Dr. Sin wrote:
Wichtel-Review 2020 – Part I:
Sieht man sich den Wichtel-Mix an, der meiner Wenigkeit dieses Jahr zukam, so ist zunächst festzuhalten, dass es mein Wichtel wohl besonders gut mit mir meinte. Nicht weniger als 32 (!) Songs auf zwei CDs wurden mir zugesandt, sodass ich mich entschieden habe, zwecks Übersichtlichkeit auch meinen Review dieses Jahr zweizuteilen. Der erste der beiden Rundlinge wurde im netten Beibrief als der „etwas ruhigere“ beschrieben, was sich interessant ausnimmt, wenn man bedenkt, dass sich hier doch mehrere Death Metal-Gruppen auf der Tracklist finden. Aber Eines nach dem Anderen – gehen wir mal unvoreingenommen an die Sache heran und schauen, was die vorgebliche Softie-Scheibe so drauf hat...
1. Led Zeppelin – Immigrant Song:
Den Anfang macht ein Song, den wohl jeder schon einmal gehört hat, der sich auch nur ansatzweise mit härterer Musik befasst. Led Zeppelin haben sicherlich Legenden-Status, allerdings waren sie im großen Dreigestirn des Siebziger-Jahre-Hard Rock aus England (bestehend aus Deep Purple, Black Sabbath und eben Led Zep) in meinen Augen immer der uninteressanteste Bestandteil. So verhält es sich dann auch mit diesem Song so, dass er dem Hörer zwar ganz gut reinläuft, ich den großen Hype um die Nummer aber doch nie so ganz nachvollziehen konnte.
6/10 Punkte
2. Van Halen – You Really Got Me:
Und wir bleiben direkt in den Siebzigern! Van Halen dürften wohl eine der ersten Bands sein, die einem ins Gedächtnis kommen, wenn man auf das Musik-Jahr 2020 zurückblickt und eigentlich ist es verwunderlich, dass die Truppe nicht auf viel mehr Wichtel-CDs vertreten ist. Persönlich waren die Amis für mich ähnlich wie Led Zeppelin immer eine Band, die man sich mal anhören kann, von der ich aber nie ein großer Fan war. Meinem Wichtel ist es jedoch gelungen, mit dem Cover von „You Really Got Me“ (das Original stammt, wenn ich mich nicht irre, noch aus den Sechzigern) eine der besten Nummern auszuwählen, die der kürzlich verstorbene Eddie mit seinen Kollegen veröffentlicht hat. Das so simple wie geniale Grundriff trägt den Song ganz von selbst und gemessen an den Hörgewohnheiten der Siebziger-Jahre legen Van Halen auch in Sachen Härte ein ordentliches Pfund vor, wie man es gerade in der amerikanischen Musik-Szene zu jener Zeit nicht allzu häufig zu hören bekam. Verdienter Klassiker!
9/10 Pkt.
3. Misfits – Dig Up Her Bones:
Stilistisch folgt nun ein kleiner Schlenker in Punk-Gefilde, wenn es mit „Dig Up Her Bones“, jener Nummer, mit der sich Misfits in den Neunzigern zurückgemeldet haben, einen weiteren absoluten Klassiker auf die Ohren gibt. Inwieweit mein Wichtel seinen Mix meinen musikalischen Vorlieben angepasst hat, kann ich nicht beurteilen, doch dürfte spätestens seit dem Punk-Special in unserem Traditional Thursday bekannt sein, dass ich solcherlei Musik bisweilen durchaus zugetan bin und so weiß „Dig Up Her Bones“ durchaus zu gefallen. Michale Graves, damals ganz neu in der Band, intoniert mit schmeichelnder Stimme die Horror-Lyrics der Nummer durchaus überzeugend, begleitet wird er von eifrigem Geschrubbe der Sechssaitigen und einem Refrain, bei dem live sicherlich keine Kehle stumm bleibt. Stark!
8,5/10 Pkt.
