Es ist mal wieder an der Zeit, uns an unserem Traditional Thursday einem etwas umfassenderen Projekt zu widmen. Vor einer Weile hatten wir ja bereits einen Blick auf die besten deutschen Thrash Metal-Alben aller Zeiten geworfen, wobei recht unwillkürlich ein starker Fokus auf Kreator fiel. Ausgehend von dieser Erfahrung kam bei mir die Idee auf, sich mal ein paar Wochen gänzlich nur einer Band zu widmen und dafür bei dieser etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Wenn man nun so ein Projekt in Angriff nehmen will, dann bieten sich natürlich viele Ansatzpunkte und interessante Projekte an, aber was läge näher, als sich bei dem ersten Experiment dieser Art zunächst der größten Band zu widmen, die der Hard 'N' Heavy-Sektor so zu bieten hat?
Doch sobald man sich auf die Australier von AC/DC als Thema festgelegt hat, stellt sich das Problem einer vernünftigen Fragestellung. Sicher, Songs wie "T.N.T.", "Highway To Hell" oder "Hells Bells" sind unsterbliche Meisterwerke, aber halt auch schon jedem bekannt und eine Liste aus diesen Nummern hätte wohl allenfalls für ein müdes Lächeln gesorgt. Doch zum Glück bietet der Backkatalog der Band nicht nur diese Klassiker, sondern noch eine ganze Reihe weiterer Songs, die qualitativ in einer ähnlichen Liga spielen, aber, was ihre allgemeine Bekanntheit angeht, ein wenig durch's Raster gefallen zu sein scheinen. Genau diesen Tracks sollen die kommenden Wochen nun also gewidmet werden, wenn wir nach den TOP 10 unterbewerteten AC/DC-Stücken suchen und unsere Liste beginnen mit...
10. Touch Too Much:
Zugegeben, der vierte Song vom legendären "Highway To Hell"-Album ist keine völlig unbekannte Nummer und wurde während des Stints der Band mit Axl Rose als Sänger sogar mal wieder live präsentiert, doch geht die Nummer dennoch neben anderen Stücken wie dem alles überstrahlenden Titeltrack oder "If You Want Blood (You've Got It)" oftmals ein wenig unter. Überraschenderweise eigentlich, da "Touch Too Much" neben dem eben erwähnten Titelsong wohl das Highlight dieses mit Hits gespickten Longplayers darstellt. Selten haben sich AC/DC derart cool und sleazy präsentiert und dies noch mit einem Mitgröhl-Refrain kombiniert, bei dem wohl selbst Tote nicht ruhig sitzen bleiben könnten. Verfeinert wird das alles noch mit einigen der besten Lyrics, die Bon Scott je für AC/DC geschrieben hat. Das Besondere an Bon, das nach seinem Tod weder Brian Johnson noch die Young-Brüder je wiederholen konnten, war, dass er nicht nur wie so viele Bands dieser Zeit anzügliche, zwei- oder eigentlich eher eindeutige Texte schrieb, sondern sich dabei immer noch einen augenzwinkernden Charme und hintergründigen, sehr intelligenten Humor beibehielt. Ginge es in dieser Liste rein um die Qualität der vorgestellten Songs, so wäre dieses Stück ohne Zweifel an alleroberster Position aufzuführen. Da es hier jedoch um das Maß geht, in dem die einzelnen Nummern unterbewertet sind und "Touch Too Much" ja doch durchaus seine Fans hat, reicht es an dieser Stelle nur für die Eröffnungs-Position unserer Liste. Dies ist aber auch gar nicht so unpassend, nicht zuletzt, da wir somit mit einem Song aus der Bon Scott-Ära in unser Ranking einsteigen. Hierhin werden wir im weiteren Verlauf wohl nur eher selten wieder zurückkehren, nicht, weil die Band mit Brian Johnson bessere Musik gemacht hätte, sondern vielmehr, weil beinahe alles, was AC/DC in den Siebzigern veröffentlicht haben, heute als unumstrittener Klassiker gilt und dementsprechend sicher nicht als underrated gelistet werden kann.