Traditional Thursday #116: Iron Gypsy - Hell And Back

  • Kanada ist ja - abgesehen von Hockey und Ahornsirup - dem Anhänger harter Musik seit jeher für seine potente Thrash und Speed Metal-Szene bekannt; klassischer Heavy Metal zählt dagegen eigentlich erst seit dem großen Revival des Genres vor einigen wenigen Jahren zu den Tugenden, mit denen man die Canucks gemeinhin in Verbindung bringt. Doch tatsächlich existierten schon in den Achtzigern einige aussichtsreiche Vertreter des Genres in den weiten Nordamerikas, wenngleich ihnen nie das große Rampenlicht zuteil wurde. Im Falle von Iron Gypsy liegt der Hauptgrund hierfür auf der Hand; in den sechs Jahren, in denen die Band existierte, verschliss man ganze zwölf Bandmitglieder, manche davon mehrfach - und das, obwohl man nur als Trio unterwegs war! Nach beständigen Dauer-Mitgliedern sucht man hier vergebens, was wohl zum Untergang der Gruppe am Ende der Achtziger beigetragen haben dürfte.

    Davor veröffentlichte man jedoch zwei EPs, derer erste als Titel ganz schlicht den Bandnamen trug. Dass die Gruppe musikalisch in Richtung der NWoBHM schielte, mag schon beim Lesen des Bandnamens, dem Anblick des (arschcoolen!) Albumcovers oder spätestens dann beim Blick auf die versucht okkulten Pseudonyme der Bandmitglieder Wickley (Gesang und Gitarre), Breaker (Schlagzeug) und The Pope (Bass - warum der Mann allerdings ein Pseudonym brauchte, ist mir schleierhaft, hatte er doch schon von Geburt an als Jay van Riff den vielleicht Metal-lastigsten (Nach-)Namen, den ein Mensch sich überhaupt erträumen kann!) deutlich werden. Interessant ist aber doch der Ansatz, mit dem die Band hier zu Werke geht, scheint sie doch durchaus eine gewisse Punk-Lastigkeit in ihren Sound zu integrieren. Dazu trägt einerseits der Gesang von Wickley bei, andererseits auch der simple, aber effektive Aufbau der Songs, die meist auf einem einfachen, aber packenden Riff basieren, das sich mit einem memorablen Refrain abwechselt. Auch der Sound, wenngleich natürlich überaus amateurhaft, ist doch angemessen erdig und räumt vor allem dem Bass erfreulich viel Raum ein. Alles in allem scheint man auch hier die Verbindung von Metal mit einer rauen Punk-Attitüde angelegt zu finden, die auch die kanadische Speed- und Thrash-Szene so berühmt machte. Es wäre interessant, einmal tiefer dazu ins Detail zu gehen, inwieweit hier Einflüsse von Hochgeschwindigkeits-Bands wie Exciter oder Anvil ihrerseits wiederum in den ursprünglichen Heavy Metal integriert wurden (zur Einordnung: das Exciter-Debüt war ein Jahr vor der "Iron Gypsy"-EP erschienen, "Metal On Metal", der Klassiker aus dem Hause Anvil, war damals zwei Jahre alt und die erste Voivod-Scheibe ganze zwei Monate). Für den Moment sei aber einfach erwähnt, dass die vier Songs der EP ausgesprochen viel Laune machen und während "Streetwize" wohl die energetischste Performance des Rundlings darstellt, dürfte das Opening-Duo "Hell And Back" und "For The Crown" den Titel als bester Song unter sich ausmachen. Die Scheibe war lange Zeit recht rar, wurde jedoch 2017 von No Remorse-Records zusammen mit den vier Stücken der zweiten EP aus dem Jahr 1988, die ebenfalls nicht übel sind, das Niveau des Vorgängers aber nicht halten können, neu aufgelegt und ist daher heute auch für einen vernünftigen Preis zu erstehen. Wer sie mal irgendwo sieht und ein Herz für klassischen, einfach gestrickten Heavy Metal hat, der darf bedenkenlos zuschlagen!

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