Kotzer der Woche #60: Lion Twin - Wings Of Love

  • Zum heutigen Kotzer der Woche gibt es zur Abwechslung mal nicht nur eine rein musikalische Beurteilung eines eher weniger erfreulichen Songs, sondern gleich noch einen kleinen Schwank aus dem Leben des Autors oben drauf. Objekt unserer Betrachtung ist nämlich heute das "Nashville" betitelte Debüt-Album der deutschen Lion Twin, welches ich mir, als es 2013 erschien, tatsächlich selbst zulegte. Sicherlich, heutzutage würden dem Schreiberling wohl schon beim Album-Cover ernstliche Zweifel kommen, ob es sich hier um einen guten Metal-Release handeln kann, doch für den (noch halbwegs) jungen Metalhead war diese Frage seinerzeit noch nicht so offensichtlich, zumal die Tatsache, dass Jan Koemmet, seines Zeichens Accept-Klampfer zu "Restless And Wild"-Zeiten, als Gitarrist und Songwriter beteiligt war, ja nicht die schlechteste Referenz darstellte und außerdem auch die Single "Day Of Anger", die man zusammen mit dem German Tank Udo Dirkschneider aufgenommen hatte, auch ganz ordentlich tönte. So ließ ich mich denn also verleiten, die paar Öcken für den Silberling über den Verkaufstresen des örtlichen Plattenladens wandern zu lassen.

    Zuhause angekommen, war die Enttäuschung dann aber doch spürbar, als sich "Day Of Anger" fast als das einzige Highlight der Scheibe entpuppte. "Far Away" gefiel mir damals trotz (oder wegen?) seines irischen Einschlags noch ganz gut, aber das war es dann auch schon weitestgehend. Stattdessen finden sich auf der Platte leider eine ganze Reihe von Nullnummern wie die hier vorgestellte Ballade "Wings Of Love". Balladen sind ja grundsätzlich oft eine zweischneidige Angelegenheit; einige meiner absoluten Lieblings-Songs haben balladeske Züge, andererseits laufen solche Nummern immer auch Gefahr, zu kitschig zu werden, und werden dann oft zu absoluten roten Tüchern. In jedem Fall sind zwei davon auf zehn Songs, die sich insgesamt auf "Nashville" finden, eindeutig zu viel. Das wäre ja aber noch kein Drama, wenn wenigstens die Qualität stimmen würde, doch auch auf diesem Gebiet erweisen sich die Tracks ("When The Lights Go On" hat dieser Nummer hier nichts voraus und hätte durchaus ebenfalls einen Platz im Kotzer verdient gehabt) für die Band als Bumerang. Viel zu schmalzig und schwülstig geht es hier zur Sache, wobei "gehen" eigentlich das falsche Stichwort ist, drückt der Ausdruck doch irgendeine Art von Progression aus. Bei "Wings Of Love" geht dagegen leider überhaupt nichts vorwärts und die fünf Minuten ziehen sich quälend dahin, bis man am Ende das Gefühl hat, einen Song von der doppelten Länge gehört zu haben.

    Von Lion Twin hat man nach diesem Album, obwohl sich die Gruppe scheinbar nie offiziell aufgelöst hat, kaum noch etwas gehört; vielleicht tatsächlich besser so. Auf dem musikalischen Gebiet an der Grenze zwischen Hard Rock und Heavy Metal gibt es viele lohnenswertere Bands, auch im Female Fronted-Sektor.

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