4. Rose Tattoo – We Can't Be Beaten:
Mit Rose Tattoo, den kleinen, aber keineswegs zu vernachlässigenden Brüdern von AC/DC, kommen wir zur ersten Gruppe auf dieser Zusammenstellung, von der man behaupten mag, dass man mit ihr bei mir ohnehin nichts falsch machen kann, und „We Can't Be Beaten“ ist ganz ohne Zweifel als Band-Klassiker zu bezeichnen. Persönlich war mir der Refrain des Songs schon immer ein wenig zu glatt und radiofreundlich, dennoch hat man es mit einer starken Hard Rock-Nummer zu tun, die neben einem weiteren mächtigen Gitarrenriff vor allem von dem damals auf seinem absoluten stimmlichen Höhepunkt agierenden Angry Anderson getragen wird.
7,5/10 Pkt.
5. W.A.S.P. – I Wanna Be Somebody:
Die Amerikaner von W.A.S.P. werden von mir ja immer gerne mal als Poser-Truppe belächelt, die von Mötley Crüe eigentlich nur der Umstand unterscheidet, dass Blacky Lawless der bedeutend bessere Sänger ist als Vince Neil; „I Wanna Be Somebody“, die erste Single, die überhaupt unter dem W.A.S.P.-Banner erschien, ist in dieser Hinsicht freilich noch relativ unverdächtig. Hier bekommt man noch eine geradlinige Heavy Metal-Nummer zu hören, deren Refrain wohl selbst ein Tauber beim zweiten Durchgang bereits mitsingen könnte. Bei aller Abneigung gegenüber weiter Teile des Schaffens dieser Band lässt sich an dem hier beurteilten Track daher einfach wenig aussetzen.
7/10 Pkt.
6. Muse – Hysteria:
Mit „Hysteria“ kommen wir dann zur ersten Nummer dieser Zusammenstellung, die tatsächlich kaum zu gefallen weiß. Es hat seine guten Gründe, dass ich seinerzeit auf dem Rockavaria '15 jenen Tag, an dem Muse Headliner waren, bewusst geskippt habe, obwohl ich ein Ticket besessen hätte, denn Nummern wie die hiesige sind mit dem Terminus „verzichtbar“ noch wohlwollend beschrieben. Wer auch immer diesen Track abgemischt hat, dem ist das Kunststück gelungen, auch wirklich jedes Instrument vollkommen seelenlos klingen zu lassen, und der Sänger hört sich während der Strophen derart schwachbrüstig an, als würde er gerade für ein beliebiges Pop-Projekt vorsingen. Da kann dann auch der nach Art Rock-Schema F gestrickte Refrain nichts mehr retten.
3,5/10 Pkt.
7. No Vacancy – Fight:
Zugegeben, den „School Of Rock“-Streifen habe ich mir bis heute nicht vollständig angesehen, da mir das Teil immer zu Klamauk-lastig war. Der Soundtrack des Filmes ist allerdings eine ziemlich feine Angelegenheit und die No Vacancy-Nummer „Fight“ braucht sich vor Beiträgen wie „Substitute“ (The Who) oder „Touch Me“ (The Doors) keineswegs zu verstecken. Im Gegenteil hat man es hier mit einer beherzten Hard Rock-Nummer im Stile der glorreichen Siebziger zu tun, die auch für sich genommen voll überzeugen kann.
8/10 Pkt.
8. Corey Taylor – Halfway Down:
„Halfway Down“ ist eine Nummer vom im Herbst veröffentlichten ersten Solo-Album von Corey Taylor. Zugegeben, im Vergleich zu dem, was der Herr bei Slipknot und Stone Sour abliefert, klingt das hier schon beinahe angenehm. Trotzdem fehlt hier unter dem Strich einfach der letzte Punch, es passiert zu wenig, als dass die Nummer irgendwie im Gedächtnis bliebe. Ein Track mit dem Label „Noch okay“ und damit...
4/10 Pkt.
9. Running Wild – Ballad Of William Kidd:
Bisweilen könnte man beim Hören meiner Zusammenstellung den Eindruck bekommen, es sei eine dogmatische Entscheidung meines Wichtels gewesen, von jeder Band immer den bekanntesten Song auf die CD zu packen. Überraschend war es aber doch, nach all den Zwei- bis Dreiminütern, die dieses Album bis hierher füllten, über das fast neun Minuten zählende „Ballad Of William Kidd“ zu stolpern. Zugegeben mag die Länge auch ein Wenig der Knackpunkt an dieser Nummer sein, sind mir doch kürzere, mehr auf den Punkt komponierte Songs meist lieber, während sich Running Wild hier doch die eine oder andere kompositorische Verschnaufpause gönnen. Dennoch ist das Stück halt immer noch eine Running Wild-Nummer und bei den Hamburgern kann man sich, selbst bei möglichen Qualitätsschwankungen, doch immer sicher sein, dass man seine benötigte Dosis traditionellen Metals verabreicht bekommt. So wartet auch dieser Track mit Rock 'N' Rolfs typischem Piraten-Riffing und der gewohnt rauen Stimme auf, die in jedem Fall ausreichenden Hörspaß garantieren.
