Traditional Thursday #71-75: Die besten Post-2000 Thrash-Alben

  • Ein vielleicht etwas ungewöhnliches Thema für einen Traditional Thursday ist es, sich dezidiert mit Alben auseinanderzusetzen, die nach dem Jahr 2000 erschienen sind. Doch selbst der traditionellste Metaller wird wohl anerkennen müssen, dass, wenn auch nicht allzu oft, doch vereinzelt auch heute noch starke Oldschool-Alben veröffentlicht werden, die auch in den Achtzigern durchaus ihre Daseinsberechtigung gehabt hätten. Welche Bewegung aber könnte dies wohl besser zeigen als das große Thrash-Revival, das Mitte der Nuller-Jahre seinen Anfang nahm und sich in gewisser Weise bis heute durchzieht, wenngleich mittlerweile der allgemeine Trend dahin geht, seinen Thrash mit einer Portion Black Metal anzureichern. Derlei stilistische Spiränzchen werden hier aber, ganz im Stile eines guten Traditional Thursday, nicht behandelt werden, wenn wir uns stattdessen auf guten alten Oldschool-Thrash besinnen und unsere Mini-Serie starten mit...

    Platz 5: Death Angel - The Dream Calls For Blood:

    Dass Death Angel in der heutigen Thrash-Szene eine feste Größe darstellen, wird kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen. Doch obwohl die Herren immer synonym für energetische Live-Shows mit viel Einsatz standen, waren die ersten zwei Alben nach ihrer Reunion im Jahr 2001 eher saft- und kraftlose Angelegenheiten. Insofern war es vielleicht zu diesem Zeitpunkt nicht die schlechteste Idee, Basser Dennis Pepa und Drummer Andy Galeon vor die Tür zu setzen. Mit deren Ersatzmännern Will Carroll und Damien Sisson brachte man dann im Herbst 2010 "Relentless Retribution" auf den Markt, auf dem sich die Band sofort deutlich verbessert zeigte und die beste Scheibe seit ihrem Debüt "The Ultra-Violence" (1987) ablieferte. Dieses Album aber war nur das Vorspiel für den Hammer, der drei Jahre später mit dem Titel "The Dream Calls For Blood" um die Ecke kam. Noch konzentrierter, noch besser eingespielt und noch eine ganze Ecke kompromissloser als der Vorgänger rauschte dieser moderne Klassiker mit für die sonst eigentlich eher zu den softeren Bay Area-Acts gehörenden Death Angel beinahe ungewohnter Wucht durch die Hörgänge des Rezipienten. Allein die Eröffnung mit "Left For Dead", "Son Of The Morning" und "Fallen" bewies mehr Hit-Potential, als es die meisten jüngeren Thrasher auf einem ganzen Album zustande bekommen, während die B-Seite mit etwas langsameren, aber nicht minder bösen Nummern aufwartete und mit "Detonate" sogar einen Oldschool-Kracher im ganz klassischen Achtziger-Gewand bereithielt. Dass diese Ansammlung an Volltreffern in Reviews häufig schlechter abschneidet als sein Vorgänger oder auch der Nachfolger "The Evil Divide" ist, obwohl es sich bei beiden ihrerseits um starke Alben handelt, aus der Sicht des traditionellen Thrashers völlig unerklärlich. Als Song des Tages von dieser Scheibe wählte ich den Titelsong, da er die Essenz des Albums wohl am besten zusammenfasst und neben den vorher genannten Tracks auch live ein Garant für Top-Stimmung ist.

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  • Platz 4: Overkill - The Electric Age:

    Es gab in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Reihe hochkarätiger Thrash Metal-Alben, aber wohl keine Band konnte so eine Erfolgsgeschichte schreiben, wie es New Jersey's Finest, Overkill, hinbekamen. Zum Ausgang des letzten Jahrtausends, 1999, hatte die Band einen absoluten Tiefpunkt erreicht und mit "Necroshine" nach einem schon lange andauernden Abwärtstrend eines der schlechtesten Alben veröffentlicht, die eine große Thrash Metal-Band je aufgenommen hat. Der Umstand, dass sich die Band in den Neunzigern im Gegensatz zu den meisten anderen Thrashern nicht aufgelöst hat, war ihnen damals wirklich kaum positiv anzurechnen. Und tatsächlich brauchten Overkill danach mehr als ein oder zwei Alben, wie die letzte Woche behandelten Death Angel, um sich aus dem Schlamassel wieder zu befreien. Doch tat man genau das über einen längeren Zeitraum mit einer Beständigkeit, für die es wenige Beispiele im Metal gibt, indem man sich Album für Album immer weiter steigerte und jedes mal ein Bisschen mehr an die eigene Hochphase in den Achtzigern anknüpfen konnte. "The Electric Age" erschien dann letztlich 2012 und enthielt insbesondere jenen Einzelsong, von dem der hier schreibende Admin ohne Zögern behaupten würde, dass es der beste Overkill-Track ever ist und vielleicht der beste des letzten Jahrzehnts, genre-übergreifend. Die Rede ist natürlich vom genialen "Electric Rattlesnake", mit dem die Band erst im Highspeed-Modus den Hörer geradezu überrollte und dabei noch einen sehr eingängigen Refrain einbaute, ehe man dann im allertypischsten Overkill-Stil in eine Groove-Sektion überging, die sich gewaschen hatte. Zwischendurch baute man dann noch einen ruhigeren Part ein, in dem die rauchige Stimme des wie immer großartig intonierenden Bobby Blitz ein beinahe bluesiges Flair verströmte und mit dem die Band dem Song die sprichwörtliche Kirsche aufsetzte, ehe es dann mit Urgewalt weiterging. Der heutige Song des Tages stand damit natürlich bereits von vorneherein fest, was freilich nicht davon ablenken soll, auch andere Nummern des Albums wie den Opener "Come And Get It" oder das viel zu oft vergessene, melodische "All Over But The Shouting" als die Kracher anzuerkennen, die sie zweifellos sind. Auch abseits von "Electric Rattlesnake" kann "The Electric Age" nämlich durchaus punkten und verdient sich damit einen Platz in unserer Liste.

