Kotzer der Woche #169: Amon Amarth - Heidrun

  • Eine Weile ist es nun schon her, dass die schwedischen Oberwikinger von Amon Amarth ihr zwölftes Album "The Great Heathen Army" veröffentlicht haben. Von der ungewöhnlichen Covergestaltung bis hin zu den qualitativ breit gefächerten Vorabveröffentlichungen war das Machwerk bereits vor seinem Erscheinen kontrovers diskutiert worden und auch nach dem Hören der Scheibe bleibt der letztlich zwiespältige Eindruck bestehen. Auf der Haben-Seite steht dabei sicherlich zuvörderst "Saxons And Vikings", das coole Zusammentreffen der Nordmänner mit der halben Besetzung der britischen Metalinstitution Saxon. Dieses Feature macht höllisch Spaß und sorgt vermutlich für das größte Ausrufezeichen des Albums, daneben hat man mit "Get In The Ring" den stärksten Opener seit Längerem sowie mit "Oden Owns You All" und dem innovativen "Dawn Of Norsemen" weitere starke Nummern an Bord. Demgegenüber sind "Find A Way Or Make One", der Titeltrack sowie das Schlussdoppel aus "Skagul Rides With Me" und "The Serpent’s Tail" alle mehr oder minder verzichtbare Durchschnittsware.

    Der wahre Tiefpunkt von "The Great Heathen Army" findet sich aber auf Platz drei in der Tracklist und hört auf den Titel "Heidrun". Nur um eine Sache vorab klarzustellen: Ich bin kein Vertreter der Meinung, dass es im Wikinger-Metal ausschließlich um Schlachten und Blutvergießen gehen dürfe. Als Figur der nordischen Mythologie tritt Heiðrún sowohl in der Snorra Edda als auch in den Grímnismál auf und kann damit, auch wenn es im ersten Moment vielleicht etwas seltsam anmuten mag, einen Metalsong über eine Ziege zu schreiben, als passendes Thema für die Schweden gelten. Schlimm ist vielmehr die Umsetzung, denn mit "Heidrun" scheinen sich Amon Amarth endgültig und bewusst selbst lächerlich machen zu wollen. Was sich in Momenten wie dem "Jomsviking"-Schmachtfetzen "A Thousand Burning Arrows" oder der Anbiederung an den Korpiklaani’schen Humppa-Metal auf "Raise Your Horns" noch als einfache, wenn auch eher dümmlich ausgeführte, Anlehnung an den Mainstream zu deuten war, wird auf dem neuen Album endgültig zur Selbstpersiflage. Wer in einem Death Metal-Song ungelogen Ziegenschrei als Soundelement zum Einsatz bringt, der hat offenkundig jeglichen Anspruch darauf, in irgendeiner Form ernstgenommen zu werden, über die Reling des seit geraumer Zeit schon in Seenot befindlichen Langbootes geworfen und versteht sich wohl eher als eine Art Wikinger-Version von Knorkator, wobei freilich zu befürchten steht, dass der Erfolg der Band auch noch Recht geben wird und die Hobbywikinger auf den Livekonzerten apoplektische Gedankengewölle wie "Who’s the goat? Who’s the goat?" aus voller Kehle mitgrölen werden.

    Nun macht ein solcher Ausfall natürlich nicht direkt den guten Eindruck anderer Stücke zunichte und in der Tat scheint es, wie wenn die Wikinger diesmal, auf die Anzahl der Titel gerechnet, mehr Hits im Schlepptau hätten als auf "Berserker". Nichtsdestotrotz bleibt am Ende ein fader Beigeschmack; "Besser als alles Andere seit "Surtur Rising", trotzdem belanglos" ist wahrscheinlich das Fazit, mit dem man "The Great Heathen Army" am ehesten gerecht wird.

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    The doctor is in...

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