7/10 Pkt.
10. Static-X – Shadow Zone:
Zunächst mal möchte ich meinen Wichtel zu seiner Chuzpe beglückwünschen, mir eine Nummer von Static-X auf meine Zusammenstellung zu packen. Viel mehr Positives lässt sich zu dem Track allerdings nicht anmerken. Die Drums völlig unnötig hektisch, die Gitarren-Arrangements beginnen binnen Sekunden an den Nerven zu zehren und getoppt wird das Ganze durch Rap-Gesang in schlimmster Früh-Zweitausender-Manier – alles in allem ein Hörerlebnis, in etwa so angenehm wie Oralverkehr mit einem Alligator. Next!
1/10 Pkt.
11. Pain – Dancing With The Dead:
Und auch die nachfolgenden Pain machen die Sache kaum besser. Wer seinen Mainstream-Rock gerne mit Techno-Einlagen garniert genießt, für den mag das hier die Erfüllung sein, der geneigte Metalhead muss sich aber bei allem Respekt für die Produktions-Fertigkeiten von Peter Tägtgren schon ernstlich fragen, was für Klängen er sich hier eigentlich ausgesetzt sieht. Schon das mehrfach extrem in den Vordergrund tretende Klavier raubt der Nummer die letzte Grundhärte und der Weichspül-Refrain, der sicherlich gute Chancen hätte, auch im Mainstream-Radio nicht weiter aufzufallen, überschreitet ebenfalls so manche rote Toleranz-Linie.
3/10 Pkt.
12. Soilwork – Fate In Motion:
Soilwork durfte ich vor Jahren mal mehr unfreiwillig bei einem Gig erleben, der mir noch auf geraume Zeit als einer der uninteressantesten, die ich bis dahin besucht hatte, in Erinnerung blieb. Insgesamt kann ich diesem Göteborg-Sound, an den sich Soilwork ja anlehnen, einfach nichts abgewinnen. „Fate In Motion“ mag als Halb-Ballade vielleicht sogar noch eine ganz glückliche Song-Auswahl darstellen, zeigen sich doch zumindest im Pre-Chorus ganz interessante Ansätze, die freilich durch den folgenden Pop-Metal-Refrain umgehend wieder abgebügelt werden. Insgesamt not my cup of tea.
4/10 Pkt.
13. Killswitch Engage – This Fire:
Als hätte mein Wichtel die vorige Nummer noch toppen wollen, stammt der nächste Track von Killswitch Engage, denen ich bis heute den vielleicht schlechtesten Live-Gig zuschreiben kann, dem ich je beiwohnen musste. Typischer Metalcore, wartet die behandelte Nummer mit stupidestem Riffing auf, mit dem sich ein derart zuckersüßer Refrain abwechselt, dass sich beim geneigten Hörer sämtliche Nackenhaare aufstellen. Es sind Momente wie diese, in denen man meinem Wichtel die fast durchgehende Auswahl recht kurzer Songs wirklich zu danken beginnt.
3/10 Pkt.
14. Helloween – Dr. Stein:
Mit Helloween kommt dann also auch noch das prototypische Poser-Kommando der Achtziger-Jahre zum Zuge, noch dazu mit einer Nummer vom völlig missratenen zweiten „Keeper“-Album. Doch einmal mehr muss man meinem Wichtel eine durchaus geschickte Song-Auswahl attestieren, denn so gerne ich an dieser Stelle auch einen Verriss über „Dr. Stein“ verfassen würde, muss ich doch wahrheitsgemäß anerkennen, dass die Nummer einen Ohrwurm-Faktor hat, dem man sich nur schwer entziehen kann. Man stelle sich mal vor, wie geil die Nummer hätte sein können, wäre sie von einem richtigen Sänger intoniert worden. Leider hatten Helloween nur eine Musik gewordene Kastration namens Michael Kiske.
