Wer die Songs des Tages schon eine Weile verfolgt, dem sollte die Abneigung des hier tätigen Verfassers gegenüber der italienischen Metal-Szene nicht verborgen geblieben sein. Fast alles, was sich aus des Deutschen liebstem Urlaubsland musikalisch den Weg in unsere Gefilde bahnt, ist maximal uninteressant, stümperhaft-theatralische Anbiederung an die Klassik oder beides auf einmal. Doch Ausnahmen bestätigen wie so oft die Regel und so gibt es an unserem heutigen Traditional Thursday die vielleicht kompetentesten Vertreter aus dem sonnigen Süden auf die Ohren. Für diejenigen, denen die Band nicht bekannt ist, sei erwähnt, dass Death SS im Prinzip ein Projekt des Sängers Steve Sylvester, bürgerlich Stefano Silvestri, sind und der Bandname eine Kurzform für "In The Death Of Steve Silvester" ist, also nichts mit der Schutzstaffel am Hut hat, sondern den symbolischen Tod und die Auferstehung des Band-Leaders ausdrücken soll oder so ähnlich; ein wenig verschwurbelt hatte das Mr. Sylvester himself mal in einem Interview erläutert.
Freilich verwundert derlei sympathisches Geschwurbel auch nicht, sind doch Death SS eine Band, die nicht nur ein satanistisches Image pflegt, sondern sich auch ganz offen zum religiösen Satanismus bekennt. Das war für eine Band in den Achtzigern schon ein starkes Stück, trauten sich so etwas doch sonst fast ausschließlich Mercyful Fate (wobei King Diamond allerdings Anhänger von Anton Szandor LaVey ist, während Steve in der Tradition von Aleister Crowley steht, also die andere Richtung des satanistischen Spektrums bedient). In der Tat kann man in Death SS sogar so etwas wie Vorfahren von Mercyful Fate sehen, waren die Italiener doch bereits seit Ende der Siebziger tätig. Wie es aber so oft mit revolutionären und bahnbrechenden Gruppen der Fall ist, waren sie den Labels zu extrem und die Suche nach einem Plattenvertrag gestaltete sich als Sisyphos-Aufgabe. Eine Band, bösartiger und ernsthafter als Alice Cooper und gekleidet und maskiert wie Figuren aus einem Horrorfilm, konnte man sich damals im Musikbusiness einfach nicht vorstellen. Als Death SS dann 1988 schließlich ihr Debüt-Album releasen konnten, war der Zug für internationale Anerkennung natürlich bereits abgefahren. Es wäre interessant gewesen, zu sehen, wie diese Band aufgenommen worden wäre, hätte sie vor Mercyful Fate oder sogar vor Venom, die ja gemeinhin als die Urväter des satanistischen Metals genannt werden, breiter verfügbares Material abseits einiger Demos veröffentlicht. Doch die Szene hatte die Italiener überholt und nach dem Bekanntwerden von Slayer, kurz vor dem Durchbruch der norwegischen Black Metal-Szene konnten Death SS kaum noch jemanden ernsthaft schocken. Dennoch machten Steve und seine Jungs weiter und veröffentlichten mit Album Nummer drei, "Heavy Demons" samt seinem genialen Titelsong, der ohne Zweifel das Zeug zur Metal-Hymne gehabt hätte, ihr bestes Werk. Danach ging es mit der Band bergab; mit dem nächsten Album, "Do What Thou Wilt" und spätestens ab "Panic", Anfang der Zweitausender, versuchten Death SS auf den Industrial-Zug aufzuspringen, doch auch damit sollte sich der große Erfolg nicht einstellen. Die Szene hatte die Band zum zweiten Mal überholt. Dennoch sollte man den Einfluss dieser Formation keineswegs geringschätzen; Kostümierungen wie jene von Lordi beispielsweise, wären, so sehr sich diese auch auf Kiss berufen, ohne den Zwischenschritt über Death SS wohl kaum denkbar gewesen, sodass die Gruppe vielleicht durch ihren Einfluss auf die Szene eher implizit wichtig ist, als dass sie tatsächlich als Band zu Erfolg gekommen wäre.