Die Zeit zwischen den Jahren ist für Viele eine Phase der Muße. In postweihnachtlicher Ausgelassenheit wird gut gegessen und getrunken, man nimmt sich Projekten an, die man das Jahr über durch anderweitige Verpflichtungen nicht in Angriff nehmen konnte, Viele fahren in die Berge, um dort auf einem oder zwei Brettern die Hänge hinabzujagen.
Der Wintersport scheint auch den Schweden von Sadwings besonders am Herzen gelegen zu haben - zumindest liegt dieser Schluss nahe, wenn man den "Lonely Hero" auf dem Artwork der gleichnamigen Scheibe von 1985 betrachtet, der in typischer Snowboarder-Pose am vereisten Berghang verharrt, während er von futuristisch anmutenden Feinden attackiert wird. Doch nicht nur optisch, sondern auch musikalisch hatte das Album, das bedauerlicherweise das einzige des schonischen Quintetts blieb, Einiges zu bieten. Veröffentlicht via des kleinen aber feinen Criminal Response-Labels, das scheinbar ausschließlich während des Jahres 1985 aktiv war, aber immerhin auch das erste Album von Cobra, das seinerzeit schon Gegenstand unserer Songs des Tages wurde, verlegte, bot "Lonely Hero" auf acht Songs einen Querschnitt durch das damals übliche Repertoire einer ordentlichen Heavy Metal-Band. Von geradlinigen Rockern wie "Too Young" oder "Everybody Up" bis zum ruhigen Closer "Winternights" und vom spacig anmutenden "Evil Island" bis zum Siebziger-Jahre-Keyboard, das den Opener "Love In The Third Degree" unterlegt, decken Sadwings ein breites Feld meist sehr stilsicher ab. Ein besonderes Highlight stellt auch der Titelsong "Lonely Hero" dar, der zu den flotteren Nummern der Scheibe gehört, dabei aber ein gutes Händchen für interessante Melodieführungen beweist, die man so nicht allerorten hörte.
Dass sich Sadwings ihrer Qualitäten wohl bewusst waren, belegt der Umstand, dass sie 1987 trotz des bescheidenen kommerziellen Erfolgs ihres Debuts nach Amerika übersiedelten in der Hoffnung, dort einen dankbareren musikalischen Markt vorzufinden als in ihrer nordischen Heimat. Doch wie Fortuna mitunter spielt, gelang auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten der Durchbruch nicht; nach Verstreichen weiterer zwei Jahre kehrten Sadwings nach Schweden zurück und lösten sich wenig später auf. Gitarrist Peter Espinoza wirkte in späteren Jahren bald in Skandinavien, bald in den USA auf einem breiten stilistischen Feld zwischen Thrash und neoklassischem Metal, doch blieb das Schaffen seiner Ursprungsband dabei stets unerreicht, weshalb es eben auch diese ist, die heute unseren Musiktipp stellt.