7/10 Pkt.
15. Grave Digger – Heavy Metal Breakdown:
Auch gesanglich wieder in die Vollen geht dagegen Grave Diggers „Heavy Metal Breakdown“. Kratzige Vocals von Chris Boltendahl treffen auf sägende Gitarren und verströmen eine Energie, wie sie typisch für die deutsche Metal-Szene der frühen bis mittleren Achtziger ist. Bei der hier verwendeten Version handelt es sich um eine Neuaufnahme von der „Exhumation“-Scheibe von 2015, die ein Wenig von der Spritzigkeit des Originals opfert, um im Soundgewand stattdessen Platz für ein paar epischere Anleihen zu schaffen, wie sie im weiteren Verlauf ihrer Karriere typisch für die Gladbecker Metal-Institution wurde. Letztlich haben beide Versionen dieses Klassikers ihre Vorzüge und können voll überzeugen.
9/10 Pkt.
16. Edguy – Wasted Time:
Zu Edguy habe ich insofern eine etwas spezielle Beziehung, als sie die erste Band aus dem Hard 'N' Heavy-Sektor waren, deren Gig ich seinerzeit besucht habe; es gab also durchaus mal eine Zeit, in der man mich mit Nummern wie dieser hier hinter dem Ofen hervorlocken konnte. Mittlerweile ist mir die ganze Chose dann allerdings doch einen Tacken zu harmlos und glattgebügelt, auch wenn einige Melodieführungen durchaus ihren Reiz haben.
6/10 Pkt.
17. Gormathon – Remember:
Kurz vor Ende der ersten CD erreichen wir den ersten Fall, in dem mir lediglich die Band, nicht aber der spezifische Song aus dem Stegreif ein Begriff ist. Bei „Remember“ handelt es sich um eine weitere Melo-Death-Ballade, die sich so im Positiven wie im Negativen als „Durchschnitt“ bezeichnen lässt. Die Band ist stärker unterwegs als ihre Landsmannen von Soilwork, vor allem, da Gormathon den Refrain wesentlich besser und organischer in ihren Song einbauen. Insgesamt eine durchaus taugliche Hintergrund-Beschallung, aber nichts, was ich gezielt auflegen würde.
5/10 Pkt.
18. Gojira – Another World:
Hach, was haben sich die Progressiven im Sommer gefreut, als Gojira endlich neues Material veröffentlicht haben. Ich konnte mich freilich kaum mitfreuen, denn der französischen Death-Division Nummer eins konnte ich noch nie besonders viel abgewinnen. Zweifelsohne ist das Material alles technisch fein gespielt, doch habe ich noch keinen Song der Gruppe gefunden, dessen tieferes Konzept sich mir erschlossen hätte, und so verhält es sich auch mit der hiesigen Nummer. Aus dem treibenden Rhythmus des Liedes hätte man sicher einiges Cooles bauen können, doch bei Gojira führt das Ganze dann doch sehr gezielt nirgendwohin. Ein unbefriedigendes Hörerlebnis.
3,5/10 Pkt.
Als Zwischenfazit lässt sich vielleicht festhalten, dass sich gerade am Anfang dieses ersten Teils meines Wichtel-Mixes eine Reihe von Songs finden, die sicherlich Klassiker-Status besitzen, aber, da sie kaum in mein hauptsächliches musikalisches Jagdrevier fallen, von mir nicht immer mit der Aufmerksamkeit bedacht werden, die sie verdienen, und von denen es mich freut, sie mal wieder ins Gedächtnis berufen zu bekommen. Im weiteren Verlauf kommt es leider zu einem deutlichen Qualitätsverlust der Zusammenstellung, von dem sich diese bis ganz zuletzt nicht mehr vollständig erholen kann. Zwar finden sich immer wieder starke Nummern, doch wird der Mix ab etwa seiner Mitte zu einem ziemlichen Hit and Miss-Spiel mit mehr Fehlschüssen als Treffern. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich über die Zusammenstellung und auf den morgigen Tag, wenn ihr Teil zwei meines Reviews nachgereicht bekommt!
