Kotzer der Woche #59: Cloven Hoof - Inquisitor

  • Bei den meisten Lesern des dieswöchigen Kotzers dürfte es nicht gerade Aufschreie der Verwunderung auslösen, wenn erwähnt wird, dass der heute tätige Schreiberling Liebhaber englischen Metals der Achtziger, genauer genommen der NWoBHM, ist. Viele Bands dieser Bewegung haben sich ja gegen Ende der oder nach den Achtzigern aufgelöst und so war es für den geneigten Fan natürlich immer eine besondere Freude, wenn eine solche Gruppe sich später doch noch einmal auf der Bühne zurückgemeldet hat. Dass so eine Rückkehr aber nicht immer nur ein Zuckerschlecken war, sondern auch ganz gehörig in die Hose gehen konnte, beweist der Fall von Cloven Hoof und ihrer Comeback-Scheibe "Eye Of The Sun", erschienen 2006, 17 Jahre nach dem letzten Studio-Output, "A Sultan's Ransom". Vom damaligen Line-Up war niemand außer Basser Lee Payne mehr dabei, aber da dieser ohnehin Mastermind der Band war und beinahe alle Songs im Alleingang schrieb, standen die Erfolgsschancen für das Comeback eigentlich doch ganz gut.

    Mit dem fertigen Produkt wurde letztlich jedoch kaum jemand so wirklich warm. Dabei waren einige Ansätze durchaus erkennbar und mit "Kiss Of Evil" und "Golgotha" waren sogar zwei ganz ordentliche Nummern auf dem Album vertreten; doch diese gingen letztlich unter gegenüber den vielen Mankos, die dieses Scheibchen und insbesondere der Opener "Inquisitor" aufwiesen. Sehr überraschen musste den Hörer dabei direkt zu Beginn die ausgesprochen moderne Produktion des Albums. Von einem zurückkehrenden Act der Achtziger hätte man sich da doch etwas wärmeres, traditionelleres erwartet. Aber gut, man will ja als Hörer nicht vorschnell urteilen und lässt den Song sich erst mal entfalten. Das Riffing ist für Cloven Hoof sehr untypisch, aber auch nicht zwangsläufig schlecht; gerade wenn man bedenkt, dass die letzten Alben der Band vor der Auflösung für ihren Mangel an Härte Kritik einstecken mussten, konnte man hier vielleicht den Versuch erkennen, dem Rechnung zu tragen und eine andere Richtung einzuschlagen.

    Der große Mangel von Cloven Hoof anno 2006 war aber Sänger Max Moreton. Die Truppe aus Wolverhampton hatte in ihrer Karriere immer Vokalisten, die sich mehr oder minder in die Kategorie "Sirene" einordnen ließen (selbst David Potter, der das selbstbetitelte Debüt-Album einsang, ließ ja von Zeit zu Zeit seine Fähigkeiten in den höheren Tonlagen durchscheinen). Max dagegen hatte eine Stimme, die in Sachen Tonumfang eher nur durchschnittlich war, und versuchte sich daher auf andere Weise zu behelfen, was jedoch kaum gelang; schon in den Strophen von "Inquisitor" fällt schlicht der Mangel an Melodie in der Gesangsstimme auf. Im Pre-Chorus wird es dann kurz etwas besser, doch der Refrain macht direkt jede eventuell aufgekommene Hoffnung zunichte. Hier wird mit Nu Metal-artigem Rap-Gesang aufgewartet, der nun mal so gar nicht zur Musik, der Band oder überhaupt irgendwas passt. Eigentlich könnte man die Nummer an diesem Punkt schon mit der Wertung "Treffer: Versenkt" abschreiben, doch um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, werden derlei gesangliche Eskapaden in der Bridge dann auch noch mehrfach wiederholt.

    Unter dem Strich konnte man als Hörer, wenn man diesen Song überstanden hatte, eigentlich erst mal durchatmen, denn schlimmer wurde es auf der Scheibe nicht mehr, aber irgendwie kam das Album danach auch nicht mehr so richtig auf die Füße. Nun könnte man die Nummer an sich als Ausrutscher im ja doch recht großen Repertoire der Band geflissentlich vergessen, hätte sich Lee nicht aus unerfindlichen Gründen dazu entschlossen, ausgerechnet mit diesem Song auch noch Live-Konzerte von Cloven Hoof zu eröffnen. Warum der arme George Call, der gesanglich um ein Vielfaches potenter ist als sein Vorgänger, dazu genötigt wird, diesen Krampf zu intonieren, ist wirklich absolut unverständlich - insbesondere, da man ja auf den nachfolgenden Alben zu alter Form zurückgefunden hat und sich zwischenzeitlich wieder mindestens so stark präsentierte wie in der Hochphase der Band in den Achtzigern.

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