Traditional Thursday #168: Warlock - Igloo On The Moon (Reckless)

  • Spät abends trudelt heute noch eine vielleicht kontroverse Ausgabe unseres Traditional Thursday ein. Viele traditionell ausgerichteten Heavy Metaller bekommen ja es bekanntlich umgehend mit dem Brechreiz zu tun, sobald der Name Doro Pesch irgendwo fällt, doch während ich die Ursachen für eine solche Haltung durchaus nachvollziehen kann, denke ich, dass eine differenzierte Betrachtung nötig ist, um dem Wirken dieser Dame tatsächlich gerecht zu werden. Dass sie es seit Jahren für nötig hält, in jedes denkbare oder undenkbare Mikro und jede Kamera zu reden, die ihr vorgehalten wird, und sich dabei an jede erdenkliche Form von Mainstream anbiedert, mag man sicherlich für fragwürdig befinden. Ebenso stimmt es, dass ihre Soloalben zum überwiegenden Teil hinter dem Anspruch einer sogenannten "Metal Queen" weit zurückbleiben. Gleichwohl finden sich gerade in ihrem mit Warlock eingespielten Frühwerk Stücke, deren Klasse einfach nicht von der Hand zu weisen ist.

    Das Debüt "Burning The Witches" beispielsweise war ein hochklassiges Machwerk, dessen Titelsong zurecht zu den Klassikern der deutschen Metalszene gezählt wird, und auch ein Album wie "Triumph And Agony" verfügte über eine Reihe starker Nummern. Dagegen stellt das heute behandelte "True As Steel"-Album unter dem Strich sicher die schwächste Platte der Warlock-Phase dar. Kreativkopf Rudy Graf, der kompositorisch für einige der größten Hits der Bandgeschichte verantwortlich gezeichnet hatte, war vor der Scheibe in Richtung Rage abgewandert und diese Lücke konnten Warlock durchaus nicht adäquat füllen. Daher verwundert es nicht, dass auf dem Silberling im Ergebnis über weite Strecken die Langeweile regiert. Der Titelsong ist eine ordentliche, aber halt auch sehr bemühte Metalhymne, andere Nummern wie "Vorwärts, All Right!" oder "Fight For Rock" taten dem gemeinen Metaller deutlich mehr weh. Bei all dieser Kritik könnte beinahe in Vergessenheit geraten, dass sich der beste Song des Albums erst auf der Position des Closers, an zehnter Stelle der Tracklist, befindet. "Igloo On The Moon (Reckless)" ist ein lockerer Rocker, der aber über die nötige Ernsthaftigkeit verfügt und dessen größte Trumpf ganz klar der hyper-energetische Refrain ist, der die vielleicht beste Gesangsleistung enthält, die ich von Madame Pesch bis heute zu hören bekommen habe. Definitiv eine Hörempfehlung und der Beweis, dass auch auf insgesamt kritikwürdigen Alben mitunter versteckte Juwelen zu finden sind!

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    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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