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  • Platz 3: Exodus - Tempo Of The Damned:

    Wenn es eine Band gibt, die in den Achtzigern für hochwertigen, hundert Prozent reinen Bay Area-Thrash Metal außerhalb der sogenannten großen Vier stand, dann sind das ohne jeden Zweifel Exodus. Die Gruppe um das legendäre H-Team aus Gary Holt und Rick Hunolt heizte live selbst Slayer ordentlich ein und meißelte besonders mit dem Debüt "Bonded By Blood" ihren Namen auf ewig in die Annalen des Thrash Metal. Als es dann am Abschluss der Achtziger mit der Szene bergab ging, traf diese Entwicklung auch den Ami-Fünfer. "Impact Is Imminent" war noch in Ordnung, "Force Of Habit" aber eine ziemliche Gurke und die Auflösung der Band daher wohl unausweichlich. Ungebrochen viel Aufsehen erregte es aber Anfang der 2000er, als sich die Herren beinahe in der Formation ihrer Klassiker "Pleasures Of The Flesh" und "Fabolous Disaster" (lediglich Bassist Rob McKillop, von dem die anderen Bandmitglieder bis heute nicht wissen, was mit ihm nach der Auflösung der Band geschehen ist, fehlte) wieder zusammenfanden. 2004 erschien dann endlich das heiß ersehnte Comeback "Tempo Of The Damned", mit dem Exodus sofort ihren Platz im Metal-Olymp zurückeroberten. Die Band hatte es geschafft, sich neuen Einflüssen nicht zu verschließen und gleichzeitig trotzdem ein astreines Oldschool-Album abzuliefern, das den enorm hohen Erwartungen zu jeder Zeit gerecht wurde. Schon der brachiale Opener "The Scar-Spangled Banner" (garniert mit einigen bitter sozialkritischen Lyrics) machte keinerlei Gefangenen und diese Devise zog sich dann auch bis zum abschließenden Titelsong, der seinem Namen nochmal alle Ehre machte, durch. Mit "Impaler" war zudem noch ein uralter, bisher unveröffentlichter Exodus-Song enthalten, an dem noch Kirk Hammett mitgeschrieben hatte, bevor er Exodus für Metallica verlassen hatte. Der bekannteste Track von "Tempo Of The Damned" dürfte wohl der Midtempo-Kracher "Blacklist" sein, das Juwel des Albums ist jedoch "War Is My Shepherd", mit dem die Band dem Hörer ihr Thrash Metal-Manifest mit einer Prägnanz und technischen Finesse um die Ohren bügelt, wie man es außerhalb der Achtziger nicht allzu oft erlebt hat. Leider setzte nach diesem Album der große Aderlass bei Exodus ein, Sänger Zetro Souza, Gitarrist Rick Hunolt und Schlagzeuger Tom Hunting mussten die Band verlassen, sodass von der ursprünglichen Besetzung nur Gary Holt übrig blieb. Der veröffentlichte zwar auch in der Folge weitere starke Alben (wenn er nicht grade mit Slayer unterwegs war) und holte einige Jahre später auch Tom und Zetro zurück, doch an "Tempo Of The Damned" konnte man nie mehr so ganz anschließen und so kann man sich letztlich nur ausmalen, zu welchen Großtaten die Band in dieser Besetzung noch imstande gewesen wäre.

