Traditional Thursday #68: Mordred - State Of Mind

  • Ja, liebe Freunde des klassischen Metal, heute gibt es im Traditional Thursday Mordred auf die Ohren! Das mag vielleicht Kenner der Band überraschen und tatsächlich wäre die Gruppe aus der Thrash Metal-Metropole San Francisco, die auf dem hier vorgestellten Debüt-Album "Fool's Game" noch als Quintett unterwegs war, sich dann jedoch ein Jahr später um ein weiteres Mitglied verstärkte, nicht unbedingt eine, die ich einem Freund weiterempfehlen würde. Im Gegenteil fielen Mordred in diese seltsame Transitions-Zeit Ende der Achtziger, als Thrash zwar noch irgendwie en vogue war, aber sich schon langsam totzulaufen begann. In Deutschland konnte man zwar nach wie vor mit geradlinigem Thrash Anklang finden, wie Sodom eben erst mit "Agent Orange", dem bis dato bestverkauften Metal-Album in der Bundesrepublik überhaupt, bewiesen hatten, doch in Amerika war dieser Zug schon fast abgefahren und die Bands suchten händeringend nach neuen Ideen, mit denen man seinen Sound aufpeppen und so aus der mittlerweile schlichtweg übergroßen Masse an Thrash-Kapellen herausstechen konnte. Dass diese Probleme selbst die ganz großen Player des Genres betrafen, bewiesen nicht zuletzt Slayer, die schon 1988 ihr "härter-schneller-lauter"-Dogma über Bord warfen, um auf "South Of Heaven" ihre melodische, düstere Seite auszuleben. Wollte man sich in dieser Zeit noch als neue Band in dem Genre positionieren, so musste man entweder absolut exorbitantes technisches Können vorweisen, wie es Annihilator auf ihrem Debüt "Alice In Hell" gelang - oder man versuchte etwas völlig neues und nie dagewesenes.

    Zu jener zweiten Gruppe gehörten Mordred, als sie ihren Thrash mit einer gehörigen Portion Funk-Einflüssen versahen. So etwas hatte man bisher allenfalls von Living Colour gehört, die aber nicht über dieselben Thrash-Wurzeln wie Mordred verfügten, während Anthrax' Experimente mit Rap letztlich in eine andere musikalische Richtung zielten. Man kann Mordred also mit etwas gutem Willen durchaus eine Vorreiter-Funktion zuschreiben, muss aber doch festhalten, dass für den traditionellen Metaller im Prinzip schon das Debüt "Fool's Game" von 1989 mehr Verdruss als Genuss war, wobei das Scratching, das die Band offenbar als ihr Markenzeichen etablieren wollte, die Angelegenheit nicht besser machte. Im Laufe der Zeit drehte die Gruppe dann immer noch mehr ab, experimentierte mit Rap und Blasmusik (!), ehe man dann irgendwann bei einer halb-ausgegorenen Hip Hop-Chose endete, die mit Metal keinerlei Berührungspunkte mehr hatte.

    Dennoch soll man ja auch weniger geliebten Bands dort Credit geben, wo er verdient ist, und deshalb stellen Mordred auch unseren heutigen Song des Tages. Denn während "Fool's Game" sicherlich keinen Platz in den ewigen Thrash-Annalen beanspruchen wird, zeigt die Band doch auf dem Opener dieses Albums, dass die Jungs, wenn sie wollen, durchaus in der Lage waren, gleichsam innovative wie starke Musik zu schreiben. "State Of Mind" verzichtet auf die unnötigen Extravaganzen, die den Rest des Albums und der Karriere der Band belasten sollten, sondern liefert geradlinigen Thrash mit großem Wiedererkennungswert. Bei aller Abneigung gegen die allgemeine Richtung dieser Formation muss man nämlich doch anerkennen, dass bei diesem Song insbesondere die im Refrain halb gesprochenen, halb gesungenen Vocals von Scott Holderby einen gewissen Reiz ausüben, und der Shift zum Riff der Schlusssektion des Songs, der bei etwa vier Minuten einsetzt, ist ohne Zweifel grandios in Szene gesetzt. In dem Sinne: Genießt diesen starken Song von Mordred - es ist ihr einziger!

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