Traditional Thursday #200: Holy Terror - No Resurrection

  • Ich weiß nicht, ob ich mit dieser Empfindung alleine stehe oder ob es meinen Admin-Kollegen auf dieser Seite ähnlich ergeht, doch wenngleich man, während man so im Laufe der Jahre seine Songs des Tages schreibt, eine ganze Menge Bands vorstellt, gibt es zumindest bei mir immer so einen Rest an Gruppen, die man eigentlich immer schon einmal behandeln wollte, es aber letztlich nie getan hat. Häufig handelt es sich dabei gerade um Formationen, die einem besonders am Herzen liegen. Um diese Bands zu behandeln, will man natürlich auf den richtigen Moment warten und sie nicht einfach an irgendeinem X-beliebigen Donnerstag verbraten. Zudem will man sie auch in einer Ausgabe vorstellen, wo man etwas Zeit und Muße zum Schreiben hat und nicht nur, wie es leider viel zu oft vorkommt, zwischen diversen Terminen gerade noch Möglichkeit hat, in ein paar Minuten einige Zeilen zu verfassen. Und so wartet man dann auf den perfekten Zeitpunkt, der aber natürlich nie kommt. Genau daran liegt es, dass Holy Terror, obwohl ich sie ungelogen schon seit mehreren Jahren in meiner Shortlist habe, noch nie in einem Song des Tages behandelt wurden. Doch heute ist es endlich so weit. Wir feiern die zweihundertste Jubiläums-Ausgabe des Traditional Thursday, die zudem gerade auf die letzte Woche vor Ostern fällt - eine bessere Gelegenheit wird sich so schnell wohl nicht ergeben!

    Für diejenigen, die im Speed Metal-Genre vielleicht weniger beheimatet sind, seien also Holy Terror in aller Kürze vorgestellt. Gründer und Kopf der 1985 entstandenen Gruppe war Gitarrist Kurt Kilfelt, der zuvor einem sehr frühen Line-up von Agent Steel angehört hatte, diese jedoch nach dem, ebenfalls 1985 erschienenen, Debutalbum "Skeptics Apocalypse" wieder verlassen hatte. Schnell tat sich Kurt mit seinem Mittäter an der Gitarre, Mike Alvord, sowie dem Bassisten Floyd Flanary zusammen. Anfänglich war außerdem Jack Schwartz dabei, der 1985 noch auf dem Dark Angel-Debut "We Have Arrived" das Drumkit verprügelt hatte, ehe er bei den Thrashern ausstieg und - die Geschichte ist bekannt - dem jungen Gene Hoglan Platz machte. Als Sänger war bei Holy Terror Keith Deen von der Partie, der, wenn auch kein technisches Genie im klassischen Sinne, mit seinem Stil doch die beiden Alben, die die Band 1987 und 1988 veröffentlichte, prägte. Zu dieser Zeit war Jack allerdings schon nicht mehr dabei, da er, ohne die anderen Bandmitglieder zu informieren, einen Plattenvertrag mit Music For Nations abgeschlossen hatte. Die Folge war sein (nicht ganz gewaltfreier) Rauswurf, weshalb auf beiden Platten der Band Joe Mitchell am Schlagzeug zu hören ist. Die angesprochenen Scheiben können beide als sträflich unterbewertete Zeugnisse des US-Metals Ende der Achtziger gelten. Das Debut, "Terror And Submission", bot technisch herausragend gespielten Speed Metal mit filigranen Melodien, die doch nicht den durchaus beträchtlichen Härtegrad verwässerten. Der Zweitling, das noch einen Ticken stärkere "Mind Wars", orientierte sich im Vergleich dazu etwas mehr in Richtung Thrash Metal und bot sogar noch eine Spur mehr Zug.

    Natürlich schlugen die beiden Alben beim anvisierten Publikum ein und die Gruppe tourte beinahe ununterbrochen. Auf der Amerikatour zu "Mind Wars" musste freilich Kurt wegen technischer Probleme etwa dreißig Shows aussetzen, was in der Band zu Streitigkeiten führte. Das Ende der Formation jedoch kam auf der folgenden Europatour mit Exodus und Nuclear Assault, als Keith bei einem Konzert in Deutschland in betrunkenem Zustande verkündete, man habe einen Plattenvertrag mit Roadrunner Records abgeschlossen (ob es sich dabei um die Wahrheit handelte oder nicht, konnte ich bislang noch nicht in Erfahrung bringen). Dies brachte das, von Holy Terror ohnehin ungeliebte, Music For Nations-Label dazu, die Band schlicht von der Tour zu streichen, und als die Musiker sich kurzerhand Equipment von Kreator liehen, um auf dem nächsten Gig dennoch aufzutreten, kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Somit in überaus missliche Lage geraten, gab kurz darauf Mike auf und verließ die Band. Das verbliebene Quartett lebte noch zwei Wochen lang in ihrem Tourbbus in München und eine weitere in einem Hotelzimmer, ehe man auf Kosten von Kurts Freundin (um welche selbiger sich übrigens Jahre zuvor beinahe eine Schlägerei mit Dave Mustaine geliefert hätte) nach Hause flog.

    Holy Terror aber waren am Ende und auch ein Reunion-Versuch Mitte der Nuller-Jahre blieb ohne Erfolg. 2012 starb schließlich Keith, womit die Chancen auf neues Material wohl endgültig bei null liegen. In den letzten zehn Jahren hat sich Mike mit drei italienischen Musikern zusammengetan, um eine Gruppe namens Mindwars zu gründen, die exzessiv auf Mikes Vergangenheit bei Holy Terror Bezug nehmen, eigentlich aber wenig Berechtigung haben, irgendwie als legitime Nachfolger zu gelten.

    Ich habe lange überlegt, welchen Stück aus Holy Terrors bewegtem Werdegang ich hier als Song des Tages führen soll, und mich letztlich für "No Resurrection" vom "Mind Wars"-Album entschieden, welches die Tugenden der Band stark repräsentiert. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß mit dem Soundtrack zum Jubiläums-Thursday!

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