Traditional Thursday #106: Jaguar - Master Game

  • Der Traditional Thursday steht ja schon immer unter dem Bestreben, ein Wenig Abwechslung zu schaffen zwischen bekannten Achtziger-Jahre-Klassikern und eher kleineren Bands aus derselben Ära, die vielleicht nicht immer ganz auf dem Niveau der großen mitspielen konnten (vor allem, was die Absatzzahlen betrifft), durchaus aber einen näheren Blick des gemeinen Metal Maniacs verdient hätten. In den letzten Wochen haben wir unseren Fokus mehrfach auf solch kleinere Bands gelegt, sodass wir uns heute zur Abwechslung mal wieder ein paar echten NWoBHM-Veteranen widmen. Jaguar konnten zwar rein kommerziell auch nie mit Saxon oder Iron Maiden konkurrieren, verfügen aber doch bis heute über eine beachtliche Fan-Schar, gelten sie doch zusammen mit den gleichermaßen wahnsinnigen Raven als die Vorreiter des Speed (und damit natürlich automatisch auch des Thrash) Metal in England. Nun muss man ehrlicherweise zugeben, dass Raven Jaguar immer überlegen waren - sowohl im Songwriting, wo die Gebrüder Gallagher einfach noch einen Ticken geilere Riffs vom Stapel ließen, als auch in Bezug auf den Verlauf der Karriere, indem nämlich Raven schon ihr drittes Album draußen hatten, als Jaguar gerade einmal mit ihrem Debüt "Power Games" um die Ecke kamen, welches natürlich entsprechend stark von Raven beeinflusst war.

    Mit dem genannten Album gehörten Jaguar eigentlich schon zu den Nachzüglern der NWoBHM, die zu einem Zeitpunkt auf der Bildfläche erschienen, als die Bewegung ihre besten Zeiten beinahe schon hinter sich hatte. Daran störte sich das Quartett aus Bristol aber nicht im Entferntesten, sondern rockte mit Elan nach vorne und legte dabei ein Pfund vor, das es in Sachen Härte mit jeder britischen Band seiner Zeit aufnehmen konnte (abgesehen vielleicht von Venom, aber die spielten in diesen Jahren eigentlich ohnehin in ihrer völlig eigenen Liga). Speed-Granaten waren das Markenzeichen von Jaguar, doch das heißt nicht, dass die vier Jungs ansonsten nichts auf dem Kasten gehabt hätten. Im Gegenteil beweist nämlich unser heutiger Song des Tages, "Master Game", dass die Band durchaus auch ein Händchen für beinahe melancholische Melodien hatte. Die leicht klagende Stimme von Sänger Paul Merrell passt perfekt in die Gesamtstimmung der Nummer und Gitarrero Garry Pepperd steuert ein Solo wie von einem anderen Stern bei - derart viel Emotion und Tiefe hörte man nicht alle Tage von einer NWoBHM-Kapelle! Leider bekamen von den Qualitäten der Gruppe auch die großen Plattenlabels Wind, die damals allgemein drauf und dran waren, die NWoBHM zum Zwecke der Gewinnmaximierung in ein radio-freundliches Poprock-Theater zu verwandeln. Konkret wurden Jaguar von Roadrunner Records aus ihrem Vertrag bei Neat Records herausgelockt und ihr Sound einer Hundertachtzig-Grad-Wende unterzogen. Dementsprechend wurde der Zweitling "This Time" ein Radio-Rock-Album ohne jegliche Ecken und Kanten und eine der größten Enttäuschungen, die die krisengeplagten Fans der einstmals so strahlenden NWoBHM um die Mitte der Achtziger hinnehmen mussten. Wie nicht weiter verwundern mag, lag das Teil in den Plattenregalen wie Blei und die Band löste sich wenig später auf. Mittlerweile ist man zwar wieder aktiv und hat auch einige durchaus gutklassige Alben veröffentlicht (Fans flotten Heavy Metals sei vor allem "Metal X" von 2014 ans Herz gelegt), doch das Niveau von "Power Games" erreichte man nie wieder.

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