Vor geraumer Zeit habe ich mich einmal meinen Admin-Kollegen gegenüber dazu geäußert, dass in unseren Songs des Tages generell ein merkwürdiger Mangel an Beiträgen zu eher mittelgroßen Bands auszumachen ist. Die Klassiker werden ja immer wieder gerne bedient und für obskure Gruppen findet sich im Traditional Thursday sowie in Einzelbeiträgen anderer Rubriken, in denen meist auf eher lokale Acts eingegangen wird, eine offene Tür, aber dazwischen klafft doch eine gewisse Lücke. In diesem Zusammenhang kam also die Idee auf, mit Anvil einer solchen Band aus der zweiten Reihe einmal ein Special zu widmen. Von den sympathischen Kanadiern kennt fast jeder Metalhead den einen oder anderen Song, doch wenn man einmal das "Metal On Metal"- sowie das "Forged In Fire"-Album ausklammert, dann sieht es beim durchschnittlichen Metal-Fan doch meist schon deutlich dünner aus. Das ist jedoch eigentlich schade, denn in ihrer bin an den Anfang der Achtziger zurückreichenden Karriere haben die Canucks eine ganze Reihe starker Alben und noch mehr hörenswerte Songs veröffentlicht (so viele sogar, dass dieses ursprünglich auf fünf Ausgaben ausgelegte Special kurz vor Abfassung dieses Beitrages doch noch auf zehn Wochen ausgedehnt werden musste). Deshalb sei hier einmal gerade den Hits abseits der beiden großen Band-Klassiker die Aufmerksamkeit gewidmet. Gut trifft es sich da, dass Anvil auch kürzlich ihr neues Album "Impact Is Imminent" angekündigt und mit "Ghost Shadow" eine sehr hochklassige Single vorgelegt haben, die zwar nicht in dieser Liste vorkommt, jedem Fan traditionellen Metals aber dennoch ans Herz gelegt sei. Leider ist (so ich mich nicht verrechnet habe) die Idee zu diesem Special eine Woche zu spät aufgekommen, um es noch vor der Veröffentlichung der neuen Scheibe abzuschließen, doch mag es auch kein Fehler sein, den glorreichen Sieger unserer Reihe in der Woche nach Alben-Release zu küren. Damit gehen wir auch schon medias in res und fangen an mit...
Platz 10: Real Metal
Bisweilen habe ich mit Anvil-Fans gesprochen, die der Meinung waren, das "Plenty Of Power"-Album sei zu den schlechtesten der Kanadier zu zählen. Dem kann nur insoweit zugestimmt werden, dass die 2001 erschienene Platte im Vergleich zu jenen Longplayern, die die Band in den Neunzigern veröffentlicht hat, keinen Stich macht. Da aber der Neunziger-Output von Anvil bockstark war und lediglich von der Öffentlichkeit seinerzeit nicht angemessen goutiert wurde, da nach traditionellem Metal damals allgemein kein Hahn mehr gekräht hat, sagt dieser Umstand nicht sonderlich viel aus und tatsächlich ist "Plenty Of Power", wenn auch sicher kein Klassiker, so doch alles in allem ein hochwertiger Output mit einigen sehr starken Nummern, die sich interessanterweise vor allem am Ende der Tracklist sammeln. Das mächtige "Pro Wrestling" wäre hier sicher zu nennen, aber eben auch der finale Doppelschlag aus "Disgruntled" und "Real Metal", wobei sich vor allem letzteres als einwandfreie Uptempo-Metalhymne entpuppt, in welcher die kanadischen Veteranen jedweden (damals) zeitgenössischen Trends eine klare Absage erteilen (gut, was sich die Truppe dann bei einem gewissen 1986er Album gedacht hat, sollte man vielleicht nicht genauer zu erörtern suchen, doch diese Scharte hatten die Meisten dem Quartett wohl schon anno 2001 längst verziehen). Jene Marschrichtung, die auch auf dem gesamten Album zu spüren ist, hat den Herren finanziell sicherlich nicht ausschließlich zum Vorteil gereicht, macht aber einen Gutteil des Charmes dieser Band aus und schließt damit die angesprochene Scheibe auf einer beinahe symbolischen Note.