Kotzer der Woche #78: Metallica - Nothing Else Matters

  • Das gibt es ja gar nicht! Wenn ich das hier gerade richtig erkenne, dann hatten wir zwar schon eine ganze Reihe von Kotzern zu verschiedenen großen Bands, aber tatsächlich keinen einzigen zu Metallica; scheinbar ist es so vorhersehbar geworden, Metallica scheiße zu finden, dass es in all unseren Songs des Tages bisher niemandem eine Erwähnung wert war, noch einmal auf die gravierenden Mängel zuvörderst der in den Neunzigern releaseden Werke aus dem Œvre der größten amerikanischen Metal-Band hinzuweisen. Höchste Zeit also, diesem Missstand beizukommen und zwar mit einem Kotzer, den ich tatsächlich schon seit geraumer Zeit verfassen wollte, dann aber doch immer wieder von anderen Bands und ihren grottenschlechten Outputs daran gehindert wurde. Und ja, für alle, die ob des hier für den Kotzer gewählten Songs jetzt schon dabei sind, wutentbrannt ihren Heimcomputer anzuzünden, muss ich natürlich vorab eine Sache klar stellen: Ich denke nicht, dass "Nothing Else Matters" der schlechteste Metallica-Track ist. Natürlich nicht. Im Gegensatz zu "Load" und "ReLoad" konnte man das hier zumindest noch als Metal, wenn halt auch in Form einer Ballade, bezeichnen und auf "St. Anger", bezüglich dessen ich bis heute unschlüssig bin, welche Substanzen man konsumiert haben muss, um jene Scheibe auch nur annähernd anhörbar zu finden, will ich erst gar nicht zu sprechen kommen.

    Um was es mir heute aber geht, ist nicht nur die bloße Qualität eines Songs, sondern das Verhältnis derselben zu seinem Bekanntheitsgrad. Metallica zählen ohne jeden Zweifel zu den kompetentesten Balladen-Interpreten, die das Metal-Genre zu bieten hat. "One" und "Fade To Black" gehören zur Crème de la Crème der ruhigeren Songs aus unserem Genre, "Welcome Home (Sanitarium)" ist ein Evergreen, "The Day That Never Comes" einer der stärksten Metallica-Songs post 2000 und wenn man für die miese "ReLoad"-Scheibe irgendeine Saving Grace suchen möchte, dann findet man sie am ehesten in Form von "The Unforgiven II". All diese Songs vereinen Eingängigkeit mit Melancholie, eine düstere Atmosphäre mit dem Echo einer beinahe leidenden Härte. "Nothing Else Matters" tut all das nicht. Die Nummer basiert auf einem Riff, das locker dem musikalischen Können eines Kindergartenkindes entsprungen sein könnte und mit wenig mehr als einer gehörigen Ladung Kitsch angereichert wird, wie sich auch durch einen Blick auf das Lyrics-Sheet flugs bestätigen lässt. Jetzt wird mancher sagen, dass "Nothing Else Matters" halt nun einmal einfach auf dem kommerziell erfolgreichsten Metal-Album aller Zeiten enthalten ist und dass es deshalb nur natürlich ist, dass der Song bekannter ist als andere Metallica-Balladen. Ich könnte dagegen argumentieren, dass ich überzeugt bin, dass das Black Album nur wegen "Nothing Else Matters" so erfolgreich wurde, wie es ist, aber das wäre letztlich die Frage nach der Henne und dem Ei. Endgültig absurd wird die ganze Sache aber, wenn man entdeckt, dass auf diesem selben Album ja noch eine zweite Ballade enthalten ist, die "Nothing Else Matters" qualitativ um Längen in die vielzitierte Tasche steckt. Auf "The Unforgiven" rufen Metallica alle Tugenden ab, die ihre Balladen so stark machen, und liefern damit ein Highlight des Albums. Warum zum Henker "Nothing Else Matters" trotzdem zum bekanntesten Song der Band wurde, während man bei "The Unforgiven" schon Glück haben muss, um es mal in einer Live-Setlist der Gruppe zu finden, und nicht umgekehrt, ist mir ein absolutes Rätsel. Und genau das ist der Grund, warum ich ersteren Song heute zu unserem Kotzer der Woche gewählt habe.

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