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  • Platz 2: Overkill - White Devil Armory:

    Ja, es gibt ein zweites Mal Overkill in unserer Liste. Ja, das mag man einfallslos finden, aber die Band hat in den letzten Jahren einfach zu geile Alben herausgebracht, um sich hier nur auf eines zu beschränken, sue me! Hielt nämlich "The Electric Age" den wohl besten Overkill-Song aller Zeiten bereit, so konnte doch der Nachfolger, das 2014 veröffentlichte "White Devil Armory" als Gesamtpaket noch eine Schippe drauflegen und war damit die Krönung jener positiven Entwicklung der Band, die um die Wende des Jahrtausends ihren Anfang genommen hatte - und das will durchaus etwas heißen. Ab "Killbox 13" hatte man Overkill wieder hören können, ohne sich zu fragen, was zum Teufel das eigentlich sei, was einem auf diesem Silberling als Thrash Metal verkauft wurde, ab "Immortalis" mochte man Overkill wieder jedem Thrasher bedenkenlos empfehlen, "Ironbound" war ein erstklassiger Kracher, "The Electric Age" dann ein moderner Klassiker. Doch "White Devil Armory" sollte selbst das noch toppen. Das Cover, vielleicht das coolste aller Overkill-Scheiben, gibt nur eine vage Vorstellung davon, welcher Hammer sich dahinter verbirgt. Es fällt schwer, von diesem Album einen Hit zu benennen, einfach weil sich alle Songs gleichbleibend auf höchstem Niveau abspielen. Neben einer Reihe erstklassiger Thrasher fanden sich sogar kleinere Experimente wie das düster groovende "Bitter Pill", zu dem auch ein Video gedreht wurde, oder der böse Rocker "Another Day To Die", die beide voll überzeugen konnten. Nachdem man sich aber hier für nur einen einzelnen Song des Tages entscheiden muss, fiel die Wahl auf den Opener "Armorist". Die Nummer rauscht direkt nach dem atmosphärischen Intro durch die Boxen und machte anno '14 der Konkurrenz sofort klar, wer der Boss im Thrash Metal-Ring sei. Gegenüber diesem Monster konnte 2017 der Nachfolger "The Grinding Wheel" quasi nur verlieren und tatsächlich suchen Overkill bislang noch wieder nach der Form, die sie auf diesem Album an den Tag gelegt haben - ohne Zweifel einem der besten Thrash-Alben außerhalb der Achtziger!

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  • Platz 1: Kreator - Enemy Of God:

    Es ist so weit - heute küren wir die gloriose Nummer eins unseres Countdowns der besten Thrash Metal-Alben nach 2000 und auf diesem Thron dürfen zu recht die deutschen Thrash-Titanen von Kreator Platz nehmen. Und ja, es ist mir bewusst, dass ich bei meiner Liste der besten deutschen Thrash-Alben nur "Hordes Of Chaos" von Kreator genannt habe und dass es eigentlich keinen Sinn macht, dass hier jetzt "Enemy Of Gods" auftaucht und nicht "Hordes..."; aber irgendwie muss ich ja auch für ein wenig Abwechslung sorgen und Kreator haben nach 2000 wahrlich genug geile Alben veröffentlicht, dass man hier mal etwas variieren kann. Diese Hochphase der Gruppe in den Nuller-Jahren war allerdings beileibe nicht immer abzusehen, vielmehr war man in den Neunzigern an einem absoluten Tiefpunkt angelangt; die Vetterli-Ära der Band mit den Alben "Outcast" und allen voran "Endorama" geriet zum Fiasko. Zum Glück war zur Jahrtausendwende Schluss für den Schweizer und er wurde durch Sami Yli-Sirniö abgelöst, der von der mäßig spannenden Rockgruppe Waltari kam. Nun ist der finnische Klampfer in Diensten der Essener Thrash Metal-Institution heute vor allen Dingen bekannt dafür, jeden eigentlich geilen Song mit übermäßig melodischen Leads zuzukleistern und ihn so in ein fröhliches Fest der Volksmusik zu verwandeln, doch sollte man darüber nicht vergessen, dass es dieser Mann war, der Kreator seinerzeit neues Leben einhauchte. Erstmals zu hören war er auf "Violent Revolution", auf dem man sich noch nicht ganz von seinem Neunziger-Einschlag frei machen konnte, aber schon wieder deutlich stärker und angriffslustiger zur Sache ging, als es zuvor der Fall gewesen war. War dieses Album jedoch bereits stark gewesen, so wurde erst "Enemy Of God", veröffentlicht 2005, zum unumstößlichen Klassiker. Auf knapp einer Stunde Spielzeit vollzieht sich hier alles auf höchstem Niveau; einzelne Songs herauszuheben erübrigt sich beinahe, denn schwache Nummern gibt es hier nicht, sei es das ultra-brutale "Suicide Terrorist", "Voices Of The Dead", eine der ganz wenigen gelungenen Thrash-Balladen, die Kreator später selbst immer wieder zu kopieren versucht, aber doch nie mehr erreicht haben, oder "Murder Fantasies", auf dem Michael Amott (Arch Enemy; Spiritual Beggars) sein Stelldichein gibt. Letzten Endes fiel die Wahl eines Songs des Tages von diesem Album dann aber doch überraschend leicht, denn sind die genannten Songs auch alle internationale Spitzenklasse, so thront doch der Titeltrack wie ein Monolith über allem Anderen. Der perfekte Opener für dieses Album, ist der Song beinahe eine Definition von modernem deutschen Thrash Metal und damit verdient unsere Wahl als vorzustellender Song des besten Thrash Albums, das nach dem Jahr 2000 das Licht der Welt erblickte.

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