Konzertreview: Overkill + Exhorder + Heathen + Keops live @ Backstage München

  • Kaum ist ihr neues Album herausgekommen, machen die Thrash-Urgesteine von Overkill auch schon europäische Lande unsicher und beehren auf ihrer Scorching The Earth-Tour auch die bayerische Landeshauptstadt mit ihrer Anwesenheit. Mit dabei hat man zwei weitere amerikanische Oldschool-Acts, die das Line-up sehr schön abrunden. Zunächst aber wurden die Kroaten von Keops auf die Bühne geschickt. Die gaben sich auch alle Mühe, das Publikum auf Touren zu bringen, unter musikalischen Gesichtspunkten bleibt aber unklar, was die Veranstalter dazu bewogen hat, diese Gruppe an den Anfang eines Thrash Metal-Abends zu stellen, und so fielen denn auch die Reaktionen eher verhalten aus. Eine gute Idee war es da, dass die Band kurz vor Schluss noch ein Cover von "Symphony Of Destruction" auspackte.

    Trotzdem: Der Quantensprung war in jeder Hinsicht gewaltig, als Heathen die Bühne betraten. Auf ihrer Headliner-Tour hatte ich die Technical Thrasher letztes Jahr an allen denkbaren Daten ärgerlicherweise nicht besuchen können und tatsächlich bereue ich das nach diesem Auftritt noch mehr als zuvor! Die Bay Area-Vertreter, bei denen Kyle Edissi (Gitarre) und Ryan Idris (Drums) die verhinderten Lee Altus und Jim DeMaria vertraten, hatten das Publikum von der ersten Note an voll im Griff und lieferten einen phantastischen Gig ab. Leider war in der Setlist das sehr starke 2020er Album "Empire Of The Blind" nicht mehr so präsent, wie es noch vergangenes Jahr der Fall gewesen war, doch bot dafür die Songauswahl die echten Highlights aller vier Longplayer der Band nebst dem unerwarteten The Sweet-Cover "Set Me Free", das aber völlig überraschend überzeugen konnte! Der einzige Makel dieses Gigs war, dass er als zweiter Act des Abends natürlich viel zu kurz war, denn Heathen waren die eigentlichen Gewinner dieser Münchener Frühlingsnacht.

    Eingeklemmt zwischen dieser übermächtigen Vorlage und dem Headliner, um dessentwillen ja eigentlich alle gekommen waren, konnten Exhorder, bei denen Waldemar Sorychta den aktuell vakanten Posten an der Leadgitarre ausfüllte, eigentlich nur untergehen. Ihr Gig war nicht schlecht und wurde auch angemessen goutiert, doch dass die Stimmung nicht solche Höhepunkte erreichte wie bei ihren Gefährten von der Westküste, konnte nicht nur den technischen Problemen am Bass und dem kurzfristigen Zerfall von Teilen des Drumkits angelastet werden.

    Overkill wiederum griffen die Zuneigung des Publikums souverain auf und lieferten ihrerseits einen starken Gig ab, wenngleich die Setlist nicht völlig makellos erschien. Dabei geht es weniger um das mittelmäßige, aber tatsächlich nur sehr dezent bespielte neue Album "Scorched"; vielmehr hatten sich Overkill eine ganze Reihe von Überraschungen ausgedacht, von denen aber nur manche wirklich aufgingen. Während beispielsweise der namensgebende Song "Overkill" voll einschlug, kann ich nicht behaupten, dass mir Tracks wie "Coma" oder "Long Time Dyin’" in einem Overkill-Set bisher immer gefehlt hätten. Diese Einlagen führten vor allem in der Mitte des Gigs zu gewissen Längen, was zwar der Stimmung keinen Abbruch tat, aber bei einer Band mit einem so respekteinflößenden Backkatalog und derart vielen Hits wie Overkill eigentlich nicht sein müsste. Dennoch zelebrierten die fünf Herren aus New Jersey einen gewohnt starken Auftritt und präsentierten sich vielleicht sogar ein bisschen besser gelaunt als vor vier Jahren, als ich sie zuletzt in Nürnberg sah. So wird dann wohl jeder Thrasher am Ende des Abends mit guter Laune und dem legendären Cover von "Fuck You" von The Subhumans im Ohr nach Hause gegangen sein - und das ist ja am Ende, was eigentlich zählt!

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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