Wichtel-Review 2020 Part II
So, wie angekündigt erscheint heute also der zweite Teil der Bewertung meines Wichtel-Mixes. Vorab muss ich anmerken, dass es für mich schwer bis beinahe zermürbend war, diesen Teil des Reviews zu verfassen. Es finden sich auf der Zusammenstellung mehrere Bands, denen ich als Gruppe gerne eine höhere Wertung gegeben hätte, als es der musikalische Befund zulässt, aber wenn es schon allgemein nicht einfach ist, meinen Geschmack zu treffen, so wird die Sache, wenn man sich fast ausschließlich im extremen Metal-Sektor außerhalb der Achtziger bewegt, endgültig zum Topfschlagen im Minenfeld. Es mag also meinen Wichtel nicht betrüben, wenn einige Wertungen vielleicht etwas niedriger ausfallen als erhofft, habe ich doch versucht, jedem Stück nach bestem Gewissen musikalisch gerecht zu werden.
1. Testament – Practice What You Preach:
Starten tut Teil zwei meiner Zusammenstellung jedenfalls noch recht amtlich mit einer Portion Thrash Metal vonseiten der Bay Area-Legenden Testament. Die „Practice What You Preach“-Scheibe ist nicht meine liebste des Quintetts, begann man hier doch langsam, Geschwindigkeit und Härte für einen rationalisierten, radiofreundlicheren Kurs aufzugeben, wie es ja damals auch die großen Vorbilder von Metallica taten. Nichtsdestotrotz überzeugt der Titelsong, der ja seit jeher auf keinem Gig der Band fehlen darf, als amtlicher Thrasher mit Headbang-Potential.
7/10 Punkte
2. Mastodon – Blood And Thunder:
Schon mit Mastodon kommen wir freilich zu einer Band, mit der ich mich schon als Gesamtes einfach nicht anfreunden kann. Der hier ausgewählte Song ist wahrscheinlich noch einer derjenigen, bei dem die Band verhältnismäßig straight nach vorne geht, doch während ich mit den leicht punkig angehauchten Vocals noch ganz gut zurecht komme, killt der ganz typisch nach Sludge klingende, eben einfach sehr matschige Gitarren-Sound leider gute Teile des Hörvergnügens und wenn das Drumming hier sicherlich rein technisch gesehen eine Note eins mit Sonderstern verdient hätte, so macht es einen Song halt doch nicht zwangsläufig besser, wenn der Schlagzeuger denselben quasi als ein einziges vierminütiges Fill interpretiert.
3/10 Pkt.
3. Death – Pull The Plug:
Death sind ohne Zweifel große Legenden des Death Metal und die „Leprosy“-Scheibe geht ohne Weiteres als eines ihrer gelungensten Alben durch. „Pull The Plug“ freilich, wenn auch häufig als der Death-Hit schlechthin angeführt, nimmt meinem Dafürhalten nach keine herausgehobene Position auf dem Album ein, vielmehr wirkt auf mich der Wechsel von schnellen und mittleren Passagen an mancher Stelle bis heute ein Wenig unintuitiv. Trotzdem ist natürlich das Riffing an sich immer noch mächtig und das Stück eine passable Todesmetall-Keule, auch wenn ich darin nicht denselben großen Klassiker erblicke wie viele Andere.
6,5/10 Pkt.
4. The Cavalera Conspiracy – Inflikted:
Wie schwer ich mich mit dem späteren Werk der Gebrüder Cavalera tue, dürfte spätestens seit dem letzten CrewTube-Video kein Geheimnis mehr sein. Auch „Inflikted“, Titelsong des Debüt-Albums von Cavalera Conspiracy, beinhaltet jene allzu modernen Effekt-Spielereien, die mir die Outputs von Igor und Max regelmäßig vergällen, allerdings halten sich dieselben in einem Rahmen, in dem sie nur stellenweise wirkliche Störfaktoren darstellen (so ist beispielsweise das Intro vom Typ „Ohrenschmerz“ dringend skip-verdächtig, wenn man das Teil denn am PC wiedergibt). Abgesehen davon hat man es hier aber mit einem amtlichen Death-Thrasher zu tun, der stellenweise gar Erinnerungen an glorreiche Sepultura-Tage wach werden lässt, am stärksten interessanterweise in der Bridge, wo Marc Rizzo ein paar durchaus bemerkenswerte Gitarrensoli raushaut. Wie dem auch sei, das Niveau der Frühwerke verfehlt man zwar zuletzt doch deutlich, eine solide Nummer ist die dargebotene aber auf jeden Fall.
