Grave Digger - Fields Of Blood

  • Review: Grave Digger - Fields Of Blood:

    Eines kann man Grave Digger schon mal nicht absprechen: Obschon die Gruppe sicherlich bereits im Herbst ihrer Karriere angekommen ist, lassen sie sich nicht lumpen, alle paar Jahre ein neues Album auf den Markt zu werfen. So ist das letzte Werk, "The Living Dead", gerade zwei Jahre alt und schon steht der Nachfolger namens "Fields Of Blood" in den Plattenregalen. Die letzten paar Outputs waren auch alle von erfreulicher Qualität, was neben dem ausgesprochen geilen Cover eigentlich durchaus Anlass zur Vorfreude auf den neuesten Streich der Band gibt. Andererseits war auf dem letzten Album im Vergleich zum mächtigen "Healed By Metal" schon ein gewisser Abwärtstrend erkennbar und ob die Totengräber diesen Trend wenden können, scheint fraglich in Anbetracht der Tatsache, dass sich die Gladbecker musikalisch einmal mehr nach Schottland begeben, um die Geschichte der Alben "Tunes Of War" und "The Clans Will Rise Again" weiterzuerzählen. Dudelsack-Gepfeife jedoch hat den Herren in ihrer Karriere bislang selten gut angestanden und die beiden genannten Langeisen gehören entgegen landläufiger Meinung auch ganz sicher nicht zum Besten, was die Band-Diskographie der Truppe so hergibt. Aber gehen wir die Songs einen nach dem anderen durch, um uns ein Bild von der Scheibe zu machen...

    1. The Clansman's Journey:
    Der Beginn der Scheibe fällt schon einmal so aus, wie man ihn sich vorstellen konnte, nämlich mit Dudelsäcken, die den Hörer im Intro mit hymnischen Klängen gedanklich nach Schottland bringen sollen. Hier werden natürlich sofort Erinnerungen an "Tunes Of War" und dessen Intro "The Brave" wach, an welches dieses Stück eindeutig angelehnt ist. Für die nette Referenz an die eigene Vergangenheit gibt es einen Bonus-Punkt, auch wenn das Ding sonst eigentlich keiner braucht.
    6/10 Punkte

    2. All For The Kingdom:
    "All For The Kingdom" ist dann der eigentliche Opener sowie auch die erste Vorab-Auskopplung des Albums. Auch hier mag man an das 1996er Album der Truppe denken, der Opener "Scotland United" war ganz ähnlich gestrickt. Das heißt natürlich zum Einen, dass man hier klassische Grave Digger-Kost bekommt, zum Anderen, dass diese auch in entsprechender Qualität dargeboten wird. Flottes Riffing, ein angemessenes Maß an Härte und ein Gitarrensolo, das man Axel Ritt so vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Gelungener Einstand!
    7/10 Pkt.

    3. Lions Of The Sea:
    Mit "Lions Of The Sea" folgt direkt eine weitere Single, die auch qualitativ im gleichen Segment rangiert wie der Opener. Ja, einige mögen vielleicht nörgeln, dass der Song allzu einfach gestrickt ist und gerade der Refrain viel Power Metal-Melodiösität bietet, aber wer nach wie vor noch nicht mitbekommen hat, dass Grave Digger schon seit den Neunzigern ganz regulär auch Power Metal-Elemente in ihren Sound integrieren, dem kann auch wirklich nur schwerlich geholfen werden. Und auf diesem Terrain bieten die Totengräber zumindest ein gewisses Maß an Härte und Rauhbeinigkeit, das viele andere Gruppen des Genres schmerzlich vermissen lassen. Alles in allem jedenfalls eine überzeugende Midtempo-Hymne, der auch live sicher ihre Fans finden wird.
    7/10 Pkt.

