Traditional Thursday #167: Grim Reaper - Dead On Arrival

  • Allgemein habe ich mir ja in Anbetracht des Alters der meisten meiner Lieblingsbands selbst die Devise gegeben, mich nicht in einer übermäßigen Zahl an Elegien an kürzlich verschiedene Musiker zu ergehen; immerhin dürfte es den wenigsten Lesern spannend erscheinen, wöchentlich nur zu lesen, welche Szenegröße der Siebziger und Achtziger nun wieder von uns gegangen ist. Doch als ich am Wochenanfang erfuhr, dass Steve Grimmett im Alter von 62 Jahren unerwartet verstorben war, hat mich das doch sehr betrübt. Von uns geht nicht nur einer der Helden der NWoBHM, sondern auch ein absolut sympathischer, durch und durch den Heavy Metal verkörpernder Frontmann.

    Steve startete seine Karriere als Metal-Musiker 1979 bei der einigermaßen obskuren NWoBHM-Gruppe Medusa, stieg jedoch schon bald auch bei Chateaux und Grim Reaper bei und mit letzterer Gruppe sollte sich der ersehnte Durchbruch einstellen. Das Debüt "See You In Hell" wurde zu einem Klassiker unter den musikalisch eher gemäßigten Outputs der NWoBHM und der Titeltrack wurde damals auf so ziemlich jeder denkbaren Metalparty hoch und runter gespielt. Mit "Fear No Evil" und insbesondere "Rock You To Hell" schielten Grim Reaper dann zunehmend in Richtung des US-Metal, konnten damit aber den Erfolg des Erstlingswerks nicht wiederholen, weshalb sie sich die Band wie so viele ihrer Genrekollegen Ende der Achtziger auflösten. Steve freilich hatte schon eine neue Bandmitgliederschaft in der Hinterhand und stieg bei den in eine Sinnkrise geschlitterten Onslaught ein, mit denen er das "In Search Of Sanity"-Album veröffentlichte. Die Thrasher und der charismatische Fronter aus dem traditionellen Metal-Sektor wollten jedoch so überhaupt nicht zusammenpassen, weshalb auch Onslaught wenig später der Auflösung zum Opfer fielen. Steve hielt sich in der Folge mit einigen kleineren Projekten musikalisch über Wasser, im Gesamten betrachtet aber wurde es ruhig um den Sänger, ehe im neuen Jahrtausend die Neugründung von Grim Reaper (wegen juristischer Schwierigkeiten jetzt unter dem Namen Steve Grimmett’s Grim Reaper) für Schlagzeilen sorgte. Nun durfte man dieser Reformation der Band durchaus skeptisch gegenüberstehen, war doch außer Steve selbst niemand von der originalen Besetzung mehr dabei, doch während andere Gruppen in einem solchen Fall lediglich ein paar müde Überbleibsel besserer Tage veröffentlichen, um vermittels des Bandnamens nochmal ein paar Dollar abzugreifen, legten Grim Reaper 2016 mit "Walking In The Shadows" ein sehr starkes Album vor, das als Steves bester Output seit "See You In Hell" gelten mag. Ein Jahr später schlug freilich das Schicksal zu, als Steve nach einer Infektion ein Bein amputiert werden musste. Die Meisten hätten wohl spätestens diesen Umstand als Grund genommen, sich zur Ruhe zu setzen und das Bühnendasein an den Nagel zu hängen, doch wie sich Steve von diesem Tiefpunkt wieder auf die Bühne zurückkämpfte (ich hatte die Freude, ihn nur ein halbes Jahr nach seiner OP auf dem Trveheim sehen zu dürfen), zeugt von seiner enormen Leidenschaft für die Musik und das Dasein als Metalvokalist. 2019 erschien dann noch das absolut überzeugende "At The Gates"-Album und persönlich habe ich mich seither immer gefragt, ob es Grim Reaper wohl gelingen würde, noch einen dritten solchen Treffer nachzulegen. Dazu ist es leider ebenso wenig gekommen wie für ihren für dieses Jahr angesetzten Headliner-Auftritt auf dem Keep It True Rising-Festival. Das letzte Zeugnis von Grim Reaper bleibt damit das "Reaping The Whirlwind"-Livealbum aus diesem Jahre (der aufgezeichnete Auftritt wurde freilich schon 2018 absolviert).

    Für den Traditional Thursday hätte ich nun natürlich gut den Evergreen "See You In Hell", der ja auch thematisch ganz gut gepasst hätte, wählen können, doch war es mir ein Anliegen, zu zeigen, dass Grim Reaper, die ja oft als eine Art One-Hit-Wonder wahrgenommen werden, auch abseits ihres Klassikers eine Reihe guter Songs zu bieten hatten, weshalb es heute "Dead On Arrival" auf die Ohren gibt. In diesem Sinne: Rest in peace, Stephen M. Grimmett!

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