Waldgeflüster - Dahoam

  • Servus und habe die Ehre!
    Heute versuche ich mich also auch mal an einer kompletten Albumreview. Passenderweise hat vor wenigen Wochen eine meiner Lieblings Black Metal Bands, Waldgeflüster, ein neues Album mit dem Namen Dahoam veröffentlicht, bei dessen Releaseshow ich dabei sein konnte, was gleichzeitig mein erstes Konzert seit langem war. Live konnten die neuen Songs von denen zumindest die großen (sprich 10 Minuten) alle gespielt wurden schon mal überzeugen aber live ist es halt immer was anderes. Wie ist also nun das mittlerweile sechste Studioalbum von Winterherz und Co?

    Erstmal ein kleiner Rückblick. Ich war kein großer Fan vom Vorgänger Mondscheinsonaten (SiW zähle ich an dieser Stelle nicht als Studioalbum da es ja eigentlich eine Remasterte Demo ist). Nachdem Ruinen vielleicht ihr stärkstes Album war wirkte Mondscheinsonaten fast ein wenig ausgebrannt. Könnte es vielleicht auch einfach daran liegen das Winterherz zum Zeitpunkt des entstehens mehr Fokus auf sein (empfehlenswertes) Nebenprojekt Uprising gelegt hat? Wer weiß schon. Jedenfalls ein Titel wie Dahoam und dass zum ersten mal alle Texte auf bayrisch sein sollten hat mir erstmal keine Hoffnung gemacht dass hier mit einem guten Album zu rechnen ist. Aber war es den so?

    Erstmal fällt wohl eine kleine, wohl auch nicht ganz unbeabsichtigte Paralelle zum 2011 erschienenen Album Femundsmarka - Eine Reise in drei Kapiteln auf. Denn auch dieses Album ist ein Themenalbum. Während Femundsmarka die Geschichte der Reise von Winterherz und seinem Bruder durch den gleichnamigen Nationalpark erzählt hat erzählt Winterherz auf diesem Album was Heimat für ihn bedeutet. Eine genauere Erklärung des Konzepts findet sich im Booklet. Entsprechend sind alle Songs nach Orten in Bayern benannt und es rechtfertigt schon mal den Gesang in Dialekt. Das Konzept wird ausserdem wunderbar ergänzt durch die Karte auf der Coverrückseite. Ist auch mal was anderes als einfach nur generisch die Songs aufzulisten. Aber nun hab ich lange genug um den heissen Brei herum geredet.

    1. A Taglachinger Morgen
    Es beginnt im Grunde typisch Waldgeflüster. Ruhig und atmosphärisch, untermalt mit Naturgeräuschen. Und ich muss sagen. Mir gefällts. Ein Intro dass zum Augen schliessen und träumen einlädt. Vielleicht ist das der Vorteil eines Dorfkindes aber mir taugt hier auch der bayerische Gesang und diese Einstellung hält sich auch über die komplette Spielzeit von fast 50 Minuten. Diese Bedenken wären damit also erledigt.

    2. Im Ebersberger Forst
    Die erste Auskopplung die mich damals etwas stutzig gemacht hat und ich muss leider sagen es ist wohl der schwächste Song auf dem Album. Nach mehrmaligem hören konnte ich mich aber doch noch mit dieser Nummer halbwegs anfreunden. Aber zum Glück steigert sich ja von hier das Album.

    3. Am Stoa
    Nach dem Intro das erste, kurze Stück welches als übergang zwischen den 3 grossen Songs des Albums fungiert. Akkustische Gitarre, Piano und noch etwas was ich nicht identifizieren kann (Eine Klangschale vielleicht?) aber herrlich zur Atmosphäre beiträgt. Was mir hier wohl am meisten auffällt ist Winterherz, ich nenne es mal, gedämpfter Gesang der mich an den Beginn von Erster Schnee von seinem Debütalbum erinnert. Für sich allein vielleicht kein besonderer Song fügt sich Am Stoa allerdings schön in das Gesamtkonzept ein.

    4. Am Tatzlwurm
    Und es geht Südwerts zu den Tatzelwurm-Wasserfällen. Hier findet sich auch der erste von 2 gesanglichen Gastbeiträgen in Form von J.J. (Harakiri for the Sky & Karg) der ja auch seine Erfahrungen mit Dialektgesang hat. Gitarre und Wasserfallrauschen leiten diesen Song ein ehe Black Metal Getöse über einen hereinbricht. Es folgt ein atmosphärischer Teil der sich immer epischer aufbaut und schliesslich seinen Höhepunkt im Refrain findet. Textlich finde ich diese Nummer ja auch durchaus interessant. Man kann es mit Sicherheit auch anders interpretieren aber man könnte bei diesem Song durchaus von einem politischen Statement sprechen, Stichwort Flüchtlingskrise. Sagt mir mal wie ihr den Text interpretieren würdet.

    5. In da Fuizn
    Das nächste Zwischenstück ist eine melodische Midtempo Nummer die sich anfühlt als hätte Sie zwischen den Alben Herbstklagen und Meine Fesseln entstehen können. Ich habe was für solche Midtemposongs übrig entsprechend gut gefällt mir dieser Song. Ein Moor hab ich hier zwar nicht aber dieser Song fühlt sich für mich nach einem nebeligen Herbsttag an der Paar an. Ein weiteres schönes atmosphärisches Zwischenstück.

    6. Mim Blick aufn Kaiser
    Spoiler! Ich will tatsächlich gar nicht zu viel über den letzten Zehnminüter des Albums schreiben da es mein Lieblingssong auf diesem Album ist und ich entsprechend vor habe ihn bald am Freitag vorzustellen. Mein Songhighlight auf dem Releasekonzert der auch auf dem Album wenig von seiner majestätik einbüsst und mein Anspieltipp für jeden der noch unentschlossen ist.

    7. Am Wendelstoa
    Das Finale dieser Reise durch unsere schöne Heimat und auch textlich eine schöne Erklärung des Themas (Heimat kosst ned fassn es is so vui). Gerade mit dem Dialekt fühlt sich dieser wieder ruhigere Song beinahe schon folkig an was ich aber positiv empfinde. Ein schöner Abschluss und dazu komme ich nun auch.

    Endfazit: Meine Skepsis hat sich in ziemliche Begeisterung verwandelt läuft dieses Album seit dem Release vor einigen Wochen doch recht viel bei mir dahoam (Pun intended). An Ruinen und Herbstklagen kommt es zwar nicht ran aber ich denke wer Femundsmarka mochte und kein Problem mit dem Dialekt hat wird mit diesem Album zufrieden sein. Ich kann es schon mal empfehlen.

    Why so serious?

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