    4. Freedom:
    Noch einen Tacken besser kommt aber das folgende "Freedom". Hier lassen Grave Digger, nachdem am Beginn zunächst eine eher ruhige Nummer angetäuscht wird, einen echten Brecher von der Kette und heizen im Uptempo mit einer ihrer härtesten Nummern der vergangenen Jahre durch's musikalische Unterholz. Starker Track, der auf jedem Neunziger-Jahre-Album der Band eine gute Figur gemacht hätte und seine knackige Härte mit einem weiteren hymnischen Refrain klug abschmeckt.
    8/10 Pkt.

    5. The Heart Of Scotland:
    Bis hierhin eigentlich ein ausgesprochen geiles Teil, die neue Grave Digger-Scheibe! Leider bleibt es jedoch nicht so. "The Heart Of Scotland" ist qualitativ ein tiefer Absturz; die Nummer kann nicht im Ansatz überzeugen. Ein beinahe doomig-melancholisch anmutender, langsamer Groove steht einem weiteren Hymnen-Refrain gegenüber, mit dem er überhaupt nicht harmonieren will, und allgemein wirkt die Nummer unausgegoren und kaum nachvollziehbar. Zu allem Überfluss haben hier nun auch die Dudelsäcke, die wie eine Drohung über dem Album hingen, ihren ersten Einsatz in einem tatsächlichen Song und ertränken gleich zu Beginn mal die Gitarren nahezu komplett. Zum Abgewöhnen.
    3/10 Pkt.

    6. Thousand Tears:
    Nachdem diese fünf Minuten überstanden sind, fragt sich der Hörer unwillkürlich: Wird es jetzt besser? Kurze Antwort: Nein. "Thousand Tears" wurde als Single-Auskopplung bereits in unserem Kotzer der Woche behandelt, daher muss hier wohl nicht mehr viel gesagt werden. Die Ballade ist genauso schlecht und kitschig, wie es der Titel vermuten lässt, dazu liefern sich Chris Boltendahl, der bei all seiner sympathischen Kratzbürstigkeit halt einfach gesanglich höchst beschränkt ist, und Noora Louhimo von Battle Beast ein gesangliches Schmalz-Battle zu einem Text, der wirklich nur noch zum Vergessen ist. Der quäksende Dudelsack, der dem geneigten Metaller auch noch den letzten Nerv raubt, muss wohl gar nicht mehr erwähnt werden. Alle Jahre wieder versuchen es Grave Digger mit einer Ballade und (fast) immer ist das Ergebnis am Ende grauenvoll. Um es mit den Worten eines geehrten ex-Kollegen zu sagen: Sechs, platzen!
    3/10 Pkt.

    7. Union Of The Crown:
    Zurück in die Spur finden die Totengräber erst wieder mit Beginn der zweiten Alben-Hälfte. "Union Of The Crown" bietet wieder das, was man von Grave Digger hören will: Eine geradlinige, flotte Hymne mit einem Ohrwurm-tauglichen Refrain und epischen Heldenchören, die Härte und Melodie in gutem Maß miteinander vereint. Nachdem auch Chris' Stimme hier natürlich wieder deutlich besser passt als auf dem vorhergegangenen Total-Ausfall, kann man ohne Zweifel von einem grundsoliden Track sprechen.
    7/10 Pkt.

    8. My Final Fight:
    "My Final Fight" legt dann im Anschluss noch ein paar Scheite mehr ins Feuer und packt noch einmal die etwas gröbere Kelle aus. Das Tempo wird etwas angezogen, ein galoppierender Rhythmus bestimmt den Song und ein wieder einmal sehr simplizistisch, aber nichtsdestoweniger wirkungsvoller Refrain rundet die Angelegenheit ab. Das Ergebnis tönt stark nach der klassischen Phase der Band und hätte den Herren auch damals schon alle Ehre gemacht!
    8/10 Pkt.

