The Sick, The Dying... And The Dead!

  • Megadeth - The Sick, The Dying... And The Dead!

    Es fällt Einem schon teilweise nicht leicht, Megadeth wirklich zu mögen. Kaum scheint sich die Band durch ihre oft guten musikalischen Leistungen von den diversen persönlichen Ausfällen ihres rothaarigen Bandkopfes freigespielt zu haben, da kommt bereits die nächste Misère um die Ecke und wenn man nun im Jahre 2022 auf die Gruppe blickt, dann denken beim Namen "Megadeth" heute die Wenigsten an das starke 2016er Album "Dystopia", vielmehr stehen einmal mehr Dinge im Vordergrund, die mit der Musik bestenfalls indirekt zu tun haben. Zugegeben, für seine zwischenzeitliche Kehlkopfkrebserkrankung kann Dave Mustaine selbstredend nichts, wohl aber für seinen höchst unangemessen Umgang mit dem mittlerweile geschassten David Ellefson.

    So fällt es dem Hörer von vorneherein schwer, sich voll auf "The Sick, The Dying... And The Dead!" einzulassen, wenngleich die Band mit Steve DiGiorgio selbstverständlich einen adäquaten (und in rein spielerischer Hinsicht wohl sogar überlegenen) Ersatz für ihren Stamm-Basser gefunden hat. Das ist umso bedauerlicher, da das Album eine Reihe von Songs enthält, die des einen oder anderen wohlwollenden Hördurchgangs bedürfen, ehe sie ihre volle Klasse offenbaren. Gerade der vertrackte, strukturell leicht an "Holy Wars... The Punishment Due" erinnernde Titelsong sowie das ungewöhnliche, sich von einem balladesken Beginn zu einem veritablen Brecher steigernde "Dogs Of Chernobyl" benötigen ein wenig Liebe seitens des Zuhörers, ehe sie sich als wahre Edel-Thrasher erweisen. Andere Songs dagegen wollen auch nach mehrfachem Hören nicht zünden; das gilt besonders für das zerfahrene "Night Stalkers" sowie die seltsam bieder-substanzlosen "Célebutante" und "Mission To Mars" (letzteres mit einer versucht komödiantischen, hörspielartigen Ausrichtung). Freilich gibt es auf "The Sick, The Dying... And The Dead!" durchaus auch Stücke, bei denen der Funke direkt beim ersten Hören überspringt. Hier sind die wütenden Granaten "Life In Hell" und "We’ll Be Back" ebenso zu nennen wie der coole, "United Abominations"-artige Midtempo-Cruiser "Soldier On!". Die restlichen Songs - "Sacrifice", "Junkie" und "Killing Time", das dem spannenden Intro "Psychopathy" leider nicht gerecht wird - bewegen sich qualitativ irgendwo im Mittelfeld und glänzen, wie man es von Megadeth erwarten kann, mit absoluter technischer Perfektion, ohne dabei Kandidaten für die Dauerrotation im CD-Laufwerk zu sein.

    Kann also "The Sick, The Dying... And The Dead!" mit dem Vorgänger "Dystopia" mithalten? Diese Frage ist nach wie vor schwer zu beantworten. Megadeth sind bekannt dafür, dass sich manche ihrer Songs mitunter erst nach geraumer Zeit erschließen, und generell tut man gut daran, Dave und seine Crew nicht vorschnell abzuschreiben; zum aktuellen Zeitpunkt aber müsste die Antwort auf jene Frage abschlägig ausfallen. Die neue Platte ist ohne jede Frage ein gutes, technisch feines Thrash Metal-Album, lässt aber hie und da ein wenig das ganz große Hitpotential vermissen. Nichtsdestotrotz unterstreicht die Band mit dem Longplayer einmal mehr seine Position unter den auch heute noch führenden Thrash Metal-Combos und kann insbesondere der deutschen Konkurrenz dieses Jahr wohl den Rang ablaufen.


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