Kotzer der Woche #33: Destruction - Hofffmann's Helll

  • Destruction gelten völlig zurecht als eine der nicht nur größten, sondern auch wichtigsten Thrash Metal-Gruppen in deutschen Landen. Häufig wird, wenn das Gespräch auf die Band kommt, vor allem deren große musikalische Konstanz hervorgehoben. Bei Destruction, so heißt es oftmals, wisse man, was man habe; große Abweichungen von der musikalischen Marschrichtung stünden hier nicht zur Debatte. Dabei wird jedoch nur allzu gnädig das Schaffen übergangen, dass genannte Band in den Neunzigern getrieben hat.

    Die Neunziger waren generell kein gutes Jahrzehnt für den Metal und insbesondere der Thrash Metal befand sich in einer schweren Krise, in der sich fast alle Bands entweder auflösten oder sich auf mehr oder weniger fragwürdige musikalische Abenteuer einließen. Bei Destruction setzte der Verfall dabei schon verhältnismäßig früh ein, rückblickend betrachtet nämlich schon, als 1987 Original-Drummer Tommy Sandmann die Band verließ und stattdessen Oliver Kaiser und zusätzlich in Harry Wilkens gleich noch ein zweiter Gitarrist in die bisher als Trio agierende Gruppe geholt wurden. Einen Klassik-Fan und einen Jazz-Fanatiker, die beide bisher nicht viel mit harter Musik am Hut hatten, als Member in eine Thrash Metal-Gruppe zu berufen, ist natürlich schon eine ungewöhnliche Wahl und erste Auswirkungen zeigten sich schon auf dem 1988 erschienen "Release From Agony"-Album, das ein recht schwer verdauliches und progressives Machwerk darstellte, was seinerzeit Sodom-Tom im RockHard zu der Aussage verleitete "Die neue Destruction find' ich übrigens voll scheiße - das kannst du so drucken!".

    Bei Destruction selbst sprang indes Mike Sifringer voll auf die durch Harry und Oliver angestoßene Entwicklung auf und so war Schmier der einzige, der in der Band noch die Flagge des ursprünglichen Thrash Metal hochhielt. Da er jedoch ständig überstimmt wurde, reichte es irgendwann auch dem Frontmann und er verließ Destruction, um sich seinem neuen Projekt, Headhunter, zu widmen. Mit André Grieder, der in der Vergangenheit schon bei den Schweizern Poltergeist starke Leistungen abgeliefert hatte, am Mikro, erschien bei Destruction dann 1990 "Cracked Brain", das allerdings eine recht uninspirierte Angelegenheit darstellte. Entsprechend blieb auch André den Badensern nicht lange erhalten und es begann die berüchtigte Ära unter Sänger Thomas Rosenmerkel.

    Schon mit den beiden EPs "Destruction" und "Them Not Me" zeigte sich die Band musikalisch auf einem erschreckenden Niveau, doch erst das reguläre Studio-Album "The Least Successful Human Cannonball" offenbarte, wie sehr Destruction tatsächlich am Ende waren. Das ganze Album bildet eine Dreiviertelstunde kompletter Selbstaufgabe ab. Wenn man Glück hat, findet man in manchen der Songs etwas, was mit ein wenig Phantasie als Groove Metal bezeichnet werden könnte, die Mehrheit der Songs ergeht sich aber in komplett richtungslosen Experimental-Spielereien ohne jeden Sinn, Zweck, Drive oder gar Zusammenhang. Dass Thomas wie ein Wilder ohne jedes Ton- oder Taktgefühl über die Songs plärrt, macht die Sache auch nicht besser und ist Sinnbild der musikalischen Sackgasse, in die sich die Band im Laufe der vorangegangenen Dekade maneuvriert hatte. Was folgte, war das zwischenzeitliche Auseinanderbrechen der Gruppe, ehe Schmier zurückkam und Destruction Anfang der 2000er ihr Comeback feierten.

    Es erfordert einiges an Durchhaltevermögen, sich "The Least Successful Human Cannonball" in seiner Gänze anzuhören, und daher ist es ein Glück, dass an dieser Stelle von einem Album, dessen Cover irgendwo zwischen Belustigung und Cringe noch den besten Aspekt der Scheibe darstellt, nur ein einziger Song vorgestellt werden muss. Es hat seine Gründe, warum die Band später versuchte, die mit Thomas entstandenen Werke unter dem Namen Neo-Destruction zusammenzufassen und damit noch nachträglich aus der offiziellen Destruction-Diskographie zu streichen. Jeder, der das nicht glaubt, wird mir spätestens nach dem Hören des heutigen Kotzers doch zustimmen müssen.

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