    9. Gathering Of The Clans:
    Auch das nachfolgende "Gathering Of The Clans" lässt sich gut an und kann überzeugen. Der Song bewegt sich irgendwo auf dem Grat zwischen Midtempo und Uptempo, einmal mehr werden treibende Riffs mit großen Chören episch in Szene gesetzt. Der Band gelingt sogar das kleine Kunststück, ihren Dudelsack-Einsatz so zu gestalten, dass sie sich die Nummer nicht umgehend selbst versenken. Überraschend guter Song!
    7/10 Pkt.

    10. Barbarian:
    Dennoch hat die Nummer kaum Raum, um wirklich zu scheinen, ist sie doch zwischen den beiden vielleicht besten Songs des Albums platziert. Wie schon "My Final Fight" ist auch "Barbarian" ein echter Hit und versetzt den Hörer mit seiner bodenständigen, rauen Ausrichtung umgehend in die Achtziger zurück. Als Referenz für diesen Song werden häufig Accept genannt, doch auch in der eigenen Band-Historie von Grave Digger finden sich genügend frühe Hits, die mit dieser Nummer vergleichbar sind. Im stampfenden Midtempo kommt der Song daher, um sich dann in der Bridge ein wenig zurückzunehmen und somit sogar noch ein wenig Abwechslung zu bieten, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. So soll Heavy Metal gespielt werden!
    8/10 Pkt.

    11. Fields Of Blood:
    Zunehmend durchschnittlicher wird es dagegen wieder mit "Fields Of Blood", das ungünstiger Weise mit über zehn Minuten auch noch die längste Nummer der Scheibe ist. Es wirkt, als hätten sich Chris und seine Kumpanen hier mit Gewalt selbst ein Denkmal setzen wollen, was jedoch kaum gelingen mag. Einmal mehr beginnt eine Nummer mit mäßig interessanten Sackpfeifen und windet sich dann Schlangen-artig durch verschiedene Abschnitte, ohne wirklich auf den Punkt zu kommen. Zwischendrin wird zum Glück der Härtegrad bisweilen etwas angezogen und diese Momente sind es, in denen die Nummer dann auch tatsächlich spannend wird, doch unter dem Strich ist es dann doch ein Wenig dürftig, was das Quartett hier abliefert, zumal, wenn man bedenkt, dass es sich hier um den Titeltrack des Albums handelt. Ein Werk à la "Heart Of Darkness" schreibt sich halt bei allem guten Willen auch nicht nach Belieben.
    6/10 Pkt.

    12. Requiem For The Fallen:
    Und weil zehn nur bedingt spannende Minuten zum Ausklang offenbar noch nicht genug waren, gibt es noch ein dreiminütiges Instrumental-Outro hinterher. Langsam und episch wird man hier aus der Scheibe geleitet, was es jedoch eigentlich wirklich nicht gebraucht hätte. Wer nicht gerade ein ausgesprochenes Faible für instrumentale Interludien hat, kann hier getrost auch schon vorher abschalten.
    5/10 Pkt.

    Fazit:
    Auf "Fields Of Blood" zeigen Grave Digger ihre altbekannten Trademarks, erweitert, wie bei der Themensetzung des Albums sicherlich zu erwarten war, um ein paar folkige Elemente in Form von Dudelsack-Begleitung hie und da. Dabei schlagen sich die Totengräber oftmals gut, hauen bisweilen aber auch kräftig daneben, wobei auch die Anordnung der einzelnen Tracks dem Resultat nicht unbedingt zuträglich ist. So findet sich auf dem Album neben Licht auch einiger Schatten und wenn man den neuen Longplayer mit den starken letzten Outputs in Relation setzt, kommt man nicht umhin, zu konstatieren, dass die Gruppe im Vergleich zu den vergangenen Jahren unter dem Durchschnitt agiert. Sicherlich wird jeder Fan auf der Scheibe dennoch seine Favoriten finden, doch zum vierzigsten Jubiläum hätte sich die Band noch besser beschenken können.

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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