6/10 Pkt.
5. Brendon Small – The Agenda:
Brendon Small mag den Meisten wohl vor allem als einer der Köpfe hinter der Metalocalypse-Serie sowie den entsprechenden Dethklok-Releases ein Begriff sein. Der hier präsentierte Song entstammt einem seiner offiziell unter dem Titel „Brendon Small's Galacticon“ veröffentlichten Solo-Alben. Die Spielweise ist generell recht ähnlich zu jenem Melo-Death-Stil von Dethklok, was kaum verwundern mag, da es sich hier um dieselben Musiker handelt, die auch dort zu Werke waren, im Vergleich hat man bei der hiesigen Nummer wohl noch mehr Melodic und noch weniger Death Metal. Der unselige Wechsel zwischen Clean Vocals und Growls, der für mich ganz grundsätzlich das Potential hat, in fast jeder noch so gut komponierten Nummer massiv nervtötend zu wirken, lässt in diesem Song ein Übergewicht des cleanen Gesangs zu und die Gitarren klingen beinahe sanft produziert. Alles in Allem ist das Ganze natürlich technisch stark gespielt und für das betreffende Genre sicher eine solide Nummer, läuft aber stilistisch doch eher an mir vorbei.
4/10 Pkt.
6. Hailstone – Bulletstorm:
Die Youngster von Hailstone kommen direkt aus der Münchener Ecke und konnten auch von mir schon auf mehreren Live-Gigs besucht werden, wobei mir die Darbietungen der Band immer als sehr professionell und kraftvoll in Erinnerung geblieben sind. Betrachten wir das Werk der Band nun freilich vor dem Hintergrund einer CD, so fällt natürlich der Bonus des starken Auftritts der Band weg und wir stehen vor dem Befund einer jungen bayerischen Melo-Death-Band. Nun sollte mittlerweile deutlich geworden sein, dass dieses Genre mein Gebiet nicht ist und so bräuchte es schon etwas Besonderes, um mich hier wirklich zu begeistern. Leider aber fehlt es gerade an Eigenständigkeit Hailstone doch deutlich. Die Darbietung klingt über weite Strecken, als hätte man eine vergessene Studio-Session von In Flames ausgegraben; die immer wieder herbeigeredeten Black Metal-Einflüsse der Band lassen sich für mich nicht ausfindig machen. So kann mich der Track leider kaum überzeugen, daher die Wertung von...
3,5/10 Pkt.
7. Legion Of The Damned – Nocturnal Predator:
Hiermit kommen wir an den Punkt, wo ich einmal den imaginären Hut vor meinem Wichtel ziehen muss, der an dieser Stelle ein echtes verstecktes Juwel ausgegraben hat; denn obschon die Niederländer von Legion Of The Damned grundsätzlich durchaus zu den von mir sehr geschätzten Bands gehören, muss ich zugeben, beim Lesen des Songtitels erst mal völlig blank gewesen zu sein. Ein Blick in des Metallers liebste Internet-Archive verrät, dass es sich hier um einen noch unter dem Namen Occult veröffentlichten Track handelt, der 2003 das Licht der Veröffentlichung erblickte. Schon allein die Retro-Low Budget-Produktion macht um ein Vielfaches mehr Laune als das, was man zuletzt auf dieser Zusammenstellung zu hören bekam und das marschierende Riffing irgendwo zwischen Exodus und ganz frühen Kreator, das über einer durchgehend ballernden Double Bass liegt, ist einfach genau die Musik, die sich jeder Freund des extremen Metals der alten Schule nur wünschen kann. Sicher, böse Zungen mögen behaupten, dass genau solche Nummern selbst zum Veröffentlichungszeitpunkt dieses Songs bereits seit gut fünfzehn Jahren produziert wurden, nichtsdestotrotz handelt es sich – so viel darf ich vielleicht schon vorweg nehmen – für mich um den stärksten Track auf dieser zweiten Wichtel-CD.
8,5/10 Pkt.
