Jag Panzer - The Deviant Chord

  • Review: Jag Panzer - The Deviant Chord

    Sechs Jahre ist es her, seit die amerikanische Panzerfabrik um Harry "The Tyrant" Conklin mit "The Scourge Of The Light" ihr letztes musikalisches Lebenszeichen von sich gab. Es folgte die zwischenzeitliche Auflösung der Band und die Neugründung inklusive Wiedervereinigung mit Original-Gitarristen Joey Tafolla, sodass bis auf Drummer Rikard Stjernquist (erst seit 1987 dabei) wieder das Line-Up des Klassikers "Ample Destruction" zusammengetreten ist. Das wirft natürlich die Frage auf, ob man hier auf einen weiteren starken Release hoffen darf, nachdem insbesondere die letzten beiden Alben vor der Auflösung ja eher durch übermäßigen Pomp und unnötige Progressivität auffielen. Auf den ersten Blick fällt bei "The Deviant Chord" natürlich sofort das coole Comic-Cover ins Auge und macht richtig Lust, dem Scheibchen im Player die ersten Umdrehungen zu gönnen und auch musikalisch geht die Chose sehr ordentlich los...

    1. Born Of The Flame:
    Der Opener geht flott und vergleichsweise straight zur Sache und macht direkt richtig Laune. Der einzige negative Punkt, der sofort auffällt, ist das Drumming. Zwar macht Rikard wie immer einen mehr als ordentlichen Job, doch stellt die Produktion die Drums leider mehr in den Vordergrund, als es eigentlich Not täte und ist zudem so glatt, dass man nicht umhin kommt, das ganze als etwas seelenlos zu beschreiben. Da dies aber natürlich kein Problem dieses Songs im Speziellen ist und dieser auf ganzer Linie zufrieden stellen kann, gibt es hier dennoch...
    7,5/10 Punkte

    2. Far Beyond All Fears:
    Die erste Veröffentlichung, die man von dem Album zu hören bekam, machte sofort Lust auf mehr und hat sich auch nach vielerlei Durchläufen keineswegs abgenutzt. Schön gemachte Strophen gehen über in einen absolut großartigen Refrain, wie er einfach nur von Jag Panzer kommen kann. Die Nummer kommt zwar etwas gemäßigter daher als der Opener, dürfte für die nächsten Touren aber ebenfalls definitiv gesetzt sein.
    7/10 Pkt.

    3. The Deviant Chord:
    Der Titeltrack ist mit über fünfeinhalb Minuten eine der längsten Nummern der Scheibe und geht auch stilistisch wieder stark in Richtung der letzten Alben. Ein nettes Spieluhr-Intro läutet den Song ein, der dann auf eine eher vertrackte Art und Weise fortläuft. Elemente wie die stellenweise Streicher-Begleitung der Nummer wird Fans der letzten Outputs der Band sicher zufriedenstellen, die Liebhaber flotter, headbang-freundlicher Ohrwürmer kommen aber eher nicht auf ihre Kosten. Kein echter Ausfall, aber sicher eine der schwächeren Nummern des Albums.
    5/10 Pkt.

    4. Blacklist:
    Wesentlich stärker kommt dann das folgende "Blacklist". Auch der Track ist im Midtempo angesiedelt, lässt aber sofort an die glorreichen Anfangstage der Band denken und ist damit definitiv eines der Highlights des Albums. Schön kommt hier auch Harrys immer noch herausragende stimmliche Leistung zum Vorschein, der Mann gehört sicherlich nach wie vor zum besten, was man in diesem Genre an Vocalisten finden kann und macht auf dem ganzen Album eine hervorragende Figur.
    8/10 Pkt.

    5. Foggy Dew:
    Das Vertonen von Songs, die eigentlich nichts mit Metal zu tun haben, hat ja bei Jag Panzer mittlerweile Tradition und somit musste man eine Nummer von der Art dieses irischen Volksliedes schon fast erwarten. Manchen mag sowas taugen, in meinen Augen erreichen solche Bearbeitung selten die nötige Aggressivität, um wirklich zu überzeugen. Dennoch muss man zugeben, dass die Adaption von "Foggy Dew" an sich relativ gelungen ist, auch, da Harry den Song einmal mehr fast im Alleingang trägt. Kein Highlight der Scheibe, aber besser als befürchtet, wie man auch schon hatte erkennen können, als die Nummer vor einigen Wochen ausgekoppelt wurde.
    6/10 Pkt.

