Seasons Of The Black

  • Kurz-Review: Rage - Seasons Of The Black:

    Und sie läuft und läuft, die Rage-Maschine und bringt wie ein schweizer Uhrwerk in regelmäßigen Abständen ihre Alben hervor. Dreiundzwanzig sind es mittlerweile an der Zahl und obwohl die Qualität zwischenzeitlich doch recht schwankte, hatte man mit "The Devil Strikes Again" einmal mehr ein bockstarkes Machwerk abgeliefert, das zurück zu den Wurzeln der Band ging. Nur ein Jahr später liegt also der Nachfolger "Seasons Of The Black" auf dem Plattenteller. Der Blick aufs Cover legt nahe, dass der Soundchaser wohl mittlerweile verschieden ist und das ist eigentlich sehr schade, denn die musikalische Leistung der Band ist einmal mehr exquisit. Egal ob thrashig-aggressiv oder melodiös-eingängig, Peavy und Co. wirken seit dem Weggang von Prog-Diktator Victor Smolski regelrecht entfesselt und geben eine ausgezeichnete Figur ab. Stellenweise fühlt man sich direkt an Alben wie "Trapped!" oder "The Missing Link" erinnert und kann auch qualitativ beinahe an diese heranreichen. Gerade Peavy selbst ist auch stimmlich wieder in großartiger Verfassung und klingt so urig und knarzig wie früher. Ansonsten fällt vor allem die abschließende "The Tragedy Of Man"-Reihe ins Auge, in der auf vier Songs in epischer Breite die Geschichte der Menschheit zelebriert wird, was dann letztlich in dem monumentalen "Farewell" mündet, das trotz orchestraler Arrangements keineswegs so kitschig und konstruiert wirkt wie auf dem furchtbaren "Lingua Mortis", sondern als ehrliches und gefühlvolles Machwerk überzeugen kann. Die Kirsche auf der Torte bilden jedoch die sechs Bonus-Songs, die noch aus Avenger-Zeiten stammen und jetzt mit aktueller Technik neu aufgenommen wurden. Die Tracks sind allesamt beinahe vergessene Perlen, die zum Glück diesmal im Gegensatz zur ersten Neuaufnahme von 1994 auch nicht nachträglich verfälscht wurden und so kann man jedem, der sich das Album zulegen will, nur die Doppel-CD-Version ans Herz legen. Würde man diese Tracks in seine Bewertung des Albums einbeziehen, hätte man hier wohl genreübergreifend eines der besten Alben des Jahres vor sich. Das zu tun bin ich zwar nicht willens, da man Peavy nicht für Songs feiern muss, die er in den Achtzigern geschrieben hat, doch auch so erreicht das Album beinahe die Klasse von "The Devil Strikes Again" (dessen rabiate, rohe Art mir doch noch einen Tacken besser gefällt als der etwas kontrolliertere neue Output) und ist jedem Fan von echtem Power Metal, der noch Eier hat und stellenweise richtig räudig klingt, zu empfehlen.

    TOPs: Season Of The Black; Serpents In Disguise; Blackened Karma; Septic Bite; All We Know Is Not; Farewell
    FLOP: Time Will Tell (hier wird's im Refrain doch einmal sehr cheesy)

    Strapped on the table
    The operation begins
    Caught in the fable
    The doctor is in...

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