Kotzer der Woche #205: Lordi - Vampyro Fang Club

  • Beinahe hätte ich es getan. Beinahe hätte ich mich hinreißen lassen und hätte zum Thema des heutigen Kotzers diejenige Nummer gemacht, mit der Lord Of The Lost unsere Nation am gestrigen Abend einmal mehr europaweit der Lächerlichkeit preisgegeben haben. Qualitativ wäre das Potential dazu sicherlich gegeben gewesen. Aber letztlich erschien mir diese Themensetzung dann doch nicht angeraten; zum einen, weil ich den Song heute zum allerersten Mal gehört, nachdem ich vom Ergebnis der gestrigen Musikveranstaltung erfahren habe und mich informieren wollte, welches Lied uns denn in dieser Weise blamiert hat, und zum anderen, weil ich mich ehrlicherweise ja auch diebisch gefreut habe, dass es für unsere diesjährigen Vertreter, die in der Genre-uninteressierten Öffentlichkeit logischer-, wenn auch fälschlicherweise, nur als zweitklassiger Rammstein-Verschnitt verstanden werden konnten, nicht besser lief als für ihre dem Mainstream entstammenden Vorgänger aus den vergangenen Jahren, wäre aus einer solchen Betrachtung wohl kaum ein fairer Kotzer hervorgegangen.

    Daher gibt es heute also etwas Anderes auf die Ohren, allerdings ebenfalls eine Band, deren Behandlung in unserer Negativ-Kategorie man vermutlich schon erwarten konnte. Es ist eigentlich wirklich schade, dass Lordi jedes Mal, wenn sie ein neues Album veröffentlichen, mindestens einmal in unserem Kotzer zu Gast sind, aber was soll man denn machen, wenn die musikalische Leistung der Finnen diese Nennungen regelrecht herausfordert? Auch der neue Longplayer, "Screem Writers Guild", liefert, wie im entsprechenden Review schon ausführlicher beschrieben, mit seinen zahlreichen kraftlosen Schunkelrefrains wieder eine Reihe potentieller Kotz-Kandidaten. Tatsächlich habe ich eine ganze Weile über die beste (respektive schwächste) Nummer sinniert, denke aber, mit "Vampyro Fang Club" zu einer guten Wahl gekommen zu sein. Im Großen und Ganzen krankt der Track zwar an denselben Punkten, wie das auch eine Reihe weiterer Songs auf dem Silberling tut, doch bin ich der Ansicht, dass bei "Vampyro Fang Club" zusätzlich auch das Verhältnis der Songteile zueinander einfach unpassend ist. Die Strophe beginnt, man möchte fast sagen: gewohnterweise, ultrasoft und mit einem Übermaß an Keyboard. Das ändert sich auch im Pre-Chorus nicht, doch gewinnt der Hörer anhand der Harmoniebögen dennoch das Gefühl, dass hier auf einen Refrain hingeleitet wird, der mit ein bisschen mehr melodischem Gehalt das klare Zentrum des Stückes darstellt. Diese Erwartung wird jedoch herbe enttäuscht, denn wenn der Chorus tatsächlich einsetzt, ist er im Gegenteil wesentlich entspannter und ruhiger als der Pre-Chorus und in dieser Hinsicht bestenfalls auf einem Niveau mit der Strophe. Diese merkwürdige Konstruktion, die selbst bei mehrfachem Hören einfach keinen Sinn ergeben will, erlaubt es, "Vampyro Fang Clubs" unter den schwachen Songs auf "Screem Writers Guild" noch einmal gesondert herauszuheben und den Track zu unserem Kotzer der Woche zu machen.

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