Cloven Hoof - Age Of Steel

  • Review: Cloven Hoof - Age Of Steel:

    Cloven Hoof sind eine der wenigen Bands der Achtziger-Jahre, von denen mancher behaupten mag, dass sie in der Gegenwart inspirierter und besser unterwegs sind als zu ihren vermeintlichen Glanzzeiten. So ist beispielsweise das selbstbetitelte Debüt-Album von 1984 sicherlich eine schöne Angelegenheit, kam aber für die NWoBHM schon fast etwas zu spät und findet sich zumindest in der Playlist des hier schreibenden Rezensenten deutlich seltener wieder als das vor drei Jahren veröffentlichte "Who Mourns For The Morning Star" - vom Spätachtziger-Werk der Gruppe um die Alben "Dominator" und "A Sultan's Ransom", mit dem man sich zügig ins Mittelmaß verabschiedete, mal ganz zu schweigen. Das "Dominator"-Album jedoch ist aus einem ganz anderen Grund dann doch relevant für die aktuelle Scheibe und zwar insofern, als man die Hauptfigur dieses Konzeptalbums für das neue Machwerk, das in seiner zweiten Hälfte die Geschichte forterzählt, wieder auferstehen lässt. Es handelt sich bei "Age Of Steel" also quasi um "Dominator Part 2". Naja, wenn die Herren meinen...

    1. Bathory:
    Zumindest legt das Album los, wie man es anhand des coolen, wenn auch etwas klischeehaften Covers hatte erwarten können. "Bathory" geht gut nach vorne und macht gleich mal richtig Laune. Der Opener agiert an der Grenze sowohl zum Speed als auch zum US-Power Metal und verfügt dabei über ein sehr beträchtliches Hit-Potential; ein gut gewählter Einstieg, der etwaige Zweifel direkt zu Beginn zerstreut.
    8/10 Punkte

    2. Alderley Edge:
    Wir mögen uns, was die Reihenfolge der Songs betrifft, bei diesem Review an die CD-Version des Albums halten, was bedeutet, dass an zweiter Stelle der Track "Alderley Edge" steht (bei der LP sind dieser und "Ascension" vertauscht). Das heißt allerdings auch, dass wir direkt nach dem Opener mit einem absoluten Totalausfall konfrontiert werden. Warum? Nun, der Song ist die wohl eindeutigste, einfallsloseste und dreisteste Kopie von Iron Maidens "Seventh Son Of A Seventh Son", die man von irgendeiner nennenswerten Band je gehört hat. Das Riffing, die Struktur, selbst der Gesang von George Call - alles ist in primitivst möglicher Weise von den Jungfrauen abgekupfert. Da tut es auch nichts zur Sache, dass Cloven Hoof diesen Ansatz tatsächlich ganz gut umsetzen (eventuell sogar besser als Maiden selbst?) - eine derartige Kopie ist einfach nur eine Frechheit und hat auf keinen Fall mehr verdient als...
    3/10 Pkt.

    3. Apathy:
    Nach diesem Schlag in die Magengrube fällt es als Fan schwer, sich gleich bei der nächsten Nummer wieder mit der Band auszusöhnen, doch wenn man sich "Apathy" einmal ohne den Zusammenhang der CD einfach nur als Einzelsong gibt, dann muss man doch zugestehen, dass die Nummer wiederum verdammt stark ist. Kraftvoll geht es hier zur Sache, wobei zum ersten Mal auf dem Album eine eher Groove-betonte Ausrichtung gefahren wird, die der Band aber ganz vorzüglich zu Gesicht steht. Ohrwurm-Potential gibt es noch dazu - geil!
    8/10 Pkt.

    4. Touch The Rainbow:
    "Touch The Rainbow" war bekanntlich die erste Nummer, die Cloven Hoof von "Age Of Steel" ausgekoppelt haben, kann aber das Niveau des letzten Songs nicht halten. Im Netz liest man teilweise, der Song klinge, wie wenn Iron Maiden auf Virgin Steele träfen, und tatsächlich ist dies wohl keine schlechte Beschreibung des hier gefahrenen Stils. Für die Jungfrauen spricht der leicht Speed-lastige, galoppierende Einschlag der Nummer, während sich David DeFeis und seine Kollegen eher im epischen Refrain wiederfinden. So richtig gut läuft diese Kombination allerdings nicht rein und letzten Endes vermisst man vielleicht auch eine gewisse Grundhärte. Daher nur gehobenes Mittelmaß.
    6/10 Pkt.

    5. Bedlam:
    "Bedlam" ist dann sicherlich der ungewöhnlichste Song des ganzen Albums. Langsam und schwer rockend schlägt diese Nummer melancholische, teilweise beinahe schaurige Töne an und hebt sich damit deutlich vom positiveren Feeling der anderen Tracks ab. Nun kann so ein Einsprengsel auf einem Album tatsächlich gut funktionieren, doch ist speziell dieser Song hier dann doch etwas zu vertrackt und uneingängig ausgefallen, um vollständig überzeugen zu können. Dennoch ein interessantes Experiment.
    6/10 Pkt.

    6. Ascension:
    Die Konzept-Hälfte des Albums beginnt mit "Ascension", das nach den eher gemäßigten letzten Song dann wieder ordentlich durchstartet. Prunkstück dieses Stücks sind eindeutig die Vocals. Ich war immer der Meinung, dass George Call ein guter Sänger ist, hätte ihm jedoch nie das Niveau eines Russ North zugeschrieben. Hier aber liefert der Mann eine seiner besten Gesangs-Performances für Cloven Hoof ab, die durch stimmige Backing Vocals noch abgerundet wird und dem Song die Kirsche aufsetzt. Gutes Futter für jeden Heavy Metal-Fan!
    8/10 Pkt.

    7. Gods Of War:
    "Gods Of War" war neben "Touch The Rainbow" die zweite Vorveröffentlichung von "Age Of Steel" und irgendwie haben es die Engländer geschafft, gerade die zwei wohl belanglosesten Nummern als Singles auf den Markt zu werfen. Dieser Song hier fällt vor allem durch eine gewisse Helloween-Schlagseite auf (man denke an die "Keeper..."-Alben und insbesondere an "March Of Time") und obwohl man es schafft, sich dann doch nicht ganz auf das poppige Niveau der Kürbisköpfe zu begeben und sogar noch mit einem ziemlich potenten, oldschool-mäßigen Refrain um die Ecke kommt, kann man hier definitiv nicht von einem Highlight der Scheibe sprechen.
    6/10 Pkt.

    8. Victim Of The Furies:
    Besser geht es da schon mit "Victim Of The Furies" weiter. Der Song ist wieder etwas grooviger und hat dadurch auch mehr Biss als die letzte Nummer, ist gleichzeitig vielleicht rein handwerklich der beste Song des Albums. Der Track hätte so auch von jedem der größeren Vertreter der NWoBHM kommen können, ohne negativ aufzufallen, was bedeutet, dass Cloven Hoof (oder zumindest Basser Lee Payne, der ja als Songswriter und Band-Kopf das einzig verbliebene Original-Mitglied ist) genau das machen, womit sie einstmals in den Achtzigern angefangen haben. Was will man mehr?
    7/10 Pkt.

    9. Judas:
    "Judas" geht in eine ähnliche Richtung, legt aber im direkten Vergleich mit dem Vorgänger nochmal eine Schippe oben drauf. Erneut hat man einen coolen Groove, der direkt in der NWoBHM wurzelt und vollständig überzeugen kann. Lead-Gitarrist Ash Baker und Drummer Mark Bristow machen als Neuzugänge in der Band, wie übrigens auf dem ganzen Album, einen grundsoliden, unauffälligen, aber sehr songdienlichen Job und lassen die Band als homogene Einheit auftreten. Gute Arbeit!
    8/10 Pkt.

    10. Age Of Steel:
    Zum Abschluss wird es mit dem Titelsong noch einmal etwas epischer. Im mitsing-freundlichen Midtempo geht es hier geradezu in True Metal-Manier zur Sache sodass sich die Scheibe mit einem echten Knall aus dem Player verabschiedet (natürlich nur bis zur nächsten Runde Cloven Hoof). Einmal mehr hat man es hier mit einem ausgemachten Ohrwurm und einem sehr gut gearbeiteten Song zu tun, der wiederum die Klasse zeigt, mit der diese Band im Jahr 2020 musikalisch agieren kann. Die Story um den Dominator wird hier übrigens nicht zu Ende gebracht, sodass man sich wohl noch auf eine weitere Fortsetzung zu diesem Stoff einstellen darf.
    8/10 Pkt.

    Fazit:
    Nach einer etwas durchwachsenen ersten Häfte rettet der durchgehend mächtige Endspurt "Age Of Steel" ohne jegliche Probleme und kann Cloven Hoofs Reputation als eine der Gruppen aus den Achtzigern, die immer noch am souveränsten agieren, voll gerecht werden. Lediglich das massiv peinliche "Alderley Edge" trübt das Gesamtbild etwas, ansonsten hat man ein paar ordentliche und eine ganze Menge richtig geile Nummern, die Fans der Band sicherlich abfeiern werden. Einen absoluten Über-Hit sucht man zwar vergebens, doch das ist wahrscheinlich auch etwas, was man von dieser Band in ihrer Karriere einfach nicht mehr erwarten darf. Cloven Hoof kamen immer eher über die Klasse ihrer Alben als Ganzes als über herausragende Einzelstücke und das ist auch diesmal wieder der Fall. An den großartigen Vorgänger "Who Mourns For The Morning Star" kommt man mit diesem Album zwar nicht ganz heran, doch hält man die Flagge des traditionellen Metal weiterhin hoch und muss sich keinerlei Sorgen um ernsthafte Verschleißerscheinungen machen. Dass man den originalen "Dominator" mit dieser Performance locker in die Tasche steckt, ist da fast nur noch eine Randnotiz.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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