Konzertreview: Kings Of The Underground - Enforcer + Evil Invaders + Ambush + Cobra Spell live @ Backstage 2022

  • So steht man dann also wieder in der Backstage-Halle und wartet darauf, dass die ersten Töne erklingen. Zum ersten Male seit über zwei Jahren – beinahe hatte man schon vergessen, wie es sich anfühlt auf so einem Metal-Konzert! Doch alsbald stellt sich wieder das alte Live-Feeling ein, als Cobra Spell den unter dem Motto „Kings Of The Underground“ stehenden Abend eröffnen. Den niederländischen Youngstern wurde ja in jüngster Zeit vom Schicksal übel mitgespielt, haben doch während der laufenden Tour binnen weniger Wochen Drummer, Sänger und Rhythmusgitarristin die Band verlassen – in diesem Sinne wirkt das eingestreute Cover von W.A.S.P. beinahe folgerichtig, scheint doch Bandchefin Sonja Anubis mit ihrem Idol Blacky Lawless, so pfeifen es die Spatzen zumindest von den Dächern, auch die schwierige Persönlichkeit gemein zu haben. So sehr man sich also freuen kann, dass die Truppe es überhaupt geschafft hat, an diesem Abend auf der Bühne zu stehen, so sehr macht sich leider auch bemerkbar, dass die Band in dieser Besetzung noch nicht allzu oft zusammengespielt hat. Oder ist es am Ende das Songmaterial, das – neuerdings auch noch mit weiblichen Vocals dargeboten – doch eine Spur zu seicht für den Zuschnitt des Abends ist? In jedem Falle ist es zu bedauern, dass die Stücke nicht voll zünden konnten, denn einige Melodien haben durchaus gehobenes Potential. So aber haben die Damen abgesehen von schrillen Outfits irgendwo zwischen ABBA und Prinzessin Leia in Jabbas Palast nur ein hart am Rande des Erträglichen stehendes Stageacting sowie (als einzige Band des Abends!) eine eigene Photographen-Delegation zu bieten, die sich mangels Bühnengraben nach bestem Vermögen durch das Publikum pflügen muss.

    Demgegenüber lassen Ambush in der Folge die Menge erstmals richtig brodeln. Wie schon 2017 zeigen die Schweden, dass sie live eine absolute Macht sind und liefern ein Set mit sämtlichen Band-Klassikern, garniert mit den besten Songs des 2020er Albums „Infidel“ und untermalt mit einer perfekt choreographierten Bühnenshow die sofort den Gedanken an die jungen Accept der achtziger Jahre aufkommen lässt.

    Auf dieses Highlight folgt mit Evil Invaders der nominell härteste Act des Abends, doch tun sich die Belgier ein wenig schwer, spielen sie doch viele Songs von ihrem kürzlich erschienenen Album „Shattering Reflection“, die leider nur durchwachsenes Niveau erreichen. Letzten Endes retten die Nummern der ersten zwei Alben den Abend und sorgen für einen gelungenen Auftritt.

    Demgegenüber haben Enforcer ihr jüngstes „Zenith“-Debakel bereits weitestgehend überwunden und sind dankenswerterweise zu einem Set zurückgekehrt, das die Songs der Hit-Alben um „Diamonds“ und „Death By Fire“ in den Mittelpunkt rückt. Als Headliner spielt die Gruppe als einzige Band nicht auf dem Equipment von Evil Invaders, sondern nutzt ihre eigene Anlage. Das erweist sich jedoch als Fehler, denn die Schweden leiden ihren gesamten Auftritt über unter einem viel zu leisen Gesang, der gegenüber den Gitarren völlig untergeht. Doch die Vorzeigegruppe der NWoTHM lässt sich davon natürlich nicht beirren und kann mit ihren Evergreens, die im Gegensatz zu meiner ersten Begegnung mit der Band, als sie 2016 als Vorgruppe für Destruction fungierte, auch in angemessener Breite zelebriert werden können, die gute Stimmung, für die die vorigen Acts bereits gesorgt hatten, perfekt ausnutzen. Eine feine Geste ist es überdies, wenn zu „From Beyond“ Sonja Anubis noch einmal für ein Gitarren-Feature auf die Bühne gerufen wird – so geht Nachwuchsförderung! Lediglich der Abschluss der Show gerät zu einem Missgeschick, kollabiert doch am Ende des letzten Refrains zu „Midnight Vice“ eine Person im Publikum. Die Dame kommt zwar zügig wieder zu sich, doch die mehrminütige Unterbrechung des Auftritts, nur um dann im Anschluss noch dreißig Sekunden Gitarren-Geschrammel nachzuliefern, bevor endgültig Schluss ist, mag man getrost als antiklimaktisch bezeichnen. Dennoch: Unter dem Strich steht ein absolut gelungener, klassischer Heavy Metal-Gig mit Headbanging und Stagediving und allem, was dazugehört, und ein gelungener Auftakt für eine hoffentlich komplikationslose Konzert-Ära nach Corona.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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