Irgendwie macht es mich immer ein bisschen glücklich, wenn ich für eine neue Ausgabe des Traditional Thursday noch einmal ein paar Fakten nachschlagen möchte und die Metal Archives zur entsprechenden Band keinen Treffer auswerfen können. Es ist einfach ein beruhigendes Gefühl, dass selbst eine so akribisch geführte und sorgfältig auf dem Laufenden gehaltene Internet-Datenbank nicht allwissend ist, und man bekommt eine Ahnung davon, wie sich die Generation vor den Digital Natives gefühlt haben muss, wenn sie irgendwo eine rare Scheibe finden und erstehen konnte.
Doch alle persönlichen Eitelkeiten einmal beiseite, kann man der metallischen Enzyklopädie nicht wirklich einen Vorwurf daraus machen, die Engländer von Tosh nicht zu kennen, denn diese flogen schon zeitgenössisch in den Achtzigern unter dem Radar und abgesehen von einer selbst veröffentlichten EP namens "One More For The Road" aus dem Jahre 1982 scheinen sie auch nie mit irgendetwas an die musikalische Öffentlichkeit getreten zu sein. Benannte Scheibe allerdings ist durchaus ein interessantes Stück Metal, scheint sie doch beinahe ein wenig selbst aus der damaligen Zeit gefallen zu sein. Denn während Tosh rein zeitlich unzweifelhaft zur NWoBHM gezählt werden müssen, so war ihre Musik doch noch stärker als die ihrer Zeitgenossen von den großen Rockbands der Siebziger beeinflusst, denen sie in allen Facetten nacheifern. So beginnt "One More For The Road" mit einem knapp zwölfminütigen Stück namens "Julius", das sehr verspielt anmutet, sich unter dem Strich aber etwas zu lange zieht. Besser kommt da "Queen Of Tiger Bay", welches auch stellenweise mit mehreren Vocal-Layers aufwartet - ein im klassischen Heavy Metal in der hier dargebotenen Form unterrepräsentiertes Stilmittel. Die B-Seite der EP bilden dann im Vergleich deutlich straightere Nummern, die jedoch weitestgehend blass bleiben und nur durch den gelegentlichen Einsatz eines Saxophons (freilich negativ) auffallen. So ist es denn summa summarum nicht viel, was von der kurzen Musik-Karriere von Tosh unter dem Strich übrig bleibt, doch eignet sich mindestens "Queen Of Tiger Bay" durchaus für den einen oder anderen Hördurchgang, wenn etwas psychedelische Klänge angeschlagen werden sollen.