Traditional Thursday #50: Torture - Terror Kingdom

  • Nachdem wir uns zuletzt im Zuge des Traditional Thursday ja gerne mal ein Wenig im Underground des klassischen Heavy Metal aufgehalten haben, ist heute mal wieder etwas Abwechslung angesagt. Torture sind nicht nur bedeutend härter als alles, was wir hier in den letzten Wochen behandelt haben, sondern wohl auch jedem Thrasher, der sein Geld wert ist, bereits von vorneherein ein Begriff. Für diejenigen, die in dem Genre weniger bewandert sind, sei eine kurze Einleitung trotzdem gegeben. Torture gründeten sich im Jahr 1986 im texanischen El Paso. Zu diesem Zeitpunkt war die Thrash Metal-Welle grade auf ihrem Höhepunkt und die vier Jungs verorteten sich ganz klar in der Nachfolge ihrer großen Heroen, wobei man eindeutig der härteren Seite des Thrash-Spektrums zuneigte; "Reign In Blood" oder "Darkness Descends" hört man bei der Band deutlich öfter als Einfluss heraus als "Master Of Puppets" oder "Peace Sells". An manchen Stellen überflügelte man seine großen Vorbilder sogar in Sachen Härte noch und lieferte eine Art Revenant-esquen Quasi-Death Metal - freilich bevor genannte Vergleichs-Band jemals etwas nennenswertes veröffentlicht hatte.

    Die Kardinalsünde von Torture - wie die so vieler anderer guter Bands - war eigentlich jene, dass sie zu spät auf der Bildfläche erschienen, um noch wirklich Aufsehen zu erregen. Als man 1989 sein Debüt-Album veröffentlichte, war der Thrash-Hype schon merklich im Abflauen begriffen und abgesehen von Annihilator schaffte es kaum noch eine Band, in dieser Zeit in dem Genre ernsthaft Fuß zu fassen. Nichtsdestotrotz war die Debüt-Scheibe der Band, die auf den Namen "Storm Alert" hörte, ein absolut einwandfreier Kracher, der nicht umsonst unter Genre-Enthusiasten bis heute in hohen Ehren gehalten wird. Auf dieser, der einzigen vollwertigen Studio-Scheibe von Torture, findet sich auch der heute vorgestellte Track, "Terror Kingdom". Dass sich der geneigte Schreiberling dennoch entschieden hat, heute eine andere als die Album-Version des Songs vorzustellen, hat zweierlei Gründe. Die hiesige Version stammt von der EP der Band, die passenderweise auf den Namen "Terror Kingdom" hörte und bereits 1987, also zwei Jahre vor dem Album, erschien. Es ging also hier ein wenig darum, zu zeigen, dass Torture auch zu diesem frühen Zeitpunkt ihren für damalige Verhältnisse sehr harten Stil spielten, nicht erst 1989, als sie von Sepultura ohnehin längst überflügelt worden waren. Zum Anderen scheint einfach der Sound der EP, der noch etwas dreckiger (böse Zungen würden sagen: amateurhafter) klingt als der des Albums, dem Song sehr zugute zu kommen.

    Die Nummer selbst ist fast eine mustergültige Vorführung von Thrash Metal, der bei aller Wucht eben nicht nur in Ausbrüchen von kurzer Dauer überzeugen kann. Heute, in Zeiten des Kreator-schen Mainstream-Erfolgs, scheinen Viele es als gegeben hinzunehmen, dass im Thrash Metal bei Songs von über sechs Minuten Spielzeit erst mal zwangsweise die Akustik-Klampfe rausgeholt werden muss. Torture belehren den Hörer zum Glück eines Besseren und ballern die acht Minuten (okay, sieben, wenn man die Schreie im Outro nicht gelten lassen will) ohne jedes Erbarmen durch. Intelligentes Songwriting und brachiale Power vereinigen sich hier zu einem bitterbösen Behemoth eines Songs und spätestens wenn bei vier Minuten Spielzeit ein Riff derart laut "Gary Holt!" schreit, dass man als Hörer unwillkürlich versucht ist, den Text von "Deliver Us To Evil" darüber zu grölen, dann weiß man: Ja, das ist Thrash Metal, wie er gespielt werden sollte, aus einer Zeit, in der die Metal-Welt noch rund war. Schade, dass von Torture später kaum noch etwas zu hören war.

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