Kotzer der Woche #85: Venom Inc. - Dein Fleisch

  • Bei Bands, die im Laufe ihrer Karriere einen größeren Durchsatz an Mitgliedern hatten, ist es keine Seltenheit, dass sich einige langjährige, inzwischen geschasste Member zusammentun, um ihren ehemaligen Weggefährten etwas musikalischen Zunder zu liefern. Die Qualität dieser neu gegründeten "Konkurrenz-Bands" freilich muss wohl als schwankend bezeichnet werden. Während beispielsweise U.D.O. (kontra Accept) sich als durchaus ernstzunehmender Act etablieren konnten, X Wild ihrem ehemaligen Brötchengeber Rock 'N' Rolf zwischenzeitlich den Rang abliefen und man auf die Arbeit der kürzlich gegründeten KK's Priest zumindest gespannt sein darf, konnten Andere wie Oliver/Dawson Saxon nie so richtig aus der Bedeutungslosigkeit heraustreten. In diese letztere Gruppe scheinen wohl auch Venom Inc. zu fallen, die 2017 ihr bis dato einziges Album, "Avé", veröffentlichten. Nun mag man berechtigterweise anmerken, dass auch die Werke der originalen Venom in den letzten Jahren nicht ausnahmslos Anlass zu Jubelarien gaben, doch können sich Cronos und seine Mannen zur Legitimation halt wenigstens auf ihre vergangenen Ruhmestaten berufen, was bei Venom Inc. trotz offensichtlichen Plagiarismus' bezüglich Bandname und -logo nun einmal nicht der Fall ist.

    An sich war ja an der Idee hinter der Band nicht einmal etwas auszusetzen. Demolition Man, Mantas und Abaddon, die schon von 1989 bis 1992 die Venom-Besetzung bildeten (damals noch unterstützt durch einen zweiten Gitarristen) gründen ein Projekt, um ein paar Nummern im Stile der alten Tage zu zocken. In der Tat waren die drei Scheiben, die die Herren seinerzeit mit Venom veröffentlichten, nicht einmal ausnahmslos schlecht, auch wenn Venom in diesen Tagen immer ein Wenig zu glatt und sauber klangen. Man konnte also hoffen, dass die Drei dieses Manko diesmal überwinden und eine etwas dreckigere Marschrichtung einschlagen würden; immerhin war das ja die logische Herangehensweise, denn in welche Richtung sollte man sonst gehen, wenn keines der Bandmitglieder objektiv betrachtet ein Meister seines Instruments ist? So spekulierte man zumindest als Fan, bis die Gruppe dann mit ihrer ersten Single, "Dein Fleisch", um die Ecke kam, die nicht nur einen Titel hat, hinter dem man zunächst eine Rammstein-Nummer erwarten würde, sondern sich auch genau so anhörte. Hätten jetzt Till Lindemann und Konsorten diesen Song veröffentlicht, so hätte man ihnen wohl zu einer ihrer zupackenderen Nummern gratulieren können, aber im Falle von Venom Inc. kann man bei solch einem Track nur von einer klaren Themenverfehlung sprechen. Mal ganz abgesehen vom unnötig komplizierten und langwierigen Aufbau des Songs, kann man von einer Band, die sich so offensichtlich an die Venom-Stahlschmiede anzubiedern versucht, einfach erwarten, dass am Ende mehr als ein unterkühlter Industrial-Stampfer bei der Sache herauskommt. Zur Ehrenrettung von Venom Inc. muss man anmerken, dass der Rest der "Avé"-Scheibe zumindest stilistisch eher in die richtige Richtung zielte, allerdings auch nicht wesentlich memorabler war als das hier Dargebotene. Seit 2018 hat man dann nicht mehr viel von Venom Inc. gehört, Urgestein Abaddon hat den Laden zwischenzeitlich schon wieder verlassen und so ist es wohl nicht vermessen, anzunehmen, dass die kurze Zeit dieses Venom-Ablegers bereits wieder abgelaufen sein dürfte.

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