Kotzer der Woche #84: Helloween - Windmill

  • Normalerweise halte ich es ja an meinen Kotzern der Woche immer so, dass ich für meine Kritik eine Band auswähle, die mir grundsätzlich zusagt, um dann einen ihrer schlechtesten Songs zu besprechen. Vor diesem Hintergrund müsste es eigentlich verwundern, dass hier heute Helloween behandelt werden, zumal sie ja bereits in einem meiner Kotzer aufgetaucht sind. Der Grund für die ungewöhnliche Auswahl liegt nicht nur darin, dass die Hamburger Pop-Metaller seit jeher zu meinen ausgemachten Feindbildern im Genre gehören, sondern auch in dem Umstand, dass ich mit den Herren in den vergangenen Wochen mal wieder unmittelbar konfrontiert wurde. Wie mancher ja bereits mitbekommen haben mag, lief (und läuft immer noch) auch dieses Jahr wieder unser Crew-internes Weihnachtswichteln ab und auf der CD, die meine Wenigkeit zugesandt bekam und rezensieren durfte, befanden sich doch tatsächlich Helloween mit "Dr. Stein" von der zweiten "Keeper Of The Seven Keys". Für mich selbst überraschend, erhielt die Band damals eine recht beachtliche Punktzahl und obwohl ich mit meinem Review letztlich selbst nicht so richtig zufrieden bin (ich hatte viel zu tun, habe die Rezi eher nebenbei verfasst und würde im Nachhinein wohl eine ganze Reihe an Wertungen nochmal korrigieren) und durchaus behaupten würde, dass die Wertung für Helloween wohl etwa zwei Punkte zu hoch ausfiel (dafür die für Death vielleicht um die gleiche Mage zu niedrig), kann man der genannten Nummer schon einen gewissen Ohrwurm-Faktor nicht absprechen. Positiv überrascht, wird also der Backkatalog der Band nochmal zerhört. Vielleicht ist die Musik ja unvoreingenommen betrachtet doch gar nicht so schlecht?

    Doch, ist sie. So sehr man sich auch bemüht, sie nicht vorzuverurteilen, man kommt immer wieder zu dem Ergebnis, dass das einzige Album der Kürbisköpfe, das wirklich etwas taugt, das Debüt mit Kai Hansen an den Vocals ist. Alle anderen Darbietungen bieten fast ausschließlich substanzlosen Kirmes-Metal im Zuckerguss-Soundgewand, der irgendwo zwischen "noch ganz in Ordnung" (selten) und "absolut furchtbar" (deutlich öfter) oszilliert. Als ich Helloween das letzte Mal im Kotzer behandelt habe, stellte ich einen Song von der "Keeper I"-Scheibe vor, wo die Band ihre Fans erstmals mit der Hinwendung in poppige Gefilde überraschte und enttäuschte. Entsprechend bleibt heute nichts anderes übrig, als sich den absoluten Tiefpunkt der Bandgeschichte vorzunehmen: die 1993 erschienene "Chameleon"-Scheibe. Vorab: Wer keine hohe Toleranz für reinen Pop ohne jegliche Metal-Einflüsse hat, sollte sich wirklich überlegen, ob er sich das unten Verlinkte tatsächlich antun will, denn Helloween waren Anfang der Neunziger wirklich restlos dem Mainstream verfallen. Ich sage es nicht unbedacht, dass dieser Longplayer wohl nach, wenn nicht sogar neben Metallicas "St. Anger" als das schwächste Album genannt werden muss, das je eine Metal-Band veröffentlicht hat. "Windmill" ist ein typischer Song für die Scheibe und macht seinem Namen insoweit alle Ehre, als es nichts enthält, was irgendwie an harte Musik erinnern würde, und in etwa genauso monoton dahinläuft wie das besungene Mahlgerät, ohne, dass auf die fünf Minuten Spielzeit auch nur irgendetwas von Relevanz passieren würde - ein mehr als geeigneter Kandidat für unseren Kotzer. Immerhin war nach diesem Komplett-Desaster Schluss für Berufs-Kakophoniker Michael Kiske am Mikro, während Drummer Ingo Schwichtenberg aus anderen Gründen die Band verließ, ehe es in der Folge für die Gruppe zumindest wieder ein Wenig bergauf gehen konnte.

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    PS: Sehr nett zu lesen sind die zeitgenössischen Rezensionen des Albums in diversen Fachzeitschriften, die ja in Anbetracht der Tatsache, dass Helloween damals schon zu den größten deutschen Metal-Bands gehörten, das Teil schlecht völlig verreißen konnten und denen man die Mühe wirklich anmerkt, mit der sie nach irgendwelchen positiven Aspekten auf der Scheibe suchten. Wie viel Kreide man in der RockHard-Redaktion fressen musste, um für dieses Machwerk noch 8 Punkte im Review springen zu lassen, würde mich wirklich interessieren

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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