Review: Majesty - Back To Attack
Wie oft kommt es schon vor, dass man einen Review zu einer Band verfasst, die es gar nicht mehr gibt? Sicher, ein Gutteil der frühen Heroen unserer Szene bewegen sich so langsam auf das gehobene bis Greisen-Alter zu, doch geben ja die Meisten erfahrungsgemäß nach ihrem finalen Album zumindest noch eine Abschiedstournee, deren Besuch der Rezensent seinen Lesern dann noch einmal ans Herz legen kann. Nicht so bei Majesty: Veröffentlichung des neuen Studiowerks, eine Release-Show, zack, Schluss! Ein recht abruptes Ende nach vierundzwanzig Jahren Bandgeschichte, dessen Hintergründe man gerne genauer kennen würde - denn die ganze Art und Weise, wie die Auflösung kommuniziert wurde, erweckte nicht unbedingt den Eindruck, dass diese Entscheidung von langer Hand geplant war. Das alles soll allerdings in diesem Review nicht näher behandelt werden, vielleicht wird man ja zukünftig einmal mehr erfahren. Vielmehr soll es hier und heute um das elfte und letzte Studiowerk der Tauberfranken gehen, das unter dem Titel "Back To Attack" firmiert.
Aber handelt es sich denn auch tatsächlich um eine Rückkehr für das mitteldeutsche True Metal-Geschwader? Nun, eine Rückkehr aus der Covid-bedingten Untätigkeit liegt zweifelsfrei vor. Auch gibt das alte Bandlogo ein Comeback, nachdem es auf dem vermasselten Vorgänger "Legends" schon vermisst worden war. Die qualitative Rückkehr nach zwei sehr schlechten Studioalben gelingt Majesty dagegen nur teilweise. Dabei beginnt "Back To Attack" durchaus vielversprechend; der Titelsong ist eine Trueness-Hymne wie aus dem Lehrbuch, das düstere "Demon War" rockt nicht weniger stark und "Glorious Warriors" ist textlich zwar schon in grenzwertigem Maße plump, musikalisch aber ein grundsolider Midtempo-Stampfer.
Leider aber sind im weiteren Verlaufe nicht alle Nummern so überzeugend, nein mehr noch: "Back To Attack" verliert nach dem Anfangstrio komplett den Faden. Der einzige unter den verbliebenen sieben Tracks, der noch einmal an den Beginn der Scheibe denken lässt, ist das bedächtig schreitende "A Hero’s Storm". Viel zu oft aber verliert man sich in völlig drucklosen Kompositionen, wobei der Platte auch ihr Plastik-Sound alles andere als zuträglich ist. Das auf dieser Plattform kürzlich schon behandelte "Freedom Child" ist in dieser Hinsicht vielleicht ein besonders schlimmer, aber keineswegs der einzige Vertreter. Hört man einen Refrain wie den zu "Never Kneel", dann werden Gedanken an HammerFall in ihren käsigsten Momenten wach, keineswegs aber an die epischen Hymnen von Manowar (wobei deren Werke ja auch bereits des längeren zu wünschen übrig lassen, aber das ist ein anderes Thema...). Überzeugen kann lediglich noch das getragene "In The Silence", da sich hier die Kitschmelodien zumindest sinnvoll in die Gesamtstimmung der Nummer fügen.
Fazit:
Insgesamt aber bleibt bei "Back To Attack" ein fader Beigeschmack. Ja, die Scheibe ist besser als ihre beiden Vorgänger und man merkt der Band deutlich an, dass sie bemüht ist, nach den verirrten Experimenten der Vergangenheit wieder auf ihren bewährten Pfad zurückzukehren. Umso trauriger ist es aber eigentlich, zu sehen, wie mittelprächtig die Platte letztlich geworden ist. Das mag auch daran liegen, dass abseits des Bestrebens, kein "Legends 2.0" aufzunehmen, eine übergeordnete Gesamtausrichtung nur in Ansätzen zu erkennen ist. "Back To Attack" versucht, ein wenig von Allem zu sein, und ist am Ende von Allem zu wenig. Damit bleibt es, möchte man unter die Karriere von Majesty ein Fazit ziehen, bei nur einem echten Über-Kracher, der auf den Namen "Sword & Sorcery" hört, sowie drei weiteren Scheiben ("Keep It True", "MetalForce" und "Thunder Rider"), die vorbehaltslos empfohlen werden können. Sollte sich jemand trotzdem "Back To Attack" zulegen wollen - was, davon soll dieser Review kein zu negatives Bild zeichnen, zwar sicher nicht notwendig, aber für Fans des Genres jetzt auch nicht direkt ein Fehler ist -, dann empfiehlt sich allerdings auf jeden Fall die Vinyl-Version und zwar aus dem einfachen Grund, dass diese sich nach elf Songs abschaltet und daher mit "Our Time Has Come" auf einer leidlich positiven Note endet. Der CD-Bonustrack "Heralds Of The Storm" dagegen ist eine Gurke vor dem Herrn, die allenfalls noch von "Freedom Child" getoppt wird und mit jedem Recht eben genau ins Bonustrack-Nirvana verbannt wurde.
ANSPIELTIPP: