Sabaton - The Last Stand

  • Sabaton - The Last Stand:


    Das Schreiben eines Reviews für ein Album ist ja eigentlich eine relativ unkomplizierte Sache. Zwei bis drei Hördurchgänge, dann noch einen während des Schreibens und derweil werden zu jedem Song zwei oder drei Sätze verfasst. Bisweilen gibt es aber auch Alben, bei denen so eine Rezension einfach nicht so schnell zustande kommen will und eine solche ist auch die neue Sabaton-Scheibe. Warum? Sind die Songstrukturen so komplex, dass man erstmal eine ganze Weile investieren muss, um das Album richtig zu verstehen? Handelt es sich um ein Album, das dermaßen zwischen Genie und Wahnsinn schwankt, dass man es sich immer wieder anhört und sich fragt, ob man hier jetzt eher zehn oder einen Punkt geben soll? Oder eines, das bei den ersten Hördurchläufen Wünsche offen lässt, von denen man aber hofft, dass dies nach einiger Eingewöhnung besser wird?

    Nein, mit "The Last Stand" hatte ich beim Schreiben dieser Kritik zwei Probleme. Einerseits habe ich es nicht fertig gebracht, mir das Album in einem Zug durchzuhören. Spätestens nach fünf bis sechs Songs hatte ich stets das dringende Bedürftnis, abzubrechen und mir etwas anderes anzuhören. Auch die Bewertung der einzelnen Songs macht erhebliche Schwierigkeiten, da man hier im Prinzip die einzelnen Punkte nur immer und immer wieder wiederholen könnte. Das Ergebnis: Ein verspäteter Review ohne Besprechung der einzelnen Tracks, aber immerhin, hier ist sie nun, die Rezi.

    Wahrscheinlich ist durch die Vorausführungen schon klar geworden, in welche Richtung dieser Review gehen wird. Ich bin bis auf wenige Ausnahmen kein Sabaton-Fan, aber ich hatte mir vorgenommen, dem Album seine faire Chance zu geben. Doch schon bei den Vorab-Singles war klar, dass es sich hier nicht um die Wiederauferstehung, sondern eher einen weiteren Tiefpunkt in der Karriere der Schweden handeln würde.

    Das einzige, was man der Band auf diesem Album nicht vorwerfen kann, ist, sich von irgendwelchen kritischen Stimmen beeinflussen zu lassen. Stattdessen zieht man eisern seinen immergleichen Stiefel durch, der da lautet: Immer und immer wieder die gleichen poppigen Melodien bei auf jeder Album steigender Konzentration auf die Keyboards. Hatte man spätestens seit "The Art Of War" schon nichts mehr mit Metal zu tun, sind die Gitarren hier nun dermaßen in den Hintergrund gerückt, dass man sich bei manchen Songs tatsächlich fragt, ob die Saiten-Fraktion während der Aufnahmen spontan abwesend war. Das Keyboard dagegen ertränkt buchstäblich alles, ist auch teilweise das einzige Instrument, das neben dem Gesang überhaupt noch zu hören ist.

    Ansonsten sind die Songs und Texte natürlich das gleiche wie immer, hochgradg mainstram-taugliche Riffs, untermalt von Pathos-geladenen Schlachten-Lyrics. Nicht, dass ich an letzteren grundsätzlich etwas auszusetzen hätte, doch scheint sich diese Sabaton-Masche langsam abzunutzen. Das ist allerdings auf der vorliegenden Totalkatastrophe zugegebenermaßen noch das geringste Übel. Die wahren Probleme, die das Album komplett killen, liegen auf der musikalischen Seite. Die Songs klingen typisch nach Sabaton, das aber teilweise so stark, dass man bisweilen ein in Zuckerwatte gepacktes "Heroes" vor sich zu haben glaubt (das ob des Mangels an Härte selbst schon unter "Komplettausfall" eingordnet werden musste). Die einzigen zwei Songs, die man sich mit Mühe noch schönhören kann, sind "Rorke's Drift" - in erster Linie wegen des coolen Gitarrensolos, das seines Zeichens übrigens das EINZIGE wirklich ordentliche Exemplar seiner Art auf dem gesamten Longplayer darstellt - sowie das flotte "Hill 3234". Ansonsten findet sich leider auf dem gesamten Album Langeweile soweit das Auge reicht.

    Alles in allem hat man hier ein Album vor sich, bei dem selbst unter den eingefleischtesten Fans des "Power" Metals wohl kein Zweifel mehr aufkommen kann, dass es sich hierbei unmöglich um eine Veröffentlichung aus dem Metal-Sektor handeln kann. Im Vergleich hören sich die von mir ähnlich ungeliebten HammerFall wie eine Thrash-Attacke an und die Melodien sind mittlerweile so radio-tauglich, dass man sich kurzzeitig fragt, ob man ein Bon Jovi-Album auf Valium aufgelegt hat. Keyboard-geladener Kitsch-Rock mit gelegentlich mal hörbaren Gitarren. Und selbst wer sich für solche Plastik-Mucke tatsächlich erwärmen kann, dürfte spätestens von der Laufzeit von grade mal rund dreißig Minuten enttäuscht werden. Wobei sich die Frage stellt, wer von diesem Stoff noch eine Minute mehr gebraucht hätte.

    Zusammenfassend bleibt mir nicht mehr zu sagen, als dass es sich hier um den schlechtesten Output handelt, den ich seit langem gehört habe. Den Titel "Flop des Jahres" sollten die Schweden damit sicher haben. Sehr schade.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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