Traditional Thursday #78: Funebre - Walls That Held Screams

  • Versorgte euch der Traditional Thursday in den letzten zwei Wochen mit weitgehend bekannten Bands, so sind wir in dieser Auflage zumindest teilweise wieder zurück bei der alten Gewohnheit, ein paar vergessene Juwelen zu präsentieren. "Teilweise" einerseits deshalb, weil Funebre natürlich kein richtiger Underground sind, auch wenn die Gruppe vielleicht dem Einen oder Anderen neu sein mag. Nur teilweise typisch für den Traditional Thursday ist diese Ausgabe aber auch deswegen, weil an unserem donnerstäglichen Song des Tages dem Death Metal bisher vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Dies liegt weniger in einer Abneigung des Verfassers gegenüber diesem Genre begründet, sondern vielmehr darin, dass das Interessensfeld des Traditional Thursday nun einmal die Achtziger sind und sich der Death Metal eigentlich zu spät entwickelt hat, um hier in größerem Maße Behandlung zu erfahren. Von einigen Vorreitern abgesehen, haben die meisten Death Metal-Bands halt erst in den Neunzigern ihre Arbeit aufgenommen und selbst für den heutigen Traditional Thursday, der eine der ersten Death Metal-Gruppen ihres Landes behandelt, müssen wir unseren zeitlichen Fokus bis ins Jahr 1991 ausdehnen.

    In diesem Jahr erschien nämlich "Children Of The Scorn", das erste und einzige Album von Funebre und vielleicht das erste Death Metal-Album überhaupt, das in Finnland veröffentlicht wurde. Man könnte in jener Band, deren Mitglieder abgesehen von diesem einen Album völlig unbekannt geblieben sind, also gleichsam den Urvater der heute ja durchaus umfassenden finnischen Todesmetall-Szene erblicken, was allein die Gruppe natürlich schon einmal interessant macht. Und tatsächlich kann man, wenn man einmal darauf achtet, auf "Children Of The Scorn" viele der Besonderheiten angelegt finden, die die Genre-Größen des hohen Nordens später zu ihrem typischen Sound ausbauen würden. Das Album ist deutlich vom Thrash Metal beeinflusst, allerdings ganz anders, als es bis dahin vor allem in den USA üblich war, da sich Funebre nicht die rabiaten Prügel-Attacken vieler Vertreter des Genres zueigen machten, sondern sich deutlich in der Tradition des jüngeren Tech-Thrash sahen. Entsprechend sind die Songs auf "Children Of The Scorn" auf einem traditionellen Fundament aufgebaut, aber für die damalige Zeit ausgesprochen innovativ und komplex. Das heißt nicht, dass die Lieder nicht auch einmal kräftig in die Vollen gehen, aber die Brutalität wird genau abgewogen mit atmosphärisch-düsteren Melodien, die teilweise beinahe schwarz angehaucht erscheinen (beim hier verlinkten "Walls That Held Screams" achte man diesbezüglich vor allem auf den Schluss-Part). Funebre zeigen mit ihrer Musik auf, wie man den Terminus "Melodic Death Metal" auch hätte verstehen können, wenn nicht die Göteborger Schule auf eine ganz andere Art und Weise Melodie und Todesbrei zusammengeführt und damit ein ganzes Genre begründet hätten. Und ja, auch in Finnland klingen heute kaum noch Bands so wie es Funebre seinerzeit taten und es stellt sich die Frage, wie viele der heutigen Akteure dieses Genres jene Vorreiter überhaupt noch kennen. Nach wie vor relevant aber sind ist die Band sowohl für den Geschichts-interessierten Metalhead, der die finnische Szene zu ihren Ursprüngen zurückverfolgen will, als auch für den Death Metal-Gourmet, der in seinem Genre eine Erfahrung abseits ausgetretener Pfade sucht.

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