• Blind Guardian - The God Machine

    Vorfreude mischte sich mit einer gewissen Skepsis, als die Krefelder Symphonic-Granden Blind Guardian vor nun bereits geraumer Zeit die ersten Vorboten ihres neuen Albums "The God Machine" in die Welt sandten. Das hörte sich an und für sich durchaus nicht schlecht an, was man da zu Gehör bekam! Doch so ganz wollte man sich vom eigenen Pessimismus dann doch nicht frei machen; zu oft schon hatten Blind Guardian in der Vergangenheit mit tollen Vorabveröffentlichungen vorgelegt, um dann mit dem Gesamtalbum doch zu enttäuschen - zuletzt so geschehen vor sieben Jahren auf dem letzten Studio-Output "Beyond The Red Mirror" (das "Legacy Of The Dark Lands"-Intermezzo fasse ich an dieser Stelle nicht als echtes Blind Guardian-Album auf, war doch die Band selbst vorausschauend genug, das Teil unter dem Label des Twilight Orchestra zu veröffentlichen). Nun, in den letzten Monaten ist der Fan klüger geworden - der in den letzten Jahren um sich greifenden (und eigentlich durchaus beklagenswerten) Angewohnheit der Bands, mindestens die Hälfte der Songs einer Platte schon vorab zugänglich zu machen, sei Dank - und die zaghafte Zuversicht ist einem gewissen Optimismus gewichen, dass das neue Machwerk seine direkten Vorgänger wohl in den Schatten stellen dürfte.

    Und das - so kann man nach der Veröffentlichung des Gesamtwerks nun mit hinreichender Sicherheit konstatieren - gelingt der Gruppe ganz zweifelsohne. Schon "Deliver Us From Evil" stellt ein Geschoss dar, das die Marschrichtung des Albums vorgibt und mit schneidender Gitarrenarbeit und fetten Riffs keinerlei Fragen offen lässt. Das folgende "Destiny" agiert eine Spur differenzierter, verfügt dabei aber immer noch über mehr als genügend Durchschlagskraft, um jeden Gedanken daran, die Krefelder könnten Abstriche in Sachen Energie und Härte machen, sofort zu zerstreuen. "Secrets Of The American Gods" ist dann wohl die Konzession an die Fans der letzten BG-Alben, gewinnt aber durch das kurze Keyboard-In- und -Outro gegenüber der schon bekannten Singleversion, ehe mit "Violent Shadows" ein weiterer erstklassiger Nackenbrecher folgt, wie man ihn von der Band seit Langem nicht mehr zu Gehör bekam. In der zweiten Hälfte freilich verflacht "The God Machine" ein wenig; "Life Beyond The Spheres", "Destiny" und die Ballade "Let It Be No More" sind zwar sämtlich gute Songs, können aber kaum als echte Highlights gelten, während "Architects Of Doom" zwischen seinen Brutalo-Parts und den eher ruhigen Passagen ein wenig zerrissen scheint. In der Gesamtbetrachtung fällt das jedoch kaum ins Gewicht, vor allem, da Blind Guardian kurz vor Schluss mit "Blood Of The Elves" noch den Über-Hammer auspacken. Bei dieser Nummer stimmt einfach alles und rechtmäßigerweise hätte sie eigentlich das Album eröffnen müssen. Großartige Gitarrenarbeit, die durch die etwas längeren Gesangspausen von Hansi hier auch besser zur Geltung kommt als auf manch anderen Songs, die Absenz jeder Form von Verschnaufpause und ein Refrain zum Niederknien machen das Stück nicht nur zum Highlight der Scheibe, sondern locker auch zum besten Blind Guardian-Track der letzten zwanzig Jahre.

    So ist es dann unter dem Strich ein absolut positiver Eindruck, den "The God Machine" beim Hörer hinterlassen kann. Sicher, die vergleichsweise geringere Hitdichte auf der B-Seite kostet ein paar Punkte in der B-Note und sollte sich die Platte bei weiteren Hördurchgängen nicht noch einmal steigern, wird es den Krefeldern vermutlich schwer fallen, in der Diskussion um das Album des Jahres mitzumischen, doch allein, dass diese Erwägung sich in Bezug auf ein Blind Guardian-Album überhaupt aufdrängt, zeigt, was für eine enorme Verbesserung die Besinnung auf die eigenen musikalischen Wurzeln nach den bestenfalls mittelmäßigen Outputs der letzten Jahre mit sich gebracht hat. Hansi meinte jüngst ja in einem Interview, dass die Scheibe nach seinem Geschmack sogar noch härter hätte ausfallen können und nur seine Bandkollegen dies verhindert hätten. Hierzu ist nur zu sagen: Bitteschön! Nach dem Album ist bekanntlich vor dem Album und Machwerke von dieser Qualität kann es eigentlich gar nicht genug geben! Einstweilen wird die Metal-Gemeinde an der Auferstehung von Blind Guardian und am besten Output der Band seit "Follow The Blind" (1989) sicherlich ihre Freude haben.


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    PS: Im Gegensatz zu den meisten Blind Guardian-Fans finde ich übrigens auch das Albumcover zu "The God Machine" absolut passend und gelungen - nicht nur deshalb, weil die neblig-graue Stimmung, die dieses Artwork einfängt, uns ja ebenfalls in nächster Zeit wieder bevorstehen dürfte.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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