Kotzer der Woche #147: Accept - I Can't Believe In You

  • Wohl wenige Bands haben es sich in den Achtzigern mit nur einer einzigen Platte derart mit ihrer Fanbase verscherzt wie das deutsche Metal-Flaggschiff Accept mit seinem "Eat The Heat"-Album. Die Scheibe gilt Vielen bis heute als Sinnbild des Ausverkaufs und führte umgehend zur zwischenzeitlichen Auflösung der Gruppe. Was war geschehen? Nach ihrem Durchbruch in Form der Klassiker "Breaker" und "Restless And Wild" kamen bei den Solingern Bestrebungen auf, ein wenig zahmere Töne anzuschlagen, um vor allem auf den amerikanischen Markt vorzudringen, wo die Scorpions zu dieser Zeit schon beachtliche Erfolge einfuhren. Entsprechend fielen die nächsten beiden Outings, "Balls To The Wall" und insbesondere "Metal Heart", etwas weniger rabiat aus als ihre Vorgänger; doch obwohl beide Longplayer in der Presse gut wegkamen (man könnte sogar behaupten, besser als sie es verdient hatten), stellte sich der ganz große finanzielle Durchbruch nicht ein. Nachdem man es mit "Russian Roulette" dann nochmal mit der altbekannten Formel der Frühwerke versucht hatte, kam man bandintern schließlich zu der Einsicht, dass das Problem bei der Eroberung des Mainstream-Markts Udo Dirkschneiders Organ sei, weshalb man den Sänger mitsamt dem schon fertig geschriebenen "Animal House"-Album vor die Türe setzte. Accept dagegen verpflichteten nach einigem Hin und Her David Reece von den einigermaßen obskuren Rockern Dare Force. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit und dem damit einhergehenden massiven Stilwechsel wurde besagtes "Eat The Heat"-Album.

    Man kann sich das Entsetzen der Fanschar lebhaft ausmalen, als ihre Heroen nach den personellen Querelen der vergangenen Jahre plötzlich mit diesem geschniegelten Ami-Hard Rock-Machwerk um die Ecke kamen. Dabei ist David, der Udo zu keiner Sekunde das Wasser reichen konnte, nicht einmal der Hauptverantwortliche. Auch das Songwriting ließ (bewusst?) jeglichen Biss und Power vermissen. Nun kann man aus heutiger Sicht, wo die Sache nicht mehr ganz so emotional aufgeladen ist wie noch vor dreißig Jahren, unter den Songs durchaus die eine oder andere Nummer mit Potential entdecken. "Hellhammer" wäre hier zu nennen und selbst "Prisoner" hat, trotz seiner Kitsch-Schlagseite, durchaus interessante Momente. Ein Großteil der Songs aber ist einfach einer Accept-Platte qualitativ nicht angemessen und das gilt ganz besonders für das hier vorgestellte "I Can't Believe In You". Wenn selbst Accept anno 1989 ausreichend Selbsteinschätzung hatten, eine Nummer nicht auf das reguläre Album zu packen, sondern sie nur als Bonustrack beizugeben, verheißt das schon nichts Gutes und tatsächlich ist das Ergebnis eine mittlere Katastrophe. Hier ist nicht nur, wie auf dem ganzen Silberling, eine bedenkliche Zahnlosigkeit zu konstatieren, nein, man hat auch beinahe das Gefühl, dass die unterschiedlichen Instrumente ganz verschiedene Songs spielen. Jedenfalls habe ich keine Ahnung, welche Tonart das hier darstellen soll und die Harmonien zwischen Gitarren, Gesang und Gangvocals klingen einfach grauenhaft disharmonisch. Da David zwar ein für Accept unpassender, aber eigentlich kein völlig talentfreier Sänger ist, scheint es so, als ob dieser Umstand nicht das Ergebnis puren Unvermögens ist, sondern offenbar tatsächlich so gewollt war, doch welche künstlerische Vision diesem Stück zugrunde liegt, bleibt völlig schleierhaft. Alles in allem eines der schlechtesten Machwerke in der durchaus wechselvollen Karriere von Accept, das sicherlich eine Nennung in unserem Kotzer verdient hat.

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!