    6. Divine Intervention:
    Der vielleicht beliebigste Track des Silberlings. Es mag an der erneut sehr progressiven Ausrichtung liegen oder am Fehlen wirklich einprägsamer Hooks, in jedem Fall bleibt die Nummer nicht mal dann im Gedächtnis haften, wenn man sich wirklich darauf konzentriert. An sich kann man sich den Song zwar sicherlich mal geben und fühlt sich nicht direkt bewegt, die Skip-Taste zu betätigen, doch hat man es hier halt mit einem typischen Lückenfüller zu tun. Dementsprechend gibt es...
    5/10 Pkt.

    7. Long Awaited Kiss:
    Es folgt die Ballade des Albums, die aber leider den leichten Abwärtstrend, den die CD nach dem starken Beginn durchmacht, auch nicht wirklich beenden kann. Zwar hat man hier ein paar schöne Melodien, die den Song für ein paar Hördurchläufe ganz angenehm machen, doch fällt die Nummer ein Bisschen der Gefahr zum Opfer, die man bei ruhigeren Songs in diesem Genre immer hat - eine übermäßig pompöse Herangehensweise, die teilweise in Kitsch ausartet. "Long Awaited Kiss" bleibt diesbezüglich zwar noch im Rahmen, ist aber halt letzten Endes dennoch eher nur Mittelmaß.
    5,5/10 Pkt.

    8. Salacious Behaviour:
    Wesentlich mehr Schwung bringt dann wieder die folgende Nummer mit und hebt damit auch wieder das Niveau der Scheibe deutlich an. Besonders auffällig ist hier die sehr geschmeidige, aber auch energetische Gitarrenarbeit. Die Band profitiert deutlich von der Rückkehr von Joey, der mit Mark Briody immer noch genauso hervorragend harmoniert wie schon vor dreißig Jahren auf den ersten Veröffentlichungen unter dem Jag Panzer-Banner. Starke Nummer!
    8/10 Pkt.

    9. Fire Of Our Spirits:
    Ähnlich geht es dann auch direkt weiter. "Fire Of Our Spirits", die letzte vorab ausgekoppelte Nummer, punktet erneut mit schönen Melodien, die von Harry noch veredelt werden. Und gerade als man denkt, man hätte es hier einfach mit einer weiteren gutklassigen Nummer zu tun kommt das Quintett mit einem zweiten Refrain um die Ecke, der in Sachen Epicness nochmal einen drauf setzt. Es ist in solchen Momenten, wo Kleinigkeiten die Spreu vom Weizen trennen, dass Jag Panzer zeigen, dass ihnen auf dem Gebiet des Ami-Power Metal kaum jemand das Wasser reichen kann. Klasse!
    8/10 Pkt.

    10. Dare:
    Mit "Dare" beschließt dann ein Track das Album, bei dem man schon in den ersten Takten unverkennbar die Handschrift der Amis ausmachen kann. Das ganze setzt sich dann im gemäßigten Midtempo fort und liefert eigentlich alle Zutaten für einen starken Jag Panzer-Song, schafft es aber irgendwie nicht, das ganze zu einem echten Höhepunkt zu bringen. Dennoch ist das Stück sicher alles andere als schlecht und geht als ein gelungener Abschluss der Platte durch.
    6/10 Pkt.

    Fazit:
    Jag Panzer liefern 2017 Alles in Allem also ein durchaus gutklassiges Album ab, das zwar die ganz großen Über-Songs vermissen lässt, doch wären andererseits Nummern wie "Fire Of Our Spirits", "Salacious Behaviour" oder "Blacklist" weder auf einem der ersten Outputs der Band noch auf Genre-Klassikern wie Manowars "Sign Of The Hammer" eine merkliche Schwächung gewesen. Anfang und Ende der Scheibe haben ihrerseits sogar das Potential zu einem echten Bandklassiker und lediglich im Mittelteil schlägt etwas das Mittelmaß durch. So hat die Band unter dem Strich mit ihrem Comeback-Album durchaus eine Duftmarke gesetzt und gleichzeitig darf man hoffen, dass der nächste Output, auf den wir hoffentlich nicht wieder sechs Jahre warten müssen, mit einer noch eingespielteren Band eventuell sogar noch eine Schippe drauflegen könnte.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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