8. Ulcerate – The Lifeless Advance:
Ulcerate aus Neuseeland sind eine Band, als deren Fan man mich vielleicht nicht eben bezeichnen kann, die ich aber doch zumindest zu verfolgen pflege, doch dass die Truppe im Frühjahr ein neues Album mit dem Titel „Stare Into Death And Be Still“ veröffentlicht hat, war irgendwie völlig an mir vorbeigegangen. Insoweit hat mich mein Wichtel hier zumindest auf den Stand der Dinge gebracht, die Scheibe wird bei Gelegenheit sicher mal probegehört. Generell ist diese Tech-Death-Richtung natürlich selten etwas, was mich so wirklich aus den Hausschlapfen haut, doch stellt „The Lifeless Advance“ in jedem Fall eine solide Nummer dar, der es gelingt, über die gesamten sieben Minuten Spielzeit in angemessenem Maße interessant zu bleiben, und die damit auf der Zusammenstellung keineswegs zu missen ist.
6/10 Pkt.
9. Fjoergyn – Des Winters Schmach:
Fjoergyn, die auf den Heavy Metal-Umlaut ganz bewusst zu verzichten scheinen, obwohl er an dieser Stelle sogar orthographisch angemessen wäre, sind mir tatsächlich nur äußerst peripher ein Begriff. Ich fürchte freilich leider, dass es dabei auch bleiben wird, denn musikalisch läuft die Band ziemlich an mir vorbei. Deutschsprachige Lyrics stellen bei mir grundsätzlich fast immer ein großes Minus dar und bei dieser Darbietung liegen sie über einer Black Metal-Darbietung von gerade jener episch-symphonischen Form, wie sie mir besonders fern liegt. Für das, was das hier darstellen soll, mag es ja sogar gut sein, ich aber empfinde diese Art von Musik als grundsätzlich eher langweilend.
4/10 Pkt.
10. Welicoruss – Bridge Of Hope:
Zu Welicoruss bestehen meinerseits natürlich verschiedene Bindungen, habe ich die Jungs ja nicht nur als Headliner auf unser letztjähriges Crewsade-Festival berufen, sondern ja auch eine mittlerweile doch beträchtliche Anzahl an Live-Gigs der Band besucht und helfe mitunter auch an verschiedenen Stellen mal aus, wenn ich irgendwo behilflich sein kann. Die Live-Qualitäten der Gruppe, die sich, wie wohl die meisten hier beurteilen können, immer ganz ausgesprochen stark ausnehmen, spielen natürlich hier wie schon bei Hailstone keine Rolle, sodass nur das rein Musikalische betrachtet werden kann. Auf diesem Gebiet habe ich ja zu „Siberian Heathen Horde“ seinerzeit einen sehr positiven Review geschrieben, allerdings stammt „Bridge Of Hope“ (Originaltitel „???? ???????“) von der „?? ????“-Scheibe und auch wenn ich das Prä-2020er Œvre der Band bislang nur sehr kursorisch durchforstet habe, scheint es mir doch deutlich, dass der letzte Rundling eindeutig den stärksten der Prager Exil-Russen darstellt. Zudem kann ich natürlich im Zuge dieser Bewertung hier nicht, wie ich es bei meinem Review im April getan habe, eine spezifisch nur auf Symphonic Black Metal ausgerichtete Perspektive einnehmen und die Leistung der Band innerhalb ihres Genres bewerten, sondern muss ja eine Genre-übergreifende Rezension schreiben – und in diesem Zusammenhang ist es keine Verwunderung, dass mir das hier Dargebotene halt doch ziemlich fern liegt. Daher komme ich, wenn ich keine Rosarote-Fanbrillen-Wertung abgeben, sondern ohne Achtung des Bandnamens nur die musikalische Leistung bewerten will, auf...
4/10 Pkt.
11. Thyrfing – Griftefrid:
Im Vergleich hierzu vermindern die schwedischen Thyrfing zumindest den Pomp-Faktor deutlich und tatsächlich zeigt „Griftefrid“ zunächst Ansätze, als ganz passabler Midtempo-Stampfer durchzugehen. Wiederkehrende Einsätze von Keyboards im schlimmsten Plastik-Soundgewand beschädigen allerdings immer wieder die Atmosphäre, ehe die Nummer dann in der Bridge vollends den Faden verliert und ihn leider auch nicht mehr so wirklich wiederfindet. Summa summarum dennoch leicht besser als die letzten zwei Tracks.
4,5/10 Pkt.
12. Wolves Den – Der Frost In Mir:
Wolves Den sind mir musikalisch eigentlich nur von einem einzigen Gig bekannt, dem ich vor Corona einmal beigewohnt habe. Damals schlug sich die Gruppe gar nicht schlecht und lief zumindest Waldgeflüster an jenem Abend den Rang ab. Grundsätzlich sind für mich natürlich mal wieder die deutschen Lyrics befremdlich; vielleicht ist es ganz gut so, dass man hier ohnehin nicht allzu viel versteht. Immerhin handelt es sich hier um eine etwas zupackendere Spielweise des Black Metal, als man sie auf diesem Mix schon zu hören bekam, was mir tendenziell eher zusagt. Besonders memorabel ist „Der Frost In Mir“ immer dann, wenn es sich im Uptempo bewegt; leider finden sich freilich auch eine ganze Reihe von langsamen Parts, die sich beinahe etwas schläfrig ausnehmen, was den Höreindruck wieder schmälert.
4,5/10 Pkt.
13. Satyricon – The Sign Of The Trident:
Nach all dem Black Metal, der sich auf dieser Zusammenstellung bereits fand, war es beinahe überfällig, dass sich unser Blick auch noch nach Norwegen wenden würde, wenn dem Hörer nämlich Satyricon serviert werden. Positiv ist in jedem Fall der kratzbürstige Oldschool-Sound zu vermerken, der gerade bei einer solchen Art von Musik einfach wichtig ist, um authentisch zu wirken. Auch dieser kann jedoch leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Nummer, gemessen an dem Wenigen, was Satyricon hier musikalisch abliefern, einfach deutlich zu lang geraten ist. Double Bass, Midtempo und kräftig auf die Zwölf kann ein gutes Konzept sein, aber wo es Legion Of The Damned damit gelang, siegreich in die Schlacht zu marschieren, trampeln Satyricon im Kreis wie ein hypnotisierter Circus-Elephant. Da zumindest das Grundriff aber doch ganz gut gelungen ist, gibt es auch hier...
4,5/10 Pkt.
14. Gojira – Flying Whales:
Mein Wichtel hat sich hier eine kleine konzeptionelle Einlassung erlaubt, indem er beide Teile meines Mixes mit derselben Band enden ließ. An und für sich ist das sicherlich eine nette Idee, allerdings hätte ich empfohlen, hierfür dringend eine andere Gruppe als Gojira auszuwählen. „Flying Whales“ nämlich kann unter dem Strich noch weniger überzeugen als „Another World“ vom ersten Teil. Die hiesige Nummer ist ausgedehnter und noch unzugänglicher, ruhige Parts wechseln sich mit härteren Passagen ab, die vor allem dadurch in Erinnerung bleiben, dass das Mainriff für eine Progressive-Gruppe doch merkwürdig ungehobelt und roh geblieben ist, und so endet die CD leider nicht eben auf einem Highlight.
2/10 Pkt.
Unter dem Strich lässt sich vielleicht festhalten, dass es meinem Wichtel gelungen ist, zwei interessante und sehr unterschiedliche CDs zusammenzustellen. Während man bei Nummer eins stellenweise das Gefühl hat, hier könnte den Hörgewohnheiten des Rezipienten Tribut gezollt worden sein, stellt der zweite Teil wohl schlicht einen Blick in den Plattenschrank des Schenkers dar, der als solches ja auch durchaus funktioniert. Und wenn auch meines Wichtels und meine Vorlieben einfach nur an wenigen Punkten Überschneidungen haben, dann ist es ja auch berechtigt, anzumerken, dass es generell schwierig ist, meinen Musikgeschmack zu treffen, zumal, wenn man sich so viel im Black Metal, von dem ich weite Teile einfach ziemlich langweilig finde, bewegt, wie es hier der Fall ist. Ein Glücksfall ist es da, dass der diesjährige Mix so umfassend ist, dass sich trotz der im Durchschnitt eher mäßigen Wertungen immer noch genügend veritable Hits finden, die auch bereits den Weg in die eine oder andere Playlist gefunden haben. In diesem Sinne schließe ich den (hoffentlich, wenn ich ihn hochlade, immer noch) ersten Review des Wichtel-Jahres 2020 und wünsche Allen ein frohes Fest!
Cheers,
Mihe

Mihe