Review: Metallica - Hardwired... To Self-Destruct:
Acht lange Jahre hat es gedauert, bis die Herren von Metallica ihr zehntes Album "Hardwired... To Self-Destruct" auf die Menschheit losgelassen haben. Als kleine Entschädigung gibt es diesmal dafür gleich ein Doppelalbum auf die Ohren und natürlich war die Metal-Welt gespannt, wie die lang ersehnte Scheibe der neben Iron Maiden größten Band des Genres klingen würde. In die Vorfreude mischten sich allerdings auch Zweifel, zumal das Quartett schon seit dem schwarzen Album (meiner Meinung nach, andere mögen da sogar noch weiter gehen) keinen echten Hit mehr abgeliefert haben. Das 2008er Werk "Death Magnetic" war da allerdings schon wieder ein Schritt in die richtige Richtung und entsprechend hoch sind die Erwartungen, diesen Weg nun auch genau so fortzusetzen. Und so ist man dann doch etwas aufgeregt, als man die CD in den Player einlegt, um sich das gute Stück einmal Song für Song zu Gemüte zu führen.
1. Hardwired:
Der halbe Titeltrack, der ja schon als Single bekannt gewesen war, eröffnet die Scheibe. Fand ich zunächst nur mittelmäßig, muss mich aber nun berichtigen. Schnell, kraftvoll und mit einem coolen Riffing geht der Song ordentlich ab. Erinnert ein wenig an "Death Magnetic", schlägt aber doch die meisten Songs auf dieser Platte. Ein sehr guter Start!
8/10 Punkte
2. Atlas, Rise!:
So, Track Nummer zwei ist dann auch schon mehr als doppelt so lang wie der recht knackige Einsteiger - was übrigens auch für den Rest der Songs auf dem Album gilt. Auch diese Nummer war ja schon vorher veröffentlicht worden und wurde schon da von mir ausgesprochen schlecht bewertet. Hier versetzt man den Hörer zurück in die traurigen Zeiten von "Load"; das ganze klingt viel zu langsam und kraftlos. Dennoch erkennt man mit mehrfachem Hören ein paar ganz nette Grooves, die den Song wieder etwas aufpolieren.
5,5/10 Pkt.
3. Now That We're Dead:
So, hier geht es jetzt schon wieder deutlich eher ab. Der Groove des Songs könnte ohne weiteres vom Black Album stammen, man denkt natürlich sofort an "Enter Sandman", auch wenn dessen Klasse hier doch nicht erreicht wird, da der Refrain dann etwas abfällt. Trotzdem sicher einer der besseren Tracks des Albums.
7,5/10 Pkt.
4. Moth Into The Flame:
Die Single, die bei mir zum Erscheinen am besten wegkam, ist paradoxerweise auch die einzige, die mit mehrfachem Hören eher verliert als gewinnt. Geht zwar ganz flott nach vorne, ist dabei aber doch eine Spur zu simpel im Riffing und gleichzeitig von der Anlage des Songs her zu komplex, um zu einem echten Ohrwurm zu werden. Ist etwas schwierig zu beschreiben, aber wer den Song gehört hat, mag mir vielleicht zustimmen.
6/10 Pkt.
5. Dream No More:
Ein Song, der komplett im Mittelmaß versinkt. Zwar finden sich tatsächlich ein paar gute Ansätze, doch wartet man die ganzen sechseinhalb Minuten, dass das Gaspedal endlich voll durchgetreten wird; leider vergeblich. So ist der Song absolut verzichtbar.
5/10 Pkt.
6. Halo On Fire:
Mit über acht Minuten der längste Track der Scheibe und leider genauso lang wie langweilig. Der Vierer schlägt hier balladeske Töne an und hofft wohl, damit in die Richtung von "The Day That Never Comes" vom letzten Album zu gehen, scheitert dabei aber spektakulär. Bei James' Stimme bei den ruhigen Parts zieht sich in mir alles zusammen. Ist das echt der Typ, der "Hit The Lights" gesungen hat? Die Stellen mit härteren Gitarren hübschen dann zwar das Stück noch ein wenig auf, machen aber keinen entscheidenden Unterschied mehr.
5/10 Pkt.
7. Confusion:
So, die erste CD ist zuende, die Kaffeepause abgehalten und Teil zwei kann beginnen. Leider haut einen "Confusion" jetzt aber auch nicht direkt aus den Latschen. Ein paar gute Ideen sind auch hier wieder auf keinen Fall zu verkennen, allerdings wird das ganze halt absolut nicht zwingend und folglich verkommt auch dieser Track zu einem, der zwar "ganz nett" ist, aber halt auch nicht mehr.
6/10 Pkt.
8. ManUNkind:
Der einzige Song der Platte, auf dem Robert als Songwriter beteiligt war, klingt letztlich nicht wesentlich anders als der letzte Track. Einmal mehr verschwinden nette Riffideen im Midtempo-Mittelmaß. Negativ zu erwähnen wäre für die gesamte Platte vielleicht die Rolle Kirks, der nicht nur - unverschuldet - zum ersten mal songwriterisch überhaupt keinen Beitrag zu einem Metallica-Album leistet, sondern auch spielerisch ausgesprochen durchwachsene achtzig Minuten abliefert und das, obwohl Metallica nie als Band bekannt waren, die sich durch unglaubliches technisches Können auszeichnete.
6/10 Pkt.
9. Here Comes Revenge:
So, hier sind wir jetzt an dem Punkt angekommen, wo mir langsam die Worte ausgehen, um den immer gleichen Sachverhalt zu schildern. "Here Comes The Revenge" versucht sich an sehr ruhigen Strophen, die dann in einen härteren Refrain münden und auch das ist hier wieder absolut nicht schlecht umgesetzt, nur ist es halt auch nicht wirklich unterhaltend oder gar begeisternd. Das wäre aber eigentlich der Anspruch, den ich an ein Metallica-Album hätte.
6/10 Pkt.
10. Am I Savage?:
Ein weiterer Song der für dieses Album absolut typischen Art. Recht kraftvoll, aber auch über die gesamte Spielzeit im gleichen Midtempo durchgespielt. Es stimmt einen traurig zu sehen, dass die Herren ganz offensichtlich mittlerweile außer Stande sind, geile schnelle Nummern nach der Art von "Whiplash" oder "Fight Fire With Fire" zu schreiben. Auch dieser Track wieder ein typischer Track der Kategorie "okay".
5,5/10 Pkt.
11. Murder One:
So, hier folgt also der vielzitierte Motörhead-Tribut. Hätte ich mir vor dem ersten Hören sicherlich anders vorgestellt, denn mit der Musik von Lemmy hat das ganze hier reichlich wenig zu tun. Trotzdem ist das bis hier sicherlich der beste Song der zweiten CD. Bleibt zwar leider ebenfalls im gemäßigten Geschwindigkeitsbereich verhaftet, funktioniert aber wesentlich besser als die vorigen Stücke. Eine unter dem Strich gelungene Verbeugung.
7/10 Pkt.
12. Spit Out The Bone:
Zum Ende geht die Scheibe dann doch nochmal so richtig los. Der wahrscheinlich schnellste Track des Albums, man wird sich auf einmal wieder gewahr, dass man es ja mit einer Thrash Metal-Band zu tun hat. Geiles Headbang-Futter, wo man sich fragt, warum sich davon nicht viel mehr auf der Platte findet. Sehr starker Track!
8/10 Pkt.
Fazit:
Der Anfang und das Ende der Scheibe sind ziemlich geil, dazwischen finden sich dagegen über weite Strecken eher mittelmäßige und überdies noch extrem monotone Machwerke. Das ganze Album klingt, wie Chris an anderer Stelle schon ganz richtig angemerkt hat, über weite Strecken wie ein einziger langer Song, der sich minutenlang hinzieht. Im Durchschnitt ist das Ergebnis dann zwar kein richtiger Ausfall, zumal auch die schwächeren Songs ja handwerklich gut gemacht sind, doch einen Klassiker, wie er so einer großen Band würdig wäre, hat man auch hier erneut nicht vor sich, im Zweifel würde ich sogar "Death Magnetic" vorziehen. James, Lars und Co. gehen also mit diesem Album nicht unter, kranken allerdings vielleicht auch an den sehr hohen Erwartungen, denn für viele andere Bands wäre dieses Machwerk hier durchaus mehr als zufriedenstellend gewesen. Andererseits darf auch angemerkt werden, dass die Herren es sich da nicht zuletzt selbst schwer gemacht haben, indem sie Fans und Kritiker acht Jahre lang auf die Folter gespannt haben.