Traditional Thursday #83: Glacier - Vendetta

  • Dass es in den USA guten Power Metal gibt, sollte wohl die wenigsten Metal-Fans überraschen. Dass jener aus dem Nordwesten des Landes, genauer aus Oregon, kommt, ist schon seltener der Fall und auch dass das Material eine dezidierte Heavy-Schlagseite im Stile der NWoBHM trägt, ist für das Genre kaum alltäglich. Dass jene Musik dann aber in einer solchen Qualität vorgetragen wird, dass man sich ernsthaft fragen muss, warum um alles in der Welt die entsprechende Band so unbekannt geblieben ist, kann getrost als außergewöhnlich bezeichnet werden. All das trifft aber auf die fünf Jungs von Glacier zu, die zwischen 1979 und 1990 an der Westküste ihr Unwesen trieben, es jedoch in all dieser Zeit nur auf eine einzige, nach dem Bandnamen betitelte EP brachten, sodass fünf Songs mit einer Gesamtlänge von gut zwanzig Minuten das einzige Zeugnis darstellen, das von der Gruppe aus den Achtzigern zurückgeblieben ist. Doch dieses 1985 veröffentlichte Machwerk hat es zweifelsohne in sich. Die epischen, leider nicht immer ganz auf den Punkt produzierten Gitarren bilden das definitive Herzstück der hier dargebotenen Musik, changieren zwischen Riffs, die immer memorabel sind und trotz aller epischen Anleihen und des durchaus beachtlichen Grades an Komplexität nie eine gewisse Erdigkeit vermissen lassen, und wahrhaft großen Lead-Abschnitten und erinnern beinahe ein Wenig an die tragischen Briten-Metal-Legenden von Virtue; um sie herum sind die anderen Instrumente sowie der Gesang angesiedelt, sodass alles zu einem stimmigen Ganzen verschmilzt.

    Seit 2018 kann man Glacier auch wieder live antreffen und im abgelaufenen Jahr kam sogar das erste echte Studioalbum mit dem Titel "The Passing Of Time" heraus, doch ist von der eigentlichen Band aus den Achtzigern nur noch Sänger Michael Podrybau vertreten, der um seine Person ein Star-Ensemble zusammengestellt hat, an dem unter anderem auch Gitarrist Marco Martell (ehemals bei Morbid Saint und Malevolent Creation sowie als Live-Aushilfe bei Vader tätig) beteiligt ist. Mit den echten Glacier hat das also nur noch wenig zu tun, zumal gerade Michael auf dem hier vorgestellten Song "Vendetta" nicht einmal zu hören ist. Glacier haben nämlich das Kunststück vollbracht, auf den fünf Songs ihrer EP gleich drei verschiedene Sänger zu engagieren (der einzige Grund, der mir hierfür in den Sinn käme, wäre, dass die Lieder vielleicht zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen wurden und Michael bei den ersten Stücken schlicht noch nicht in der Band war?), sodass die hiesige Nummer statt seiner von Rex McNew eingesungen wurde. Rex ist tatsächlich auch der Grund dafür, dass gerade dieser Song es in den Traditional Thursday geschafft hat, da ich ihn für den deutlich kompetenteren Vokalisten als Michael halte. Seine Stimme zeigt das letzte Quäntchen mehr Durchschlagskraft und Aggressivität und macht den Track vielleicht zum Highlight auf einer allgemein sehr starken EP.

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    Caught in the fable
    The doctor is in...

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