Traditional Thursday #197: Jerusalem - Beyond The Grave

  • Der Sinn und Zweck des Traditional Thursday besteht darin, einmal pro Woche eine kleine musikalische Zeitreise zu unternehmen und sich in die goldene Phase der harten Musik zurückzubegeben. Wenn man dabei - was gar nicht so selten vorkommt - örtlich in England herauskommt, dann geht es meist um die NWoBHM als vermutlich prägendste Bewegung des Metal-Genres überhaupt, aus der einmal wieder eine Band vorgestellt wird. Nicht so jedoch heute: Angekommen auf der Insel, begeben wir uns von der besagten Bewegung aus noch einmal rund zehn Jahre in die Vergangenheit und begegnen dort Jerusalem, einem obskuren und durchaus bemerkenswerten Vertreter der Vorläufer dessen, was wir heute als Heavy Metal bezeichnen.

    Lediglich zwei Zeugnisse überdauern von der kurzen musikalischen Karriere dieses Quintetts. Eines davon ist die Single "Kamakazi Moth", veröffentlicht im Jahre 1972, das andere das einzige Full-Length der Gruppe, das in demselben Jahre veröffentlichte, selbstbetitelte "Jerusalem". Jenes Album ist vor allem deshalb heute Manchen noch ein Begriff, weil es von Ian Gillan von Deep Purple produziert wurde, der seinerzeit voll des Lobes für die Scheibe war. Doch während Ian mit seiner eigenen Band als klassischer Vertreter des Hard Rock der siebziger Jahre gelten kann, darf man Jerusalem durchaus bescheinigen, ihrer Zeit ein Stück weit voraus gewesen zu sein. Ungewöhnlich, bisweilen beinahe exzentrisch klingt das hier Dargebotene, jederzeit sehr düster, am ehesten mit Black Sabbath zu vergleichen, aber unter Hinzunahme jener schwarzromantischen Elemente, mit denen jenseits des Ozeans zur selben Zeit Alice Cooper experimentierten. Das klingt zunächst gewöhnungsbedürftig, ist für jeden Fan des Obskuren aber der Mühe wert, wenngleich nicht alle der neun Songs des Longplayers gleichermaßen ins Schwarze treffen; "Frustration" und "Primitive Man" beispielsweise sind zwei eher verzichtbare Stücke. Nichtsdestoweniger bleiben noch genügend Lieder, die jeden Hördurchgang mehr als wert sind, darunter das überaus BS-lastige "Hooded Eagle", das relativ harte "She Came Like A Bat From Hell" oder der Mini-Hit "When The Wolf Sits". Als Song des Tages ausgewählt habe ich jedoch "Beyond The Grave", das mustergültig einen Mantel schwarzer Atmosphäre ausbreitet, vor dessen Hintergrund sich das Auf und Nieder der Nummer vollzieht. Leider haben sich Jerusalem nach diesem Album noch im selben Jahre wieder aufgelöst und neues Material hat man seither nicht von ihnen zu hören bekommen. Es bleibt also eine der verlorenen Bands der Proto-Metal-Szene, die es hier zu bewundern gilt.

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    The doctor is in...

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