Traditional Thursday #114: Demon Pact - Demon Pact

  • Wenn obskure Bands der Achtziger von einem traditionell orientierten Label Jahrzehnte nach ihrer Auflösung noch einmal ausgegraben und ihr Gesamtkatalog einer Komplett-Veröffentlichung unterzogen wird, dann ist das bisweilen eine etwas zweischneidige Sache. Zum Einen freut sich der Fan traditionellen Metals natürlich, das vollständige Werk einer solchen beinahe vergessenen Gruppe erwerben zu können (bisweilen sogar zu einem erträglichen Preis!), zum Anderen zerstört aber eine solche Veröffentlichung immer auch ein Wenig den Mythos, der sich um so manche alte Band mit der Zeit gebildet hat. Ganz so verhält es sich auch mit den Engländern von Demon Pact. Das Quartett aus London gründete sich unter dem Namen Fenris Wolf noch 1979 und gehörte damit zu den früheren Vertretern der NWoBHM. Zwei Jahre später erschien dann die Single "Eaten Alive", die mit kontroversem Cover, kontroversem Text und kontroverser Musik schnell von sich Reden machte. Demon Pact gehörten damals sicherlich zu den härtesten Bands auf dem Markt und erinnerten mit ihren Punk-Anleihen oft ein Wenig an das damalige Nonplusultra an Brutalität, Venom, deren boshafte Aura Demon Pact freilich nicht ganz widerspiegeln konnten. Sänger Donald Meckiffe klang ein Wenig wie eine kehligere, rauere Version von Bon Scott, stieß aber bisweilen auch mal für einen spitzen Schrei in höchste Tonlagen vor, nicht ganz unähnlich der Art und Weise, wie es Cronos in seinen ganz frühen Jahren manchmal tat. Selbiger Donald freilich verließ die Band schon kurz nach der Veröffentlichung der Single, was deren Ende unmittelbar nach sich zog. Der einzige der Musiker, von dem man in der Folge noch einmal etwas hörte, war Drummer Iain Finlay, der Ende der Achtziger für Running Wild das "Death Or Glory"-Album eintrommelte und wenig später bei Justice mit der Scheibe "Das Weihnachtshörspiel" noch für einen eher kuriosen Akzent in seiner Karriere sorgte.

    Demon Pact dagegen versanken in der Vergangenheit, doch sie wurden zur Underground-Legende - nicht ganz zu Unrecht, konnte man doch argumentieren, dass sie, im Nachhinein betrachtet, ihrer Zeit beinahe etwas voraus gewesen seien, wenn man sich ansieht, in welche Härte-Dimensionen der Metal bis Mitte der Achtziger vorstieß. Schnell kamen Gerüchte auf, irgendwo in einer Schublade liege noch ein unveröffentlichtes Demon Pact-Album, wenngleich freilich kaum jemand jemals mehr als die "Eaten Alive"-Single gehört hatte. Erst Mitte der 2000er kam schließlich Licht ins Dunkel; zuerst brachten Hades Paradise Records 2006 eine Compilation unter dem einfachen Titel "Demon Pact" heraus, vier Jahre später reichten High Roller Records die Zusammenstellung "Released From Hell" nach, die wohl wirklich alles ans Tageslicht brachte, was von Demon Pacts Geschichte noch übrig war. Ein Studio-Album kam dabei nicht ans Tageslicht, lediglich sieben Songs in mäßiger Aufnahmequalität lagen vor. Diese waren freilich von durchaus nicht zu verachtender Qualität und werden daher zurecht in unserem Traditional Thursday behandelt. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für die "Released From Hell"-Zusammenstellung kann ich freilich nicht geben, da die Live-Versionen, die etwa die Hälfte der Scheibe ausmachen, doch eher ein "acquired taste" sind, wie der Engländer sagt. Die sieben Studio-Nummern, darunter unser heutiger Song des Tages, machen aber durchaus Laune und sind (nicht nur) für den NWoBHM-Enthusiasten eine lohnende Hörempfehlung.

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