalls und wurden für die Leads der Strophen noch mit einem seltsamen, Synthie-artigen Effekt belegt. Dies schädigt ebenso nachhaltig den Hörgenuss wie die ständigen, völlig überflüssigen Keyboards, die dem Song einen Teil seiner Durchschlagskraft nehmen.

    Zumindest die Keyboards werden für den zweiten Song ein wenig zurückgefahren, wenn mit "Liquidator" der härteste Track der Scheibe aufgetischt wird. Mit durchgehend gelayerten Vocals agiert George am stimmlichen Maximum, während die Instrumentalisten ein ganz beachtliches Gewitter niedergehen lassen. Die Nummer erinnert ein wenig an das, was die Band seinerzeit auf der "Eye Of The Sun"-Scheibe versuchte, wobei man anno 2022 aber dankenswerterweise auf dümmliche Rap-Einlagen und ähnliche Episoden verzichtet.

    Das folgende "Lords Of Death" punktet nach einem stimmungsvoll-düsteren Intro mit treibenden Drums, die zusammen mit dem Gesang die ansonsten recht einfach gestrickten Strophen tragen, um dann in einen kraftvollen Midtempo-Refrain überzugehen. Für Abzüge sorgen jedoch leider wiederum die immergleichen, uninteressanten Keyboards, die vielleicht als Akzentuierung einzelner Stellen funktionieren könnten, nicht aber, wenn sie, wie hier, unmotiviert über ganze Songs gekippt werden.

    Und während die ersten Songs trotz, nicht wegen der Produktion zumindest noch stellenweise zu punkten vermochten, so fällt es dem Album mit fortlaufender Spieldauer zunehmend schwer, dem Sog in den Plastiksound der Belanglosigkeit zu entgehen. Stellen wie die Strophen von "After Forever" sind jedenfalls nichts, was man sich auf nüchternen Magen antun sollte. Cloven Hoof waren schon immer eine theatralische Band und das sollten sie auch bleiben, aber derartige Helloween-Anleihen, wie sie hier vorzufinden sind, sind einfach nicht dazu angetan, dem Album den dringend benötigten Biss zu verschaffen.

    Der Titeltrack ist darauf ausgelegt, die ganze Chose ein wenig zu diversifizieren, indem zunächst eine Rückkehr zur härteren Gangart der ersten zwei Songs angedeutet wird, um dann ohne jede Vorwarnung mit einem ausgemachten Schmalz-Refrain um die Ecke zu kommen. Zugegeben, derlei Passagen prägen das Werk der Band schon seit der "Dominator"-Scheibe, die ja offenkundig den Bezugspunkt von "Time Assassin" bildet, doch während in den Achtzigern die einzelnen Parts fließend ineinander übergingen, wirken bei diesem Song die Tempo- und Stilwechsel etwas willkürlich aneinandergereiht.

    Auch das folgende "Beltaine Fire" betont nach einem Beginn durch ein beinahe klassisch anmutendes Intro vor allem die epische Seite des Schaffens der Band, ist dabei jedoch etwas erfolgreicher als die letzten Nummern. Insbesondere der Refrain wartet mit einer interessanten Melodieführung auf, die ein wenig an die "Resist Or Serve"-Platte erinnert, und während die Bridge schon wieder in ruhiger, leicht balladesker Weise ausgestaltet wurde, ist sie doch besser in den Gesamtsong integriert, als das bei manchen anderen Stücken von "Time Assassin" der Fall ist.

    Wirklichen Grund zur Freude bereitet jedoch erst wieder "Highway Man", bei welchem die Briten noch einmal ganze Arbeit abliefern. Die reinen Vocal-Parts, die das Stück rahmen, sind exakt solche Stellen, die den Einsatz von Keyboards sinnvoll erscheinen lassen, und dazwischen entfaltet sich eine flotte, energetische Nummer, die genau jene Balance zwischen Power und Melodieliefert, die man sich von einer Band wie Cloven Hoof zu hören erhofft. Klarer Treffer!

    Für einen der kurioseren Momente der Scheibe sorgt das Intro zu "Tokyo Knights", welches selbst unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes, in den diese Nummer zu stellen ist, etwas seltsam anmutet. Der folgende erdige Rocker ist allerdings durchaus kompetent konstruiert und hätte ohne weiteres auch auf "A Sultan's Ransom" stehen können. In welcher Weise freilich der Text dieses Songs noch mit den Weltall-Abenteuern des Dominator in Verbindung stehen soll, das entzieht sich durchaus meinem Verständnis.

    Selbiges gilt auch für die Lyrics zu "Carnival Of Lost Souls", doch auch ganz ohne erkennbares Konzept legt die Band mit dem Closer noch einmal ein paar Scheite mehr ins Feuer und liefert anstelle der von den letzten Alben auf dieser Position bekannten epischen Nummern ein recht agiles Uptempo-Stück, das sich im weiteren Verlauf sogar noch steigert. Eine interessante Abweichung von den Hörerwartungen des Fans, die in diesem Falle durchaus aufgeht.

    Fazit:
    Nichtsdestotrotz bleibt "Time Assassin" letztlich ein merkwürdig zwiespältiges Werk. Das Songwriting ist durchaus hochklassig, wie man es von Lee Payne gewohnt ist, und der Silberling wartet mit einigen der energetischsten und aggressivsten Songs der Bandgeschichte auf; doch zwei Drittel des Albums, genau so lange, wie die Geschichte des Dominator in den Lyrics deutlich erkennbar ist, wirken völlig krampfhaft in ein modernes, "spaciges" Soundgewand mit Unmengen an Keyboards gepresst, das überhaupt nicht mit der dargebotenen Musik zusammenpassen will. Dann plötzlich, für die letzten drei Songs der Platte, setzt unvermittelt ein Wandel ein, die Effekte und Keyboards werden auf ein normales Maß zurückgefahren, alles klingt viel natürlicher, ungezwungener und einfach besser. Dieser Umstand rettet "Time Assassin" zumindest teilweise, denn der Großteil der CD hatte doch unangenehme Erinnerungen an "Eye Of The Sun", das anerkanntermaßen schwächste Machwerk der Engländer, erwachen lassen. Nichtsdestominder bleibt "Time Assassin" unter dem Strich ein zerrissenes und nur leidlich zufriedenstellendes Album und lässt mit Blick auf den Vorgänger "Age Of Steel" einen weiteren Abwärtstrend erkennbar werden.


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