Kotzer der Woche #75: Iced Earth - Clear The Way (December 13, 1862)

  • Als klar wurde, dass der diesmalige Kotzer der Woche an meine Person fallen würde, war bei einem Blick ins Plattenregal schnell klar, welche Band die Wahl heute treffen würde. Die Amis von Iced Earth um Charakterkopf Jon Schaffer waren in unserer Negativ-Rubrik offenbar bislang noch überhaupt nicht vertreten, obwohl die Gruppe neben einigen unbestrittenen Klassikern auch eine nicht zu verachtende Anzahl Aussetzer in der Diskographie stehen hat. Dabei hätte es ganz unterschiedliche Ansatzpunkte gegeben, einen besonders kotzenswerten Song zu identifizieren, doch letzten Endes sind es die Longtracks der Band, die meiner Wenigkeit der schlimmste Dorn im musikalischen Auge sind. Das soll freilich nicht bedeuten, dass alle größeren Werke der Gruppe schlecht seien, ganz im Gegenteil. Aber was in Form von "Travel In Stygian" und "Dante's Inferno" noch zu zweien der grandiosesten US-Power Metal-Hymnen aller Zeiten geführt hat und im Fall von "Damien" zumindest noch das Highlight des entsprechenden Albums darstellte (was freilich beim Gesamt-Niveau der "Horror Show"-Disk auch kein allzu großes Kunststück darstellte), wurde seither einfach viel zu oft mechanisch wiederholt, ohne dabei an alte Großtaten anknüpfen zu können.

    Mein erster Griff für den Kotzer ging daher zur "Gettysburg"-Suite von der "The Glorious Burden"-Scheibe, die neben der musikalischen Darbietung noch durch ihr unsägliches, amerikanisch-nationales Pathos zu einer selbst für hart gesottene Hörer geradezu schmerzhaften Angelegenheit wurde, doch musste ich bei nochmaligem Durchhören feststellen, dass trotz längerer komplett lahmer Phasen auf eine halbe Stunde Spielzeit dann insgesamt doch genügend musikalische Klasse zusammenkam, um den Song vor einer Nennung in unserem Kotzer zu bewahren (abgesehen davon besteht die Suite ja streng genommen aus drei einzelnen Songs, man hätte sich also eigentlich unter diesen fast noch einmal entscheiden müssen, wollte man dem Format hier gerecht werden).

    Da die beiden "Something Wicked"-Teile von 2007 und 2008, die meine nächste Wahl gewesen wären, einfach insgesamt so grottenschlecht waren, dass es mir schwer fiel, hier einen einzelnen Tiefpunkt auszumachen (der einzige Longtrack dieser beiden Alben, "The Clouding", geht, gemessen am Niveau des gesamten Albums, beinahe als ein Highlight von "Something Wicked Part 1" durch und taugte daher nicht zum Kotzer), fiel die Wahl dann letzten Endes auf "Clear The Way" von der neuesten Scheibe von Iced Earth, "Incorruptible" von 2017. Die war zwar, in summa betrachtet, gar nicht mal übel, der hier behandelte abschließende Neunminüter taugte jedoch keineswegs dazu, das Niveau des Albums zu heben. Genauso pathetisch wie auf "Gettysburg", musikalisch aber noch langweiliger, zeigen sich Iced Earth hier von ihrer uninteressantesten Seite. Es reicht einfach nicht, zu glauben, dass ein Song automatisch zum Epos wird, wenn man ihn nur auf zehn Minuten Spielzeit auswalzt (ein Problem, das übrigens auch Jons großen Vorbildern von Iron Maiden seit Jahren zu schaffen macht, aber dazu zu gegebener Zeit vielleicht mehr). Hätte man diese Nummer auf die Hälfte der Spielzeit gekürzt, hätte man daraus ohne Zweifel einen passablen Track zimmern können; stattdessen wird hier unmotiviert und ideenlos das Standard-Programm für eine Iced Earth-Epic-Nummer abgespult, ohne den Hörer auch nur ein einziges Mal richtig packen zu können. So kommt es dann, dass, wenn auch "Incorruptible" als Album durchaus von Zeit zu Zeit seinen Weg in meine Playlist findet, beim Closer dann doch regelmäßig die Skip-Taste aktiviert wird.

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