Kotzer der Woche #191: Anthrax - I’m The Man

  • Es ist eigentlich beinahe ein Wunder, dass dieser Song so lange nicht seinen Weg in unsere Negativkategorie gefunden hat, stellt er doch gewissermaßen so etwas wie die Ursünde des Thrash Metal dar. Falls es noch jemanden geben sollte, der von dieser Nummer nicht gehört hat: Anno 1987, recht kurz vor der Veröffentlichung des "Among The Living"-Albums, hielten es Anthrax für eine gute Idee, als B-Seite für die "I Am The Law"-Single einen Track aufzunehmen, in der sie Rap und Metal miteinander mischten. Nun verstehe man mich an dieser Stelle nicht falsch: Es ist mir bewusst, dass es sich hier um eine Spaßnummer handelt und dass Anthrax nicht ernsthaft planten, ihr musikalisches Schaffen auf Rap Metal umzustellen. Die Krux an dem Stück ist allerdings schlicht und ergreifend diejenige, dass es partout nicht lustig ist. Der Text besteht aus dümmlichen Einlassungen, die bei allem pubertären Humor, den man dem frühen Thrash Metal sicherlich in Rechnung stellen muss, wohl bei kaum jemandem das Zwerchfell über die Maßen beansprucht haben dürften, und musikalisch handelt es sich nun einmal schlichtweg um eine konfuse Geräuschkulisse, die als Musik eigentlich kaum zu bezeichnen ist.

    Noch trauriger als der bloße musikalische Befund ist lediglich, welche Konjunktur die Nummer im Anschluss an ihre Veröffentlichung erfuhr. Konnte man das B-Seiten-Dasein des Tracks zumindest noch irgendwie als - vermutlich alkoholinduzierte - Schnapsidee entschuldigen, so nahm die Sache endgültig bedenkliche Formen an, als man eine ganze EP um dieses Stückes willen aufnahm und es zu einem festen Teil des Liveprogramms machte. Inzwischen findet sich der Song sogar auf Best Of-Alben der Band und das, so muss ich hier selbst als traditionell kritischer Betrachter des Schaffens der Amis einmal betonen, stellt dem musikalischen Gesamtœvre der Gruppe nun wirklich ein zu schlechtes Urteil aus. Vielfach wird von "I’m The Man" als erstem Rap Metal-Track gesprochen und das, so man denn die Einordnung als vollwertiges Musikstück tatsächlich vorzunehmen bereit ist, vermutlich sogar zu recht; er weist auf die qualitativen Abgründe voraus, in denen man sich bei der Betrachtung jenes Genres auch in späterer Zeit nur zu oft wiederfinden würde.

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    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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