Warbringer - Weapons Of Tomorrow

  • Review: Warbringer - Weapons Of Tomorrow:

    Warbringer zählten Ende der 2000er-Jahre zur Speerspitze des damaligen Thrash Metal-Revivals und konnten insbesondere mit ihrem Debüt-Album "War Without End" einen absoluten Kracher abliefern. In der Folge ging es dann mit der Gruppe allerdings (wie mit fast allen Truppen dieser Bewegung) zusehends bergab, bis man 2013 schließlich das völlig missratene "IV: Empires Collapse" veröffentlichte, das um ein Haar das Ende der Band mit sich gebracht hätte. Vier Jahre später releaste man "Woe To The Vanquised", welches sich allerdings auch nur unwesentlich besser schlug als der vorige Totalausfall, auch wenn man sich zumindest wieder auf sicheres Thrash Metal-Terrain begab. Jetzt soll also "Weapons Of Tomorrow" der nächste Schritt zur Aussöhnung mit der Fan-Gemeinde werden, sodass man nicht ohne Spannung den neuen Silberling in den Player legt...

    1. Firepower Kills:
    Wer auf unserem CrewTube-Kanal den Jahresrückblick auf 2019 gesehen hat, der hat bereits von dieser Nummer gehört und mitbekommen, dass der Song für den Rezensenten eines der absoluten Highlights des vergangenen Jahres war. Nun liegt allerdings die Veröffentlichung des Tracks doch auch bereits über ein halbes Jahr zurück und bei derart langer Dauerrotation machen sich dann doch erste Abnutzungseffekte bemerkbar. Zweifelsohne handelt es sich hier aber um einen starken Thrasher, der erbarmungslos und mit absoluter Höchstgeschwindigkeit nach vorne geht und daneben noch Raum findet, einen ambitionierten, wenn auch nicht an jeder Stelle zu hundert Prozent gelungenen Text abzuliefern. Hätte man die Nummer nicht schon monatelang in Dauerschleife gehört, wäre wahrscheinlich noch ein, vielleicht sogar zwei Punkte mehr herausgesprungen.
    7/10 Punkte

    2. The Black Hand Reaches Out:
    Auch "The Black Hand Reaches Out" wurde ja vor der Veröffentlichung des Albums mit einem netten Video ausgekoppelt und präsentiert eine etwas andere Seite der Band. Zwar geht es auch hier ultra-brutal zur Sache, doch ist die Ausrichtung weniger pfeilschnell-furios, sondern mehr im Mosphit-tauglichen, stampfenden Midtempo angesiedelt. Wer auf derlei Abwechslung steht, wird die Nummer sicherlich abfeiern, während dem einen oder anderen Traditionalisten vielleicht die doch recht Groove-betonte Gangart des Songs sauer aufstoßen könnte. Trotzdem kein schlechter Track, da die Gitarren hier doch wirklich sehr amtlich braten.
    6/10 Pkt.

    3. Crushed Beneath The Tracks:
    "Crushed Beneath The Tracks" wandelt dann aber schon wieder deutlich stärker auf den Spuren des Openers. Nach einem längeren, schleppenden Intro-Part drehen Warbringer richtig auf und schreiben ihre Thrash Metal-Botschaft in knackigen vier Minuten mit Blut auf den imaginären Asphalt. Starke Nummer - so und nicht anders sollte Thrash Metal der jüngeren Generation klingen!
    7/10 Pkt.

    4. Defiance Of Fate:
    Sehr überraschen muss dagegen das folgende "Defiance Of Fate". Die Nummer startet als Ballade und entwickelt sich dann zu einem brütenden, sehr morbiden und recht deutlich vom Black Metal beeinflussten Stück, das sogar mit Akustik-Gitarre und choralen Vocals am Ende aufwarten kann. Die Stimmung erinnert leicht an Metallica in ihren düster-stimmungsvollen Balladen der Achtziger, was ja nun sicherlich nicht die schlechteste Referenz ist, auch wenn Warbringer im Vergleich zu ihren großen Vorreitern doch ein wenig die Eingängigkeit abgeht, die für eine solche Nummer wichtig ist.
    6/10 Pkt.

    5. Unraveling:
    Das komplette Kontrastprogramm hierzu bietet dann "Unraveling". Auf einer ganzen Reihe von Songs auf diesem Album machen Warbringer keine Gefangenen und gehen kompromisslos auf volle Attacke, doch dieser hier ist sicherlich eine der brutalsten Nummern des Longplayers. Der Track ist sehr simpel gestrickt, läuft aber auch bei mehrfachem Hören nie Gefahr, langweilig zu werden, was neben der bloßen Härte auch auf den recht innovativen und gut gemachten Bridge-Part zurückzuführen ist, dessen experimentelle Ansätze in den Gitarren voll überzeugen. Vielleicht der beste Song des Albums!
    8/10 Pkt.

    6. Heart Of Darkness:
    Mit "Heart Of Darkness" fühlt man sich dann direkt ein Wenig in den vorletzten Song zurückversetzt. Der Track beginnt mit einem netten Bass-Intro von Chase Bryant, der auf diesem Album sein Debüt bei Warbringer gibt und mit seinem atmosphärischen Spiel eine ausgesprochen gute Figur macht. Daran anschließend entwickelt sich eine weitere Ballade, wiederum eindeutig schwarz angehaucht, ehe sich der Song dann langsam steigert und zuletzt sogar mit Blastbeats aufzuwarten vermag. Auch diese schleppende Nummer ist jetzt an sich nicht schlecht, allerdings hätte insgesamt eine solche (Halb-)Ballade auf dem Album eindeutig gereicht, zumal wenn beide davon über die Sieben-Minuten-Marke gehen.
    6/10 Pkt.

    7. Power Unsurpassed:
    "Power Unsurpassed" war der allererste Song, den Warbringer vom neuen Album ausgekoppelt haben. Knapp zwei Jahre ist das jetzt her, womit die Nummer zeitlich eigentlich näher am Vorgänger "Woe To The Vanquished" liegt als am aktuellen Album. Genau das merkt man dem Track auch tatsächlich an, denn genau wie einige Songs des 2017er Machwerks wirkt das Stück einfach ziemlich lasch und beinahe Rock-lastig. Sicher, der "Refrain" (wenn man ihn so nennen will) ist eingängig und wird live sicherlich viel Zuspruch finden, doch abgesehen davon wirkt die Nummer einfach ziemlich einfallslos und uninspiriert. Gerettet wird der Track vor allem dadurch, dass er zumindest kurz und bündig auf den Punkt kommt und auf längere Spielereien verzichtet, die wohl endgültig zu Langeweile geführt hätten.
    5/10 Pkt.

    8. Outer Reaches:
    "Outer Reaches" geht im Gegensatz dazu dann allerdings wieder richtig nach vorne. Erneut wechseln die Amis ins rasantest mögliche Tempo-Segment und metzeln munter drauf los. Doch die Nummer schafft es tatsächlich, mehr zu sein als nur eine potente Abrissbirne, sondern weist auch eine gewisse Eleganz und ein beinahe hymnisches Element auf, das vor allem im Refrain durch subtile, aber wirkungsvoll eingesetzte Keyboards sehr gekonnt in Szene gesetzt wird. Die Bridge wiederum überrascht mit einem geilen Wechsel in brutales Midtempo sowie mit vorzüglicher Arbeit an den Gitarren durch Adam Carroll und Chase Becker. Absolute Empfehlung!
    7/10 Pkt.

    9. Notre Dame (King Of Fools):
    Der folgende Song ist erneut eine vielleicht etwas ungewohnte Nummer für Warbringer. Der Beginn baut Atmosphäre auf, ehe es mit starkem Riffing so richtig losgeht. In der Folge treten auch hier wieder epische Elemente auf, leider verliert sich allerdings mit laufender Dauer der Track ein wenig in seiner eigenen Komplexität mit akustischen Zwischenspielen und einem beinahe progressiv anmutenden Ansatz. Ein interessanter Versuch, der hier leider nicht vollständig aufgeht.
    5,5/10 Pkt.

    10. Glorious End:
    Den Abschluss des Albums bildet das programmatisch betitelte "Glorious End" - wobei, glorreich geht es hier eigentlich beim besten Willen nicht zur Sache. Der Text erzählt extrem eindrucksvoll und glaubhaft vom Schrecken des ersten Weltkriegs und zieht den Hörer sofort in seinen Bann. Wer das Lyrics-Video zu dieser Single noch nicht gehört hat, als der Song herausgekommen ist, dem sei dieses dringend ans Herz gelegt; so gute Texte hat man im Thrash Metal schon lange nicht mehr gehört. Demgegenüber droht die Musik beinahe in den Hintergrund zu treten, die aber ebenfalls durchaus überzeugen kann. Auch diese Nummer ist recht vertrackt aufgebaut und braucht vielleicht den einen oder anderen Hördurchgang, bleibt aber stilistisch klar auf dem Boden des Thrash Metal mit leichten Anklängen an Black- oder sogar Death-Gefilde - geil! Einziger Kritikpunkt: Man hätte diesen und den letzten Song vielleicht etwas besser auf dem Album verteilen können, anstatt die beiden wohl progressivsten Tracks des Longplayers direkt nacheinander ans Ende zu packen.
    7/10 Pkt.

    Fazit:
    Manche haben schon "Woe To The Vanquished" als Rückkehr von Warbringer auf das internationale Thrash Metal-Parkett gefeiert, doch mit "Weapons Of Tomorrow" melden sich die Amis jetzt tatsächlich nachdrücklich zurück in der oberen Güteklasse. Seit dem letzten Album haben fünf Jungs einen enormen Schritt nach vorne gemacht und ein Song wie "Glorious End" ist dafür das beste Beispiel. Haben sich Warbringer auf "Woe To The Vanquished" mit dem Grande Finale noch fürchterlich verkünstelt und letztlich den Eindruck des ganzen Albums getrübt, so weiß die Band 2020 vielleicht nicht immer, aber doch in den meisten Fällen genau, wie weit sie gehen kann, um innovativ, aber doch immer auch überzeugend und authentisch zu wirken. "Weapons Of Tomorrow" ist sicherlich kein moderner Klassiker, dafür fehlen ganz eindeutig die Hits, aber auf jeden Fall ein gutes Thrash Metal-Album, das es zu bedenken gilt, wenn man am Ende des Jahres auf die Genre-Highlights zurückblicken will. Lediglich bei der Inkorporation von Black Metal-Anteilen in ihren Sound können die Amis bei ihren Kollegen von Testament noch etwas lernen. Das soll aber die Kaufempfehlung für dieses Album nicht einschränken, ebenso wenig wie das für Warbringer-Verhältnisse schon etwas arg billig geratene Cover - die wohl einzige Kategorie, in der "Weapons Of Tomorrow" seinem Vorgänger unterliegt.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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