Traditional Thursday #45: Incubus - Helen Of Troy

  • Zur fünfundvierzigsten Auflage unseres Traditional Thursday begeben wir uns nach England, in die Zeit der NWoBHM. Die Bewegung Anfang der Achtziger-Jahre gilt nicht umsonst als die wohl produktivste Welle, die die harte Musik je ergriffen hat, und sich heute wirklich tiefgehend mit dieser Phase zu befassen, ist ein Unterfangen von schier unüberschaubaren Ausmaßen mit Unmengen von Bands, die sich innerhalb weniger Jahre auf der Insel gegründet haben. Einige wenige davon brachten es zu längerfristigem finanziellen Erfolg, die überwiegende Mehrheit jedoch blieb nur eine Fußnote der Heavy Metal-Geschichte.

    Dieses Schicksal ereilte auch die vier Jungs von Incubus aus Durham (nicht zu verwechseln mit den verschiedenen Bands aus Amerika, die den gleichen Namen trugen). Die Gruppe wurde 1980 durch die Crawford-Brüder Dave (Gitarre und Gesang), Ken (Gitarre) und Steve (Drums) gegründet. Diese verstärkten sich mit ihrem Kollegen Colin Evans am Bass und komplettierten somit das Line-Up, doch es dauerte noch ganze vier Jahre, ehe die Band tatsächlich einen Plattenvertrag bei Guardian Records erhielt und ihr Debüt-Album mit dem Titel "To The Devil A Daughter" veröffentlichen konnte (inwieweit diese Namensgebung durch den gleichnamigen deutsch-britischen Horrorfilm mit Christopher Lee, der acht Jahre früher erschienen war, beeinflusst wurde, lässt sich nicht mehr genau eruieren).

    Im Jahr 1984 war natürlich ein Erfolg auf dem Gebiet des klassischen Metal reichlich unwahrscheinlich geworden. Die Szene war zu dieser Zeit gerade dabei, sich innerlich zu spalten, und während auf der einen Seite die Massen Newcomer wie Mötley Crüe oder Twisted Sister feierten, starteten unter den härter gesottenen Naturen grade Metallica und Slayer durch. Für ursprünglichen Heavy Metal war zwischen diesen zwei Polen kaum mehr Platz und selbst Iron Maiden, Saxon und Def Leppard als ehemalige Aushängeschilder der NWoBHM wandten sich zunehmend von ihrem alten Stil ab und erkundeten mehr oder weniger zügig neues musikalisches Terrain. In diesem Umfeld hatten Incubus auf den großen Erfolg eigentlich von Anfang an keine Chance - und wenn man ganz ehrlich sein will, dann hätte die Band diesen mit "To The Devil A Daughter" auch nicht verdient gehabt, denn Klassiker-Material ist diese Scheibe wohl tatsächlich nicht.

    Das soll aber nicht heißen, dass es auf dem Album keine Songs gäbe, die es sich zu entdecken lohnen würde. Incubus spielen durchaus ansprechenden Heavy Metal ganz im Stile der softeren Vertreter der NWoBHM. Die Gitarren klingen warm und nur leicht verzerrt und ergänzen sich damit gut mit Daves weicher, sehr ausdrucksstarker Stimme. Die Band verfolgt klar ihren eigenen Stil, zeigt aber auch genügend Abwechslungsreichtum, um die Platte nicht langweilig werden zu lassen. Einige Songs kommen etwas flotter aus dem Startblock, andere sind betont rhythmisch. Jedem Track des Albums zu eigen ist ein schöner, melodiöser Refrain, bei dem Dave seine Klasse als Sänger ausspielen kann und dabei oft von Steve unterstützt wird. Von hier aus folgt meist ein fließender Übergang in eine Bridge, die mit angenehmen Twin Guitar-Harmonien zu punkten weiß.

    Wenngleich Incubus also sicher nicht revolutionär in irgendeiner Art und Weise waren, so zählen sich doch zu den interessanteren Vertretern der NWoBHM. Als Beispiel hierfür mag der Song "Helen Of Troy" dienen, der ein besonders schönes Exempel für den Stil der Gruppe liefert. Leider geht die Geschichte von Incubus allerdings mit ihrem Debüt-Album auch bereits wieder zu Ende. Ein zweites Album mit dem Titel "Seance" war in Planung, als Guardian Records aufgrund von finanziellen Engpässen einer ganzen Reihe von Bands den Laufpass gaben; für Incubus bedeutete dies das Ende ihrer kurzen Heavy